IWF: Risiken für Finanzstabilität deutlich gestiegen
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Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die Risiken für die weltweite Finanzstabilität haben nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) seit der Ankündigung hoher US-Einfuhrzölle deutlich zugenommen. "Die globalen Finanzstabilitätsrisiken sind signifikant gestiegen, was vor allem von strafferen internationalen Finanzierungsbedignungen und einer erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit ausgelöst wurde", heißt es im Globalen Finanzstabilitätsbericht des IWF.
Der IWF untermauert seine Einschätzung mit drei Punkten:
1. Weiter hohe Bewertungen
Die Bewertungen in einigen wichtigen Segmenten für Aktien und Unternehmensanleihen sind laut IWF trotz der jüngsten Turbulenzen an den Märkten hoch, insbesondere angesichts der düsteren globalen Wirtschaftsaussichten. "Am US-Aktienmarkt ist die Risikoprämie (ERP) seit ... Oktober auf historisch niedrige Niveaus gesunken. Dies deutet darauf hin, dass Investoren eine sehr hohe Risikobereitschaft für US-Aktien zeigen und dass sich die Aktienkurse weiter von ihren fundamentalen Werten entfernt haben", warnt der IWF. Die ERPs in anderen Ländern seien weniger niedrig und hätten seit den Zollerklärungen von April einen bemerkenswerten Anstieg gezeigt.
2. Einzelne Finanzinstitute könnten Probleme bekommen
Nach Einschätzung des IWF könnten einige Finanzinstitute in volatilen Märkten unter Druck geraten, insbesondere solche mit hoher Verschuldung. "Mit dem Wachstum von Hedgefonds und Vermögensverwaltungen sind auch deren aggregierte Verschuldungsgrade und die Verflechtung mit dem Bankensektor, von dem sie Kredite aufnehmen, gestiegen", schreibt der IWF. Dies lasse befürchten, dass schlecht verwaltete Nicht-Banken gezwungen sein könnten, Schulden abzubauen, wenn sie Margin Calls und andere Liquiditätsbedürfnisse hätten. Der daraus resultierende Ausverkauf und die Abwärtsspirale der Schuldenreduzierung könnten die Marktturbulenzen verschärfen und das breitere Finanzsystem beeinflussen.
3. Risiken an Staatsanleihemärkten
Auf die Märkte für Staatsanleihen könnten neue Turbulenzen zukommen, insbesondere in Ländern mit hoher Staatsverschuldung. Schwellenländer, die bereits die höchsten realen Finanzierungskosten seit einem Jahrzehnt hätten, müssen möglicherweise jetzt mehr Schulden zu hohen Zinsen aufnehmen, um die fiskalischen Ausgaben zu finanzieren, die zur Abmilderung der wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Zölle erforderlich seien. Große Industrieländer würden wahrscheinlich mehr Anleihen emittieren, um wachsende Haushaltsdefizite zu finanzieren, und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Funktionsweise der Anleihemärkte schwieriger geworden sei. "Die Besorgnis der Anleger über die Tragfähigkeit der öffentlichen Schulden und andere Schwachstellen im Finanzsektor können sich gegenseitig verstärken und verschlimmern", warnt der IWF.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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