Japan: Rezessionsrisiken noch nicht gebannt
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Die Hoffnungen auf eine weitergehende, wenn auch nur sehr zögerliche Konjunkturerholung in Japan haben zuletzt einen erneuten Dämpfer erhalten. Mit dem für Dezember gemeldeten Rückgang um 0,1 Prozent hat sich die Industrieproduktion zum vierten Mal in Folge abgeschwächt. Nach drei Wachstumsquartalen enttäuschte das Schlussquartal 2002, auch weil der Exportmotor aufgrund der Dollarschwäche derzeit mit niedrigerer Drehzahl läuft. Selbst wenn die wieder diskutierten Rezessionsszenarien angesichts eines noch stabilen privaten Verbrauchs überzogen erscheinen, hat sich zumindest das Wachstumsmomentum gegenüber 2002 merklich zurückgebildet.
Der Spielraum für stimulierende Maßnahmen bleibt begrenzt. Die hohe Staatsverschuldung erschwert neue Konjunkturprogramme und die extreme Niedrigzinspolitik der Bank of Japan zeigt bisher keine erkennbare Wirkung. Zudem wird das rohstoffarme Land vom gestiegenen Ölpreis belastet. Ein unverändertes Hindernis stellt die Krisenlage der Banken dar, die zu einer anhaltend restriktiven Kreditvergabe führt und damit weitere Unternehmen in Bedrängnis bringt. Positive Erwartungen richten sich auf die in den nächsten Wochen anstehende Nominierung des Gouverneurs der Bank von Japan, da hiervon eine expansivere Geldpolitik und gegebenenfalls die Einführung eines Inflationsziels erhofft wird. Angesichts der geopolitischen Spannungen wird die Umschichtungsbereitschaft in japanische Bonds vorerst noch erhalten bleiben, weshalb das aktuelle Zinsniveau mit Renditen von 0,8 Prozent für 10-jährige Staatsanleihen trotz Befürchtungen einer spekulativen Blase zunächst noch nicht merklich ansteigen dürfte.
Nikkei notiert auf 20-Jahres-Tief
Nach positivem Start ins neue Börsenjahr hat der japanische Aktienmarkt im Sog der globalen Börsenschwäche wieder nach unten gedreht. Vorerst bleibt der Irak-Konflikt, auch wegen der begleitenden Dollarschwäche, der dominierende Belastungsfaktor. Immerhin waren ausländische Investoren erstmals seit längerer Zeit wieder als Netto-Käufer aufgetreten, um den Japan-Anteil in ihren Portfolios zu erhöhen. Technologie-Titel profitierten von über den Erwartungen liegenden Ergebnissen, die einige US-Unternehmen in der gerade laufenden Berichtsaison vorgelegt hatten. Als vorübergehend belastender Sentimentfaktor liegt die Dollar-Schwäche über dem Kabutocho, während der entscheidende Durchbruch bei der Sanierung des Bankensektors noch auf sich warten lässt.
Saisoneffekte erwartet
Erst wenn sich nachhaltige Lösungsansätze im Umgang mit den problembehafteten Kreditportfolios der Geschäftsbanken abzeichnen, wird eine Ausweitung der Kreditvergabe wieder zu konjunkturellen Impulsen führen. Kurzfristig könnten sich für die japanische Börse wieder die schon mehrfach zu beobachtenden Saisoneffekte abzeichnen. Die Anfangsmonate werden oftmals von einem Abgabedruck überlagert, falls Geschäftsbanken, Versicherungen und auch größere Wirtschaftsunternehmen einen weiteren Abbau ihrer Überkreuz-Beteiligungen vornehmen. Auf der anderen Seite konnte sich im Vorfeld des näherrückenden Bilanzstichtags am 31. März mehrfach ein positives Saisonmuster durchsetzen, wenn Auslandsgewinne repatriiert werden und der heimischen Börse zufließen.
Der Ausblick für die japanische Börse bleibt vorerst unsicher. Die Anlageentscheidungen großer Kapitalsammelstellen wie Lebensversicherer oder Pensionsfonds werden eine bedeutende Rolle spielen. Begründete Hoffnungen auf erkennbare Reformvorhaben sollten dem Markt auf mittlere Sicht verbesserte Kurschancen eröffnen.
Quelle: Activest
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