Japan: Internationale Kreditkrise drückt auf die Stimmung
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1. Die Stimmungseintrübung auf hohem Niveau setzt sich bei den japanischen Firmen fort. Der Indexwert für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage sank bei den großen Industrieunternehmen im vierten Quartal von 23 auf 19 Punkte (Bloomberg-Median: 21 Punkte), bei den großen Dienstleistern von 20 auf 16 Punkte (Bloomberg-Median: 18 Punkte). Bei allen Großunternehmen gab es einen Rückgang des Indexwertes um 4 auf nunmehr 17 Punkte. Im Vergleich zu dem Stimmungseinbruch, den wir zurzeit in anderen großen Industrieländern vor allem in Euroland, aber zum Teil auch in den USA sehen können, erweist sich bei den japanischen Firmen die gute Laune als erfreulich standhaft.
Ein wenig gemischter sehen die kleinen und mittleren Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage im vierten Quartal an. Während die Dienstleistungsfirmen auch hier an einer Stimmungseintrübung leiden, verharrte das Sentiment bei den mittleren Industrieunternehmen auf dem Vorquartalsniveau (10 Punkte), und bei den kleinen Industrieunternehmen verbesserte sich sogar die Stimmung (+1 Punkt auf 2 Punkte). Dies kann als ein Indiz für die Robustheit der inländischen Nachfrage gewertet werden, denn gerade die mittleren und kleinen Industrieunternehmen sind üblicherweise stärker auf den Binnenmarkt als auf die Exporttätigkeit fokussiert. Dem widerspricht aber die Einschätzung, dass die japanischen Unternehmen insgesamt mit ihren internationalen Absatzperspektiven viel zufriedener sind als mit ihren nationalen. Zudem sehen sie trotz der sich verschlechternden globalen Konjunkturaussichten eine Verbesserung der Bedingungen auf den internationalen und eine Verschlechterung auf den heimischen Märkten.
Leider zeigt sich für das erste Quartal 2008 überall eine weitere Verschlechterung der Erwartungen. Am pessimistischsten sind noch immer die kleinen Unternehmen, vor allem im Dienstleistungssektor. Es sind ebenfalls die kleinen Firmen, die ihre Erwartungen für das Startquartal des kommenden Jahres am stärksten zurückschraubten. Doch auch bei den mittelgroßen Unternehmen und den Großindustriebetrieben zeigt sich ein merkliches Minus in den Indexwerten.
2. Viel erfreulichere Antworten kamen hingegen bei den anderen Teilfragen. Die Umsatzperspektiven für das Fiskaljahr 2007 wurden nach oben korrigiert. Über alle Unternehmensgrößen und Sektoren hinweg wird nunmehr ein Umsatzplus um 3,4 % erwartet (zuvor 2,7 %). Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass sich die japanischen Unternehmen endlich in der Lage sehen, gestiegene Inputpreise in Form von steigenden Outputpreisen an die Konsumenten weitergeben zu können. Wohl auch deshalb hat sich ihre Einschätzung bezüglich der Gewinnerwartungen aufgehellt. Für das Fiskaljahr 2007 revidierten die Industrieunternehmen ihre Gewinnprognosen auf 2,4 % nach oben (zuvor 1,8 %). Zwar erwarten die Dienstleister weiterhin Gewinneinbußen, doch diese dürften nicht so stark ausfallen wie noch im dritten Quartal gedacht. Eine positive Überraschung gab es bei den Investitionsplänen. Diese wurden bei den Großunternehmen für das Fiskaljahr 2007 um 1,7 Prozentpunkte auf 10,5 % nach oben korrigiert. Über alle Unternehmensgrößen und Sektoren hinweg planen die japanischen Firmen ihre Investitionstätigkeit gegenüber dem Vorfiskaljahr um 6,8 % auszuweiten, während bei der letzten Tankan-Umfrage noch von 4,9 % ausgegangen worden war. Der Wehrmutstropfen ist erwartungsgemäß die Einschätzung, dass unzureichend qualifiziertes Personal akquiriert werden könne. Bei der Beschäftigungssituation verschärfen sich die Probleme nach Auffassung der Unternehmen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich hier die Sorgenfalten in den kommenden Jahren glätten werden, wenn ein Großteil der Baby-Boom-Generation das Rentenalter erreicht.
3. Ein Hinweis dafür, dass in Japan keine Kreditkrise herrscht, verbirgt sich in der Teilfrage nach dem Kreditgewährungsverhalten von Finanzinstitutionen. Die deutliche Mehrheit der Unternehmen schätzt die Kreditvergabekonditionen als unverändert locker („accommodative“) ein. Auch sehen sich die Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal keiner Verschärfung bei der Kreditgewährung gegenüber.
4. Die heutige Tankan-Umfrage stimmt zuversichtlich für die japanische Wirtschaftsentwicklung, obwohl sich das Sentiment bezüglich der Lagebeurteilung und der Erwartungen überraschend stark eingetrübt haben. Man kann in Japan nach wie vor von einer guten Stimmung bei den Unternehmen sprechen. Auch spüren die Firmen die Kreditkrise bei der eigenen Finanzierungstätigkeit bislang nicht. Es scheint, als drücke die gestiegene Unsicherheit über die globale Wirtschaftsentwicklung auf die Stimmung in Japan. Dabei expandiert die Volkswirtschaft weiterhin robust. Eine ausgeprägte Konjunkturdelle aufgrund der Kreditkrise ist in Japan nach wie vor unwahrscheinlich. Wir erwarten auch für die kommenden zwei Jahre BIPWachstumsraten um oder knapp unter der Potenzialrate.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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