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18:54 Uhr, 23.12.2004

Jahresausblick 2005

"Das globale Umfeld für Aktien scheint in einer nahezu perfekten Balance zu sein", sagt Bernhard Langer, CIO für European Structured Products von INVESCO. Sollten jedoch wichtige Faktoren, insbesondere die Aktienbewertung und das Zinsniveau, aus der Balance geraten, müssten die Aktienpositionen überdacht werden, warnt er in seinem Ausblick für das kommende Jahr. Denn sollten Aktien durch eine Rally zu teuer werden oder ein zu schwacher US-Dollar die Unternehmensergebnisse in Europa unter Druck setzen, würden die Bewertungen unattraktiv und Kursrückgänge wahrscheinlich. Ein ähnlicher Effekt könne eintreten, wenn das Zinsniveau, hervorgerufen beispielsweise durch einen exogenen Schock von Seiten der Rohstoffpreise, zu stark ansteige. Auch hier werde die Attraktivität der Aktien dann gegenüber höheren Rentenrenditen leiden.

Asiens Wirtschaft, mit China als einem der Motoren der globalen Expansion, werde sich nach Einschätzung von Bernhard Langer im Jahr 2005 abschwächen. Dies sei positiv für eine moderate Entwicklung des Ölpreises, dessen ungebremster Anstieg in 2004 schon Horrorszenarien für die gesamte Weltwirtschaft heraufbeschworen habe. "Das erwartete Wachstum ist aber noch dynamisch genug, um die Hoffnung auf weitere Gewinnsteigerungen der global tätigen Unternehmen aufrecht zu halten", so Langer weiter. Auch hier sei die Erwartung, dass die jährliche Veränderungsrate (2004 zu 2005) unter 10 Prozent falle, gerade hoch genug, um die erreichten Bewertungen an den Aktienmärkten weiter fair und attraktiv erscheinen zu lassen. Langer rechnet daher damit, dass auch in 2005 die wirtschaftliche Entwicklung exportgetrieben sein wird. Die Binnennachfrage sieht er vor allem in Europa weiter schwach.

Für die Notenbanken bedeute die nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft, dass weitere Zinserhöhungen mit Bedacht und ohne Eile vollzogen werden könnten. INVESCO erwartet, dass die US Federal Reserve mit einem oder zwei weiteren Schritten die Zinsen in historisch neutralere Bereiche führen und somit für die Zukunft gut gerüstet und handlungsfähig sein wird. Für die EZB stelle sich die Lage anders dar. Das Wachstum bleibe schwach und somit bestünde kein Handlungsbedarf. "Der Bondmarkt ist nach dem Zinsrückgang im Dezember, gemessen am makroökonomischen Umfeld, zu teuer", so Bernhard Langer. Denn die langfristigen Zinsen, allen voran in den USA, seien zu niedrig. Dennoch hält er das Rückschlagpotenzial für begrenzt. Die moderate Inflationsentwicklung und das zwar niedrige, aber stabile Wachstumspotenzial sollten seiner Meinung nach den erwarteten Zinsanstieg moderat ausfallen lassen.

Der Wechselkurs des Dollar sollte nach Einschätzung von Langer weiter nachgeben und gegenüber Euro, Yen und Pfund neue Tiefstände erreichen. Zwischenzeitliche Erholungen seien technischer Natur und könnten zu Währungssicherungen genutzt werden.

Der CIO rechnet damit, dass die gute Balance der verschiedenen Faktoren noch bis ins erste Quartal 2005 positiv für Aktien sein wird. Langer setzt auf europäische Werte, "die sich auf Grund ihrer attraktiveren Bewertung besser entwickeln werden als der US-Markt". Asien und Japan blieben, getragen vom Wachstumspotenzial vor allem aus China, interessant. Die Rally in den klein kapitalisierten Aktien dauert nun schon seit mehr als 24 Monaten an. Auf Grund der erreichten Bewertungen rät Langer hier zu Vorsicht. "Die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten sollte vor allem von den "Large Caps" im Bereich der Standardaktien getragen werden", so seine Prognose für das kommende Jahr.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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