Kommentar
14:09 Uhr, 28.06.2007

Japan: Industrie schwächelt weiter auf hohem Niveau

1. Die Industrieproduktion in Japan ist im Mai überraschend um 0,4 % im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen. Die Märkte hatten mit einem Anstieg gerechnet (Bloomberg-Median: 0,9 %, DekaBank: 0,2 %). Gebremst haben vor allem die Bereiche Informationselektronik (-6,7 % mom) und elektronische Bau- und Ersatzteile (electronic parts and devices / -2,7 % mom). Letzterer Bereich war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Expansionsmotor für die Industrie, seit einiger Zeit zeichnet sich jedoch in diesem Teilbereich ein kräftiger Aufbau der Lagerbestände ab. Zugleich hat sich hier die Produktion seit der zweiten Jahreshälfte 2006 abgeschwächt, was sich auf die Industrieproduktion insgesamt negativ auswirkt. Die Verlangsamung der Produktion im Bereich elektronische Bau- und Ersatzteile hat zumindest dazu geführt, dass sich die Lagerbestände zuletzt nicht mehr weiter aufgebaut haben. Dennoch dürfte es noch einige Zeit dauern, bis der Bereich elektronische Bau- und Ersatzteile erneut als Wachstumsmotor für die Industrie fungieren kann.

Im Mai übernahmen die exportorientierten Branchen das Ruder. Die wichtigsten drei haben sich, auch gestützt durch den schwachen Außenwert des Yen, dynamisch entwickelt (allgemeine Maschinen 3,6 % mom, elektrische Maschinen 1,5 % mom, Transportmittel 2,0 % mom). Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Indexwertes der Industrieproduktion insgesamt hat sich im Mai nur leicht nach unten bewegt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat beschleunigte sich das Expansionstempo der Industrieproduktion sogar auf 3,7 % (April: 2,2 % yoy).

Das japanische Wirtschaftsministerium war für den Mai zum wiederholten Mal hoffnungslos zu optimistisch und erwartete einen Anstieg der Industrieproduktion um 1,8 % mom. Für Juni prognostiziert das Ministerium nun einen Anstieg um 1,9 % und für Juli um 1,7 %.

2. Zusammen mit den Daten zur Industrieproduktion werden als wichtige Indikatoren auch die Lagerbestände und die Auslieferungen für Investitionsgüter veröffentlicht. Die Lagerbestände im verarbeitenden Gewerbe wurden im Mai um 0,3 % im Vormonatsvergleich abgebaut, damit wurde der Aufbau vom April fast gänzlich wettgemacht. Anhand des gleitenden Dreimonatsdurchschnitts gerechnet setzte sich der seit Februar anhaltende leichte Abbautrend fort. Für eine nachhaltige Beschleunigung der Industrieproduktionsdynamik sollte der Lagerabbau jedoch in stärkerem Ausmaß voranschreiten, denn das Lagerniveau im verarbeitenden Gewerbe ist immer noch recht hoch. Erst wenn sich die Lagerbestände merklich reduziert haben, dürften die Unternehmen in nennenswertem Ausmaß die Produktion ausweiten. Bis dahin kann eine zusätzliche Nachfrage aus dem Lager bedient werden. Die Auslieferungen für Investitionsgüter, die ein guter Indikator für die quartalsweise veröffentlichten gewerblichen Investitionen (capex) darstellen, haben sich im Mai – nach dem guten Start ins zweite Quartal – mit einem Rückgang um 0,1 % mom abgeschwächt. Der bisherige Quartalsdurchschnitt stimmt jedoch zuversichtlich, dass die gewerblichen Investitionen im zweiten Quartal im Vergleich zum Jahresbeginn an Dynamik zulegen können.

3. Die Industrieproduktion zeigt weiterhin eine Schwäche, allerdings auf hohem Niveau. Unverändert läuft die Produktion in der Industrie jedoch den Auftragseingängen und der Kapazitätsauslastung davon. Der Lagerabbautrend setzt sich zwar fort, ist aber nur schwach ausgeprägt. Alles in allem dürfte es noch einige Monate dauern, bis die Industrieproduktion wieder merklich Fahrtempo aufnimmt. Zugleich halten wir einen Einbruch der Produktion derzeit ebenfalls für unwahrscheinlich.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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