Japan boomt - zumindest auf dem Papier
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1. Die japanische Wirtschaft boomte im ersten Quartal. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man einen Blick auf die heute veröffentlichten Daten zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts wirft. Mit einem Plus von 1,3 % gegenüber dem Vorquartal (5,3 % ann.) fiel das Wachstum beinahe so stark aus wie im ersten Quartal 2004. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg um 0,6 % qoq (DekaBank: 0,5 % qoq). Der Anstieg relativiert sich allerdings bei der nominalen Betrachtungsweise. Angesichts eines Rückgangs des BIP-Deflators um 1,2 % gegenüber dem Vorjahr bleibt nominal lediglich ein Anstieg um 0,6 % qoq übrig.
Rein rechnerisch war Japan damit die Wachstumslokomotive Nummer 1 unter den Industrieländern, denn sowohl Deutschland und vor allem auch die USA wuchsen im ersten Quartal weniger dynamisch. Dass sich aber dennoch nicht das Gefühl einstellen will, dass sich Japan in einer wirtschaftlichen Boomphase befindet, liegt daran, dass das kräftige Wachstum im ersten Quartal bei weitem nicht den tatsächlichen Zustand der japanischen Wirtschaft widerspiegelt. Das starke Wachstum ist vielmehr das Resultat einer ausgesprochen starken Entwicklung im Januar. Seither hat sich die wirtschaftliche Aktivität wieder deutlich abgeschwächt.
2. Die treibenden Kräfte hinter dem starken Wachstum im ersten Quartal sind schnell identifiziert. Mit einem Plus von 1,2 % gegenüber dem Vorquartal sorgte allein der private Konsum für einen Wachstumsbeitrag von 0,6 Prozentpunkten. Dieser Anstieg dürfte einerseits auf die günstige Arbeitsmarktentwicklung im Januar (allein in diesem Monat wurden 470.000 neue Stellen geschaffen) zurückzuführen sein. Andererseits stiegen die ebenfalls zu Jahresbeginn ausgezahlten Winterboni im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls deutlich an. Sowohl die Entwicklung am Arbeitsmarkt als auch die Lohnentwicklung haben sich seither aber wieder deutlich abgeschwächt. Daneben leisteten die Vorratsinvestitionen mit +0,4 Prozentpunkten den stärksten positiven Wachstumsbeitrag. Ein Zeichen gesunden Wachstums ist dies allerdings nicht. Es dürfte vielmehr Ausdruck einer Nachfrageschwäche insbesondere im IT-Sektor sein. Nachdem dies bereits das zweite Quartal in Folge mit einem kräftigen Lageraufbau ist, ist in den nächsten Quartalen von dieser Seite mit einem negativen Rückpralleffekt zu rechnen. Ausgesprochen positiv entwickelten sich die gewerblichen Investitionen, welche um 2,0 % gegenüber dem Vorquartal zulegen konnten.
Enttäuscht hatten hingegen die Exporte. Nach zwölf Anstiegen in Folge war im ersten Quartal erstmals ein Rückgang um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal zu verzeichnen. Hier hat vor allem die Nachfrage aus dem asiatischen Raum deutlich nachgelassen. Obwohl das kräftige Wirtschaftswachstum in China auch im ersten Quartal keinen Abbruch fand, war doch eine Verschiebung der Wachstumsstruktur zur verzeichnen, die sich negativ auf japanische Exporte nach China auswirkt. Bisher war das Wachstum in China sehr stark durch die Investitionstätigkeit getrieben, was sich vor allem in einer starken Nachfrage nach japanischen Investitionsgütern niederschlug. Die Bemühungen der chinesischen Regierung, einer Überhitzung in einzelnen Bereichen der Wirtschaft entgegen zu wirken, zeigen nun allerdings langsam ihre Wirkung, d.h. die Investitionstätigkeit schwächt sich ab. Darunter leidet die Nachfrage nach japanischen Investitionsgütern. Zwar wird die schwächere Investitionstätigkeit in China durch ein stärkeres Wachstum des privaten Konsums kompensiert, doch der Anteil der japanischen Konsumgüterexporte nach China ist zu gering, um den Rückgang der Investitionsgüterexporte wettzumachen.
3. Trotz der positiven Überraschung vom heutigen Tag stellt sich der Ausblick nicht ganz so rosig dar. Zwar rechnen wir auch in den nächsten Quartalen mit einer stabilen Konsumtätigkeit, die Dynamik vom ersten Quartal dürfte aber ein Einmalerlebnis bleiben. Auch die Investitionstätigkeit sollte sich angesichts weiter steigender Unternehmensgewinne weiterhin positiv entwickeln. Fraglich ist hingen, inwieweit die Exporttätigkeit in den nächsten Quartalen positiv zum Wachstum beitragen kann. Nicht nur die Entwicklung in China, sondern auch die erhoffte Erholung der IT-Branche dürfte hier von großer Bedeutung sein. Insgesamt rechnen wir deshalb in den nächsten Quartalen mit deutlich moderateren Wachstumsraten. Durch das höher als erwartete Wachstum im ersten Quartal ergibt sich aber dennoch Aufwärtsrevisionsbedarf für unsere Jahresprognose. Dieser dürfte sich nach aktuellem Kenntnisstand auf bis zu vier Zehntelprozentpunkte gegenüber unserer bisherigen Jahresdurchschnittsprognose von 0,8 % belaufen. Vor der endgültigen Revision möchten wir allerdings die zweite Veröffentlichung des BIP abwarten, die dann auch genauere Informationen über die Bruttoanlageinvestitionen enthalten sollte. Hinzu kommt, dass die Vorratsinvestitionen traditionell sehr revisionsanfällig sind, was angesichts des hohen Wachstumsbeitrags im ersten Quartal nicht zu vernachlässigen ist.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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