Kommentar
17:10 Uhr, 31.07.2024

Japan: Ohne Yen-Schwäche geht es nicht

Regierung und Notenbank arbeiten gegeneinander. Man fragt sich dabei, was die Regierung an einer schwachen Währung stört. Ohne eine Abwertung des Yen haben es Wirtschaft und Aktienmarkt schwer.

Ob die Interventionen in der ersten Julihälfte dieses Mal eine nachhaltige Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten. Bereits Ende April und Anfang Mai intervenierte Japan auf dem Devisenmarkt und gab dafür 68 Mrd. USDS aus. Den Abwärtstrend des Yen hat es nur kurzzeitig gestoppt. Zusammen mit der Intervention im Juli hat Japan in diesem Jahr 100 Mrd. USD verbraucht. Das ist deutlich mehr als 2022 mit 63 Mrd. USD (Grafik 1).

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Japan verbraucht mehr Dollar und hat bisher weniger erreicht als 2022. Im Gegenzug sind die Währungsreserven von 1,42 Billionen Dollar auf 1,23 Billionen geschrumpft. Da Japan schon lange keinen systematischen Handelsbilanzüberschuss mehr hat, kann Japan die Reserven auch nicht wieder einfach aufbauen.


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Das Fehlen eines Handelsbilanzüberschusses bedeutet nicht, dass die Währung deswegen kontinuierlich abwerten muss. Japan hat viel Geld im Ausland investiert. Das Einkommen aus diesen Anlagen übersteigt die Defizite an anderer Stelle. Eine Abwertung der Währung könnte die Exporte hingegen ankurbeln und am Ende zu einem Handelsbilanzüberschuss führen. Die Exporte folgen der Währung mit ungefähr 18 Monaten Verzögerung (Grafik 2).

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Da Japans Bevölkerung schrumpft, sind Exporte einer der wenigen möglichen Wachstumstreiber. Das gilt nicht nur für die Exporte, sondern in der Folge auch für die Unternehmensgewinne. Diese steigen mit fallendem Yen (Grafik 3). Der Anstieg der Gewinne erklärt, weshalb der Nikkei in den vergangenen Jahren stark steigen konnte. Es hatte wenig mit einem Aufblühen der Binnenwirtschaft zu tun, sondern lediglich mit der Währung. Nikkei und Währung sind entsprechend seit vielen Jahren eng verknüpft (Grafik 4).

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Wieso sich die Regierung an der Abwertung stößt, ist unbekannt. Japan ist im internationalen Vergleich reformresistent. Weder Regierung noch Notenbank haben neben der Währung einen effektiven Hebel, um die Wirtschaft zu beleben und für eine positive Inflationsrate zu sorgen.

Inflation ändert nichts am Wohlstand im Land. Für einen Staat, der die höchste globale Verschuldung hat, ist Inflation allerdings wichtig. Japan hat nicht nur global die höchste Staatsverschuldung, auch die Steuerbelastung liegt im Durchschnitt der OECD. Große Steuererhöhungen können die Einnahmen nicht beleben.

Japan braucht Inflation, damit es das tun kann, was es immer getan hat: Nichts bzw. nicht zu reformieren. Vielleicht ist auch einfach das der Grund, weshalb die Regierung keine weitere Abwertung will. Es soll alles bleiben, wie es ist. Langfristig geht das nicht. Japan muss etwas ändern, sei es über eine anhaltende Abwertung der Währung oder endlich größere Reformen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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