Japan: Aufschwung weiterhin intakt
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1. Das japanische Bruttoinlandsprodukt expandierte im zweiten Quartal mit einem Plus von 0,3 % qoq (1,1 % ann.) nicht ganz so stark wie erwartet. Die von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch wir hatten einen Anstieg um 0,5 % qoq bzw. 1,9 % ann. prognostiziert. Mit einem Rückgang von 0,8 % gegenüber dem Vorjahr liegt der BIP-Deflator weiterhin im negativen Bereich. Auf nominaler Basis blieb das BIP im zweiten Quartal dadurch unverändert. Trotz der leicht negativen Überraschung gegenüber den Markterwartungen sind die heute Morgen veröffentlichten Daten durchaus positiv zu bewerten, denn sie sind ein weiterer Beleg dafür, dass der seit Jahren erhoffte binnenwirtschaftlich getragene Aufschwung weiterhin intakt ist. Ursächlich für das niedrigere Gesamtwachstum war ein negativer Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten seitens der Lagerinvestitionen, was an sich keine ungünstige Entwicklung darstellt. Der leichte Lagerabbau dürfte einerseits für eine starke Nachfrage sprechen. Andererseits ist in einem der nächsten Quartale mit einem Rückpralleffekt zu rechnen, was sich dann wiederum positiv auf das Wachstum auswirken wird. Für unsere bisherige Wachstumsprognose von 1,3 % in 2005 ergibt sich dadurch leichter Aufwärtsrevisionsbedarf.
2. Der Blick auf die wichtigsten Aggregate zeigt Folgendes: Der private Konsum legte mit 0,7 % qoq gegenüber dem Vorquartal noch einmal deutlich zu. Dadurch ergab sich ein Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten. Diese Entwicklung überrascht vor dem Hintergrund der stetigen Erholung am Arbeitsmarkt kaum. Die Arbeitslosenquote notiert im Juni mit 4,2 % auf dem niedrigsten Stand seit 1998, die Relation von offenen Stellen zu Bewerbern befindet sich mit 0,96 auf dem höchsten Stand seit 1992 und verbessert sich stetig (ein Wert kleiner eins bedeutet, das es mehr Bewerber als offene Stellen gibt). Viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass die Unternehmen stärker dazu übergehen offenen Stellen mit Vollzeitkräften und nicht wie bislang überwiegend durch Teilzeitkräfte zu besetzen. Alles in allem ergibt sich dadurch nicht nur eine stetige Verbesserung der Einkommenslage sondern auch die Zukunftsperspektive der Haushalte hellt sich deutlich auf, was die Konsumbereitschaft der japanischen Konsumenten auch in den nächsten Quartalen nachhaltig heben dürfte.
Auf der Unternehmensseite zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei den gewerblichen Investitionen steht ein vorläufiges Plus von 2,2 % im Quartalsvergleich zu Buche. Ein anhaltend kräftiges Gewinnwachstum sowie die stetig steigende Zahl an erfolgreich abgeschlossenen Unternehmensrestrukturierungen haben die Investitionsbereitschaft japanischer Unternehmen deutlich erhöht. Hinzukommt die Tatsache, dass der Investitionsstau der vergangenen Jahre Ersatzinvestitionen dringend notwendig macht. Insofern ist auch von dieser Seite in den nächsten Quartalen mit kräftigen Zuwachsraten zu rechnen. Dafür spricht auch der jüngste Tankan-Bericht, wonach die japanischen Unternehmen ihre Investitionspläne in den vergangenen Monaten deutlich nach oben revidiert haben. Nach drei Quartalen negativer Wachstumsbeiträge von Seiten der Nettoexporte entwickelten sich die Exporte im zweiten Quartal erstmals wieder stärker als die Importe. Starke Wachstumsimpulse sind von dieser Seite allerdings auch in den nächsten Quartalen kaum zu erwarten. Einerseits entwickeln sich die Exporte insbesondere nach China weiterhin eher moderat, andererseits dürften sich die Importe aufgrund der starken Binnennachfrage auch in Zukunft recht dynamisch entwickeln.
3. An der politischen Front vollziehen sich indessen interessante Entwicklungen. Ersten Meinungsumfragen zufolge scheint Ministerpräsident Koizumi vom Post-Debakel am Montag zu profitieren. Sowohl die Zustimmungsraten für die Regierung als auch die LDP sind in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Offensichtlich findet die Post-Privatisierung bei der Bevölkerung besseren Anklang als in den Reihen der LDP. Mittlerweile mehren sich auch Spekulationen, dass bei einigen der bisherigen Reformgegner ein Meinungsumschwung einsetzt. Insofern erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass die bisherige Regierungskoalition aus den Unterhauswahlen am 11. September als Sieger hervorgeht. Unter diesen Umständen dürfte es auch eine erneute Abstimmung über das Gesetz zur Post-Privatisierung geben, dessen Erfolgschancen unter der Führung eines wiedererstarkten Premierministers Koizumi deutlich steigen dürften.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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