Kommentar
12:37 Uhr, 02.03.2007

Japan: "Nullsummenspiel" bei der Inflation<br />

1. Im Januar waren die Inflationsraten geprägt von lauter „Nullen“. Sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kerninflationsrate wies im Vergleich zum Vorjahr eine Stagnation auf. Auch in den bereits für den Februar vorliegenden Inflationsdaten aus dem Großraum Tokio zeigt sich in den Jahresveränderungsraten eine absolute Preisniveaustabilität. Etwas mehr Bewegung wiesen immerhin die Veränderungen zum Vormonat auf. Der Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel stieg im Vergleich zum Dezember um 0,1 %. Rechnet man die Preisentwicklung bei den frischen Lebensmitteln hinzu, stagnierten die Verbraucherpreise auch im Monatsvergleich.

2. Die Entwicklung der Monatsveränderungsraten aus dem Großraum Tokio lassen jedoch nichts Gutes für die nationalen Inflationszahlen im Februar erwarten. Sowohl der Tokio CPI als auch der Tokio Kern-CPI wiesen Rückgänge gegenüber dem Januar auf. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preisniveaustabilität steigt damit das Risiko eines Rückgangs des Verbraucherpreisindex in den kommenden Monaten.

3. Die im Jahresvergleich weiterhin rückläufige Entwicklung der Rohstoffpreise wirkt sich bereits seit einigen Monaten dämpfend auf die Inflationsraten aus. Der Inflationsbeitrag der Unterkomponenten des Verbraucherpreisindex, in denen Energie und Rohstoffe enthalten sind, verringerte sich auf nur noch 0,12 Prozentpunkte. Noch im August betrug deren Inflationsbeitrag 0,37 Prozentpunkte. Diese Unterkomponenten „Heizung, Strom und Wasser“ und „Transport und Kommunikation“ verzeichneten im Januar äußerst moderate Preisanstiege von 1,0 % yoy bzw. 0,4 % yoy. Die ansonsten immer für kräftige Preisumschwünge prädestinierte Komponente „Lebensmittel“ verbilligte sich um 0,2 % yoy, die Preise für „frische Lebensmittel“ gaben sogar um 1,7 % yoy nach.

4. Die Detailergebnisse der übrigen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex sehen wie folgt aus: Es stiegen die Preise in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+0,6 % yoy), „Bildung“ (+0,7 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,1 % yoy). Dagegen verbilligten sich die Preise von „Haushaltswaren“ (-1,3 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,3 % yoy) sowie vom Schwergewicht im Verbraucherpreisindex „Wohnungsnutzung“ (-0,2 % yoy). Auch im Bereich „Gesundheit“ (-0,3% yoy), der in den vergangenen drei Monaten Preisanstiege verzeichnet hatte, gingen die Preise im Januar zurück.

5. Die heutigen Inflationsdaten dürften für die BoJ keine Überraschung darstellen und sie nicht von ihrem grundsätzlichen Kurs höherer Zinsen abbringen. Im Statement zu ihrer Zinserhöhung hat die BoJ ihren mittelfristigen Inflationsausblick beibehalten. Sie geht unverändert von steigenden Inflationsraten aus. Wir erwarten vorerst keine weiteren Leitzinserhöhungen. Daher ist u.E. der nächste wichtige Termin die Veröffentlichung des Halbjahresberichts Ende April, in dem die BoJ ihre neuen Prognosen für BIP-Wachstum und Inflation veröffentlicht. Aufgrund der mittelfristigen Ausrichtung der Geldpolitik dürfte daher auch ein möglicher Rückgang des Verbraucherpreisindex in den nächsten Monaten die BoJ nicht von ihrer grundsätzlichen Einstellung hinsichtlich des weiteren Inflationstrends abbringen. Selbst wenn dieses Szenario negativer Veränderungsraten des Verbraucherpreisindex eintritt, bedeutet dies u.E. nicht den neuerlichen Rückfall Japans in die Deflation, da es nur eine temporäre Reaktion auf Basiseffekte und fallende Rohstoffpreise darstellte. Die konjunkturelle Situation Japans ist heute ein völlig andere als zu Beginn der Deflation im Jahr 1998. Das Land befindet sich in der längsten Aufschwungsphase seit dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Unternehmen haben ihre Umstrukturierungen abgeschlossen, das Finanzsystem ist stabiler geworden und auch die Beschäftigungssituation hat sich stark verbessert. Vor diesem Hintergrund bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die BoJ eine weitere Normalisierung der Leitzinsen anstrebt und daher den Leitzins bis Jahresende weiter anheben wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten