Japan: Deflation meldet sich zurück
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1. Keine guten Nachrichten von der Deflationsfront: Der nationale Verbraucherpreisindex ist im Mai um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (saisonbereinigt) gesunken. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres fielen die Preise sogar um 0,5 %. Die Kerninflationsrate ohne die Komponente frische Lebensmittel sank im Vormonatsvergleich um 0,2 % und im Vorjahresvergleich um 0,3 %. Einzig die Daten aus dem Großraum Tokio für den Juni lassen ein wenig Hoffnung auf eine Verbesserung in der Zukunft aufkeimen. Dort stiegen die Preise um 0,2 % mom, fielen aber im Vorjahresvergleich nur noch um 0,1 %.
2. Die Gründe für die kräftigen Rückgänge der Inflationsraten in den vergangenen beiden Monaten werden beim Blick in die Komponenten deutlich. Wieder einmal sorgten die stark schwankenden Preise der frischen Lebensmittel (Mai: -4,7 % yoy) für einen stark dämpfenden Effekt, nachdem sie bereits im April um 4,8 % gesunken waren. Und auch die Kosten für das Gesundheitswesen gaben wiederum nach. Im April waren die Effekte von Preiserhöhungen, die zwölf Monate vorher in diesem Bereich durchgesetzt wurden, ausgelaufen (siehe rechtes Schaubild auf der nächsten Seite). Dies hatte zur Folge, dass die Preise im Mai 1,2 % yoy gefallen sind. Noch im März verteuerten sich die Leistungen im Bereich Gesundheit um 3,6 % yoy.
3. Die restlichen Komponenten im Detail: Nichtsaisonbereinigt stiegen lediglich die Preise für Bildung (0,8 % yoy) und für Güter und Dienstleistungen im Bereich "Sonstiges" (1,1 % yoy). Trotz der stark gefallenen Kosten für frische Lebensmittel blieben die Preise der gesamten Gruppe "Lebensmittel" konstant. Dagegen fielen die Preise am stärksten für Möbel und Haushaltswaren (-3,5 % yoy), Bücher und Freizeit (-1,4 % yoy) und Transport und Kommunikation (-0,9 % yoy). Darüber hinaus verbilligten sich die Kosten für Bekleidung und Schuhe im April um 0,5 % yoy die für Heizung, Strom, Wasser um 0,5 % yoy, und die für Wohnungsnutzung um 0,2 % yoy.
4. Unter Marktteilnehmern wird derzeit wieder verstärkt über das näher rückende Ende der Nullzinspolitik der BoJ diskutiert. Offiziell geht die Notenbank weiterhin von fallenden Preisen im Fiskaljahr 2004 aus. Vertreter der BoJ haben öffentlich immer wieder betont, dass die Nullzinspolitik nicht eher aufgegeben werde, bis die Verbraucherpreisinflation positiv sei und keine Gefahr eines erneuten Rückgangs drohe. Allerdings hat die BoJ offen gelassen, wie viel Zeit dann vergehen wird, bevor sie ihre Geldpolitik verändert. Zudem hat sie ebenfalls nicht konkretisiert, auf welche Art das Ende der Nullzinspolitik erfolgen könnte. Darüber hinaus bleib unklar, welche geldpolitische Strategie, v.a. in Bezug auf die Höhe der Inflation, sie danach verfolgen will.
5. Sollte die Inflation dereinst positiv werden, kann es aufgrund der im Finanzsystem vorhandenen hohen Liquidität zu einem Überschiessen der Preise kommen, d.h. die Inflation kann deutlich über das von der BoJ akzeptierte Maß hinaus ansteigen. Vor diesem Hintergrund besteht das Risiko, dass die BoJ dem Überschiessen mit einer frühzeitigen geldpolitischen Maßnahme begegnet. Wir gehen allerdings davon aus, dass die BoJ aus ihren Fehlern vom Jahr 2000, als sie ebenfalls trotz anhaltender Deflation auf Inflationsbefürchtungen mit einer Zinserhöhung reagierte, gelernt hat. Damals hat sie damit dem Konjunkturaufschwung nachhaltig geschadet. Nach den heutigen Inflationsdaten dürfte die Diskussion um das Ende der Nullzinspolitik in den nächsten Monaten in den Hintergrund treten. Wir halten daher eine Straffung der Geldpolitik, in welcher Ausprägung auch immer, vor dem Ende nächsten Jahres für wenig wahrscheinlich.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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