Kommentar
14:48 Uhr, 29.05.2007

Japan: Arbeitsmarkt brummt - Einzelhandel schwächelt weiter

1. Der japanische Arbeitsmarkt wird enger. Die Arbeitslosenquote sank im April auf 3,8 %. Auf diesem niedrigen Niveau befand sie sich zuletzt im März 1998. Erfreulicherweise wurde zugleich Beschäftigung aufgebaut. Im April wurden in der Industrie, im Dienstleistungssektor, im Baugewerbe wie auch in der Landwirtschaft mehr Leute beschäftigt als im März. Besonders kräftig nahm in den letzten Monaten die Anzahl der weiblichen Erwerbstätigen zu. Dies ist ein Zeichen dafür, dass in Japan durch eine Erhöhung der Partizipationsrate der Frauen versucht wird, den ungünstigen Auswirkungen der im Jahr 2006 erstmals rückläufigen Bevölkerungsentwicklung am Arbeitsmarkt entgegen zu wirken. Der Anstieg des Verhältnisses von offenen Stellen zu Bewerbern von 1,03 auf 1,05 Punkte im April deutet ebenfalls auf eine Anspannung am Arbeitsmarkt hin. 100 Jobbewerbern stehen nun 105 offene Stellen gegenüber. Die japanischen Unternehmen haben bereits in den vergangenen Tankan-Umfragen Sorgen über Beschäftigungsengpässe geäußert. Die heutigen Zahlen lassen erkennen, dass diese Sorgen nicht unbegründet sind. Mittelfristig erwarten wir, dass sich die zunehmende Enge am Arbeitsmarkt in verstärktem Lohndruck auswirken wird. Kräftigere Lohnsteigerungen würden den privaten Konsum stützen, zudem inflationstreibend wirken.

2. Der Einzelhandel bleibt von der guten Arbeitsmarktsituation jedoch unbeeindruckt. Die Umsätze im Einzelhandel nahmen zwar im April saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 0,4 % zu. Doch im Vorjahresvergleich erfolgte mit -0,6 % bereits der siebte Rückgang in Folge. Der seit einiger Zeit anhaltende Rückgang bei den Autoverkäufen ist einer der Gründe für die Schwäche der nominalen Einzelhandelsumsätze. Üblicherweise unterschätzen diese Einzelhandelsdaten jedoch die Stärke des privaten Konsums, u.a. weil Versandhandel und Internettransaktionen darin nicht enthalten sind.

3. Ungeachtet der Schwäche im Einzelhandel und gestützt von der guten Arbeitsmarktlage und der von uns erwarteten mittelfristig stärkeren Lohnentwicklung dürfte der private Konsum im weiteren Jahresverlauf merkliche Wachstumsbeiträge für die japanische Volkswirtschaft liefern. Wir rechnen mit Zuwachsraten der realen privaten Konsumausgaben um gut 1,5 % für das Jahr 2007.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten