Japan: Stabile aber niedrige Inflationsraten
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1. Die Stabilisierung des Inflationstrends setzte sich im April fort. Der nationale Verbraucherpreisindex stieg im April um 0,1 % mom (sb), sodass sich der Anstieg im Vorjahresvergleich auf 0,4 % beschleunigte. Die Kernrate (Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel) verharrte bei +0,5 % yoy. Zwar waren wie schon in den Vormonaten die Hauptpreistreiber alle Komponenten, die mit Rohöl bzw. Energie zu tun haben, allerdings hat deren Inflationsbeitrag im April abgenommen. Zudem dämpfte der Rückgang der Preise für frische Lebensmittel den allgemeinen Preisauftrieb. Darüber hinaus zeigen die bereits für den Monat Mai vorliegenden Daten für Tokio ebenfalls keine unmittelbare Beschleunigung der Inflationsdynamik auf nationaler Ebene im kommenden Monat an. Die Inflationsdaten für den April sind für die Bank of Japan nicht zuletzt deshalb von großem Interesse, weil mit dem Beginn des neuen Fiskaljahres eine Reihe administrierter Preise verändert werden. Dabei kommt es zu sich überlagernden Effekten, von denen nicht abzuschätzen ist, wie sie sich per Saldo auf die Verbraucherpreise auswirken.
2. Die Detailergebnisse der einzelnen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex zeigen, dass derzeit zum Anstieg der Gesamtinflation zwar weiterhin vor allem die Verteuerung all derjenigen Komponenten beiträgt, in die die gestiegenen Rohöl- und Energiepreise einfließen. Die Kosten für „Heizung, Strom und Wasser“ stiegen um 4,0 % yoy und auch die Preise im Bereich „Transport und Kommunikation“ legten um 1,0 % yoy zu. Aber während der Inflationsbeitrag dieser beiden Komponenten im März noch bei +0,52 Prozentpunkten lag, verringerte er sich im April auf +0,4 Prozentpunkte.
3. Weiterhin stiegen die Kosten in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+0,7 % yoy), „Bildung“ (+0,7 % yoy), „Wohnungsnutzung“ (+0,3 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (+0,2 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,4 % yoy). Rückläufig waren dagegen die Preise für „Lebensmittel“ (-0,4 % yoy), wozu in diesem Monat die Unterkomponente „frische Lebensmittel“ mit einem Rückgang um 0,9 % yoy nur geringfügig beigetragen hat. Darüber hinaus verbilligten sich „Haushaltswaren“ (-1,5 % yoy) sowie „Gesundheit“ (-1,1% yoy).
4. In den Protokollen ihrer Sitzung vom 10./11. April hat die Bank of Japan angedeutet, dass sie die Marktreaktionen auf das Ende der Politik der quantitativen Lockerung für übertrieben hält, insbesondere was das Tempo der Liquiditätsrückführung sowie das Profil möglicher Leitzinsanhebungen anbelangt. Erneut hat es die Bank unterlassen, eine Guidance an den Markt zu geben. Stattdessen hat sie es bei eher vagen Andeutungen (wie z.B. „Beibehaltung der geldpolitischen Akkomodation auch über das Ende der Liquiditätsrückführungen hinaus“) belassen. Der Präsident der BoJ, Fukui, hatte in der Vergangenheit diese Aussagen mehrfach wiederholt, ohne jedoch konkreter hinsichtlich des Zeitpfades zu werden.
5. Zwar behalten wir nach den heutigen Inflationsdaten unsere Einschätzung bei, dass die BoJ im Oktober ihre Nullzinspolitik mit einer ersten Zinsanhebung um 25 Basispunkte beenden wird. Hauptsäule unserer Argumentation ist die von uns prognostizierte moderate Inflationsentwicklung, die auch mittelfristig – ohne eine Anhebung des Tagesgeldsatzes im dritten Quartal – den Korridor der BoJ nicht nach oben verlassen dürfte. Vor dem Hintergrund einer gerade beendeten siebenjährigen Deflationsphase erscheint zudem die Angst vor stark steigenden Inflationsraten wenig glaubwürdig. Gleichzeitig sind am Markt bis zum Ende 2006 aber fast drei komplette Zinsschritte eingepreist. Wir halten dieses implizierte Maß an monetärer Straffung für ungerechtfertigt. Darüber hinaus besteht jedoch aufgrund der in der letzten Zeit zu beobachtenden Diskrepanz zwischen Worten und Taten der BoJ ein nicht von der Hand zu weisendes Risiko, dass sie unbedingt ein baldiges Ende der Nullzinspolitik anstrebt. Im März hatte sie unmittelbar nach dem Eintritt der selbst gesetzten Minimalkriterien die Politik der quantitativen Lockerung aufgegeben. Die damals angekündigte Rückführung der Überschussliquidität über „den Zeitraum mehrerer Monate“ ist aktuell an einem Punkte angelangt, an dem es bereits Aufwärtsdruck auf den Tagesgeldsatz gibt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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