Kommentar
15:48 Uhr, 23.08.2007

Japan: Finanzmarktturbulenzen verhindern Zinserhöhung

1. Die Bank of Japan hat den Leitzins bei 0,50 % belassen. Die Abstimmung im Zentralbankrat erfolgte mit einer Gegenstimme. Wie bereits bei der Zinsentscheidung im Juli stimmte nur Atsushi Mizuno gegen unveränderte Leitzinsen.

2. Im gleichzeitig veröffentlichten Statement zum Monatsbericht lässt die BoJ keinen Kurswechsel erkennen, sondern lediglich eine Verschiebung der Fortsetzung der geldpolitischen Normalisierung. Die BoJ betont nach wie vor die robuste realwirtschaftliche Lage und behält einen positiven Ausblick für den weiteren konjunkturellen Verlauf bei. Das heißt, dass die BoJ durch die aktuellen Finanzmarktturbulenzen keine Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Aktivität sieht und auch zukünftig nicht erwartet. Das aktuelle Zinsniveau wird von der BoJ als akkomodierend bezeichnet. Die unveränderte Einschätzung der fundamentalen Situation betrifft auch den Ausblick für die Inflationsentwicklung. Hier geht die BoJ davon aus, dass die weiterhin bestehende positive Outputlücke mittelfristig auch zu positiven Inflationsraten führt, wenngleich kurzfristig noch mit stagnierenden oder leicht rückläufigen Preisen zu rechnen ist.

3. Die aktuellen von der Krise am US-Hypothekenmarkt ausgehenden Finanzmarktturbulenzen scheinen die BoJ verunsichert zu haben. Vor allem nachdem die amerikanische Notenbank am 17. August überraschend den Diskontsatz um 50 Basispunkte senkte. Gleichzeitig entsteht aber wieder Mal der Eindruck, dass sich die BoJ dem politischen Druck nicht entziehen konnte, nachdem aus Regierungskreisen bereits öffentlich die Ablehnung einer Zinserhöhung verbreitet wurde und der BoJ teilweise sogar zu einer Zinssenkung geraten wurde. Bei einem neutralen Zinssatz in Japan von ungefähr 2 % wäre die Zinsanhebung heute allenfalls für die Zinsbelastung aus der hohen japanischen Staatsverschuldung von großer Bedeutung gewesen.

4. Wir gehen davon aus, dass die BoJ grundsätzlich an ihrem Kurs der geldpolitischen Normalisierung festhält und die Zinsen weiter erhöhen wird. Allerdings sehen wir dieses Jahr nur noch einen Zinsschritt um 25 Basispunkte im Oktober auf dann 0,75 %. Für 2008 erwarten wir den ersten Zinsschritt auf 1,0 % jetzt im Februar.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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