Japan: Allenfalls Bodenbildung bei der Industrieproduktion
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1. Die japanische Industrie hat im April negativ überrascht. Die Industrieproduktion ist im Vergleich zum Vormonat um 0,1 % zurückgegangen. Die Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet (Bloomberg- Median: 0,5 %, DekaBank: 0,5 %). Im Vorjahresvergleich beschleunigte sich die Expansionsdynamik jedoch erstmals seit Oktober 2006 leicht auf 2,3 %. Zwei der drei wichtigsten exportorientierten Branchen, allgemeine Maschinen (2,9 % mom) und elektrische Maschinen (6,2 % mom), haben hierzu beigetragen. Nur die Transportmittelindustrie neigte zur Schwäche (-2,8 % mom). Diese drei Bereiche decken über die Hälfte der japanischen Exporte ab. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Indexwertes der Industrieproduktion deutete im April das erste Mal in diesem Jahr geringfügig nach oben.
Der OECD Leading Indicator für Japan und die Industrieproduktion laufen weiterhin auseinander. Im historischen Vergleich zeigt der OECD Indikator zwar eine gute Vorlaufeigenschaft von drei Monaten an, doch am aktuellen Rand scheint auch dieser keine klare Marschrichtung vorzugeben. Bestenfalls können die Schwankungen vom OECD Leading Indicator in den vergangenen Monaten als Bodenbildung interpretiert werden. Schenkt man diesem Glauben, dürfte die japanische Industrieproduktion derzeit noch nicht nachhaltig wieder an Dynamik zulegen.
Das japanische Wirtschaftsministerium (Ministry of Economy, Trade and Industry) prognostiziert anhand von Umfragen eine robuste Entwicklung der Industrieproduktion für die kommenden zwei Monate. Für Mai erwartet es einen Zuwachs um 1,8 % mom, für Juni um 1,4 %.
2. Zusammen mit den Daten zur Industrieproduktion werden als wichtige Indikatoren auch die Lagerbestände und die Auslieferungen für Investitionsgüter veröffentlicht. Nach drei Monaten Lagerabbau kam es im April zu einem leichten Lageraufbau im verarbeitenden Gewerbe um 0,5 % mom. Der seit Februar anhaltende schwach ausgeprägte Trend zum Lagerabbau – anhand des gleitenden Dreimonatsdurchschnitts gemessen – ist jedoch hierdurch nicht gebrochen. Bevor die Industrieproduktionsdynamik allerdings wieder merklich anziehen kann, sollte der Lagerabbau in verstärktem Ausmaß voranschreiten, denn das Lagerniveau im verarbeitenden Gewerbe ist immer noch recht hoch. Erst wenn sich die Lagerbestände merklich reduziert haben, dürften die Unternehmen in nennenswertem Ausmaß die Produktion ausweiten. Bis dahin kann eine zusätzliche Nachfrage aus dem Lager bedient werden. Die Auslieferungen für Investitionsgüter, die ein guter Indikator für die quartalsweise veröffentlichten gewerblichen Investitionen (capex) darstellen, sind mit 0,9 % mom recht gut ins zweite Quartal gestartet. Dies stimmt zuversichtlich, dass die Investitionstätigkeit, die im ersten Quartal mit einem Rückgang enttäuscht hatte, im zweiten Quartal des Jahres zulegen kann.
3. Trotz des Rückgangs der April-Industrieproduktion im Vormonatsvergleich stimmt der etwas beschleunigte Anstieg im Vorjahresvergleich etwas zuversichtlicher. Doch rechnen wir nicht damit, dass die Trendwende hin zu einer anziehenden Dynamik bereits vollzogen ist. Weiterhin deutet der OECD-Leading Indicator allenfalls eine Bodenbildung an. Zudem läuft die Industrieproduktion den Auftragseingängen und der Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe immer noch davon. Auch der schwach ausgeprägte Trend zum Lagerabbau kann noch nicht andeuten, dass die Abschwächung in der japanischen Industrie vorbei ist. Wir gehen davon aus, dass es noch bis zu den Sommermonaten dauern dürfte, bis die Industrieproduktion einen Gang zulegen kann.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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