Kommentar
13:38 Uhr, 27.08.2004

Japan: Arbeitsmarkt enttäuscht erneut

1. Die japanischen Arbeitsmarktdaten haben den dritten Monat in Folge enttäuscht. Wie heute Morgen vermeldet wurde, ist die Arbeitslosenquote im Juli überraschend auf 4,9 % gestiegen, nachdem sie noch im Vormonat bei 4,6 % lag (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 4,6 %). Wenn man den Daten noch etwas Positives abgewinnen möchte, dann war dies die Tatsache, dass im Juli mehr Personen den Weg zurück in den Arbeitsmarkt gesucht haben. Während in den vergangenen beiden Monaten die Arbeitslosenquote nur deshalb sank bzw. konstant blieb, weil sich mehr Personen aus dem Pool der Erwerbspersonen verabschiedet haben als Arbeitsplätze abgebaut wurden, stieg die Zahl der Erwerbspersonen im laufenden Monat um 320.000 Personen. Gleichzeitig wurden aber nur 90.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

2. Die Relation von offenen Stellen zu Bewerbern stieg hingegen leicht von vormals 0,82 auf aktuell 0,83, was in leichtem Widerspruch zur Entwicklung der Arbeitslosenquote steht. Ein Niveau unter Eins bedeutet, dass es für die Bewerber zu wenig offene Stellen gibt. Die Arbeitsmarktdaten haben vor allem deshalb überrascht, weil das Verbrauchervertrauen eigentlich auf eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage hingedeutet hatte. Im Juli hat es dort in der Unterkategorie Arbeitsmarktbedingungen den bei weitem stärkste Anstieg gegeben. Dies deckt sich zwar mit dem Anstieg der Erwerbspersonen, offensichtlich stehen für die Rückkehrer aber nicht genügend Arbeitsplätze zu Verfügung.

3. Für wenig Freude sorgte auch die Veröffentlichung der Haushaltsausgaben der Gehaltsempfänger. Diese fielen im Juli erneut um 2,5 % gegenüber dem Vormonat, nachdem bereits im Juni ein Minus von 3,5 % mom zu Buche stand. Erwartet wurde eigentlich ein Anstieg um 2,3 % mom, da der Markt davon ausgegangen war, dass die überdurchschnittlich heißen Temperaturen im Juli den Konsum ankurbeln würden.

4. Der erhoffte "Ansteckungseffekt" von der Exportwirtschaft auf die Binnenkonjunktur bleibt also weiterhin aus. Im Gegenteil, angesichts der leichten Eintrübung des globalen Wirtschaftsumfelds schwinden die Hoffnungen, dass der private Konsum der Exportwirtschaft als Wachstumsstütze zu Hilfe eilen wird. Die stagnierende Lage am Arbeitsmarkt und fallende Reallöhne tragen nicht unbedingt dazu bei, die japanischen Konsumenten in Kauflaune zu versetzen. Für das Wirtschaftswachstum bedeutet dies, dass wir in den nächsten Quartalen eine leichte Abschwächung sehen sollten. Im Gesamtjahr 2004 rechnen wir aber, begünstigt durch das starke erste Quartal, weiterhin mit einem Wachstum von 4,4 %. Dies basiert auch auf der Annahme, dass das BIP für das zweite Quartal bei der zweiten Veröffentlichung am 10. September nach oben revidiert wird. Revisionsbedarf sehen wir vor allem von Seiten der Bruttoanlageinvestitionen, da für dieses Aggregat bei der Erstveröffentlichung noch kaum Informationen zur Verfügung standen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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