Kommentar
17:02 Uhr, 27.04.2007

Japan: Keine Befreiung von negativen Inflationsraten <br />

1. Japan kann sich auch im März nicht von negativen Inflationsraten befreien. Sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kerninflationsrate (ohne die Komponente frische Lebensmittel) waren im Vergleich zum Vorjahr mit -0,1 % und -0,3 % im negativen Bereich. Keine Trendwende, aber erste vorsichtige Anzeichen für ein Ansteigen der Inflationsraten stellen die bereits für den April vorliegenden Daten aus dem Großraum Tokio dar. Für dieses Gebiet ist die Jahresveränderungsrate der Verbraucherpreise mit 0,2 % ausgefallen und die Kernrate ist mit 0,0 % immerhin nicht mehr negativ. Weniger Bewegung gab es bei den nationalen Verbraucherpreisen im Vergleich zum Vormonat. Die Gesamtrate stagnierte und die Kernrate zeigte einen leichten Rückgang von -0,1 %.

2. Die Entwicklung der Monatsveränderungsraten aus dem Großraum Tokio deuten zwar nicht auf einen starken Anstieg der nationalen Inflationsraten im nächsten Monat hin, offenbaren aber auch keine wiederaufkeimende Deflationsgefahr. Sowohl der Tokio CPI als auch der Tokio Kern-CPI sind mit 0,3 % bzw. 0,1 % gegenüber dem März angestiegen. Die Signale aus Tokio sind aber zu schwach, um bereits von positiven Inflationsraten in den kommenden Monaten sprechen zu können.

3. Die im Vorjahresvergleich weiterhin rückläufige Entwicklung der Rohstoffpreise wirkt sich bereits seit einigen Monaten dämpfend auf die Inflationsraten aus. Dementsprechend konnten auch die Unterkomponenten des Verbraucherpreisindex, in denen Energie und Rohstoffe enthalten sind, keinen positiven Beitrag zur Inflationsentwicklung leisten. Diese Unterkomponenten „Heizung, Strom und Wasser“ sowie „Transport und Kommunikation“ verzeichneten im März stagnierende Preise bzw. einen Rückgang um -1,1 % yoy. Die besonders volatile Komponente „Lebensmittel“ verteuerte sich um 0,8 % yoy, die Preise für „frische Lebensmittel“ stiegen sogar um 3,6 % yoy.

4. Die Detailergebnisse der übrigen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex sehen wie folgt aus: Es stiegen die Preise in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+0,4 % yoy), „Bildung“ (+0,8 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,2 % yoy). Dagegen reduzierten sich die Preise von „Haushaltswaren“ (-1,7 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,3 % yoy) sowie vom Schwergewicht im Verbraucherpreisindex „Wohnungsnutzung“ (-0,2 % yoy). Im Bereich „Gesundheit“ stagnierten die Preise.

5. Die Bank of Japan hat heute den Leitzins erwartungsgemäß bei 0,5 % belassen. Aus dem ebenfalls heute von der Bank of Japan veröffentlichten Ausblick für die Konjunktur und die Preise geht hervor, dass die heutigen Inflationszahlen für die BoJ keine Überraschung darstellen. Entsprechend ihren bisherigen Aussagen geht die BoJ mittelfristig unverändert von steigenden Inflationsraten aus. Für die Kerninflationsrate erwartet die BoJ ein Wert zwischen 0,0 % und 0,2 % für das Jahr 2007 und im Bereich von 0,4 % und 0,6 % für das Jahr 2008. Darüber hinaus prognostiert die BoJ für das Fiskaljahr 2007 und 2008 ein robustes BIP-Wachstum im Bereich zwischen 1,9 % bis 2,5 % bzw. 1,9 % bis 2,4 %. Aufgrund der mittelfristigen Ausrichtung der Geldpolitik dürfte daher auch der derzeitige Rückgang des Verbraucherpreisindex die BoJ nicht von ihrer grundsätzlichen Bereitschaft abbringen, die Zinsen im Verlauf des Jahres zu erhöhen. Die heute veröffentlichten Inflationszahlen liefern der BoJ aber keine Argumente für eine Zinserhöhung vor den Oberhauswahlen im Juli. Daher bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die nächste Zinserhöhung nicht vor dem Sitzungstermin der BoJ im August vorgenommen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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