Kommentar
16:32 Uhr, 12.06.2006

Japan: BIP-Wachstum deutlich nach oben revidiert

1. Die wirtschaftliche Expansion in Japan war zu Beginn des Jahres deutlich kräftiger als zunächst veröffentlicht. Die Revision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das erste Quartal 2006 ergab, wie von den von Bloomberg befragten Analysten erwartet, dass das reale Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 % (bisher: 0,5 %) zugenommen hat. Der starke Rückenwind kam von der Binnennachfrage: Die privaten Konsumausgaben wurden um 0,5 % qoq (bisher: 0,4 %), die Staatsausgaben um 0,2 % (bisher: 0,1%) ausgeweitet. Somit trugen die Konsumausgaben mit insgesamt 0,3 Prozentpunkten zum Wachstum des realen BIP bei. Einen noch stärkeren Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten lieferten die Investitionen. Obwohl die Vorratsinvestitionen nach unten revidiert wurden, stiegen die Gesamtinvestitionen im Vergleich zum Vorquartal um kräftige 2,3 % (bisher: 1,0 %), was insbesondere auf die deutliche Ausweitung der Anlageinvestitionen um 2,1 % qoq (bisher: 0,4 %) zurückzuführen war. Letzteres wurde vor allem von der starken Dynamik der gewerblichen Investitionen gespeist, die um 3,1 % qoq (bisher: 1,4 %) zunahmen.

Die starke Binnennachfrage wird in der Aufwärtskorrektur bei den Importen nochmals verdeutlicht. Sie stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 3,5 % (bisher: 3,0 %) an. Der Exportzuwachs blieb unverändert bei 2,7 % qoq, sodass der Außenbeitrag geringer war als zunächst angenommen. Daher reduzierte sich dessen Wachstumsbeitrag von ursprünglich 0,1 auf 0,0 Prozentpunkte. Der gesamtwirtschaftliche Deflator wurde leicht auf -1,2 % yoy nach oben korrigiert (vorher -1,3 %). Somit legte sogar das nominale BIP um 0,4 % im Vergleich zum Vorquartal zu.

2. Gleichzeitig mit der BIP-Revision wurde heute das Verbrauchervertrauen für den Monat Mai veröffentlicht. Der Index für alle Haushalte verschlechterte sich auf 49,9 Punkte. Die Analysten waren deutlich zu optimistisch (Bloomberg-Median: 50,6 Punkte; DekaBank: 50,8 Punkte). Der Rückgang kam aber insofern überraschend, als der Index im April das erste Mal seit über 15 Jahren einen Wert von über 50 Punkten erreicht hatte. Demnach war im April die Mehrheit der japanischen Konsumenten optimistisch eingestellt, was jedoch für den Mai knapp nicht mehr galt. Berücksichtigt man die Einpersonenhaushalte nicht, sank der Index von 50,0 auf 49,8 Punkte.

3. Eine Reihe von bereits veröffentlichten Daten deuten auf eine Fortsetzung der kräftigen Expansion der japanischen Volkswirtschaft im April hin. So verzeichneten insbesondere die Auftragseingänge, die Industrieproduktion und die Auslieferungen von Investitionsgütern deutliche Zuwächse. Immer mehr Indikatoren zeigen jedoch eine Verlangsamung des Expansionstempos im weiteren Verlauf des zweiten Quartals auf: Unter anderem waren die Indizes des Economy Watchers Survey und des Verbrauchervertrauens im Mai rückläufig. Wir rechnen nach einem kräftigen Start im April mit einer schwächeren Dynamik im weiteren Verlauf des zweiten Quartals. Ab dem dritten Quartal nimmt das Wachstumstempo dann wieder zu. Angesichts dieses Konjunkturbildes verbleibt unsere Prognose für das reale BIP-Wachstum 2006 bei 2,8 % und für 2007 bei 2,4 %. Die Hauptaussage ist unverändert: Der japanische Aufschwung basiert auf dem soliden Fundament der sich dynamisch entwickelnden Binnennachfrage.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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