IW-Studie: Wohnungsbedarf wegen Zuwanderung höher als zuvor geschätzt
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BERLIN (Dow Jones) - Der Bedarf an neuen Wohnungen und Häusern ist in Deutschland aufgrund der hohen Zuwanderung in den letzten Jahren stark gestiegen. Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist der Wohnungsbedarf im Zeitraum 2021 bis 2025 auf 372.000 jährlich neu benötigten Wohnungen geklettert, nach einem zuvor geschätztem Bedarf von 308.000 Wohnungen. Für die Jahre 2026 bis 2030 wird der Bedarf an jährlich neu benötigen Wohnungen auf 302.000 geschätzt. Das IW riet zu einer deutlich höheren Bautätigkeit insbesondere in den Großräumen der wachsenden Metropolen, um die angespannte Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt zu entspannen.
Die Schätzungen für den Bedarf an neuen Wohnungen liegen deutlich über der tatsächlichen Fertigstellungszahlen. So wurden im vergangenen Jahr 294.000 Wohnungen fertiggestellt und die Baubranche geht von weniger Wohnungen für dieses Jahr aus.
Ursache für die nach oben revidierten Schätzungen ist die deutlich höhere Zuwanderung als erwartet. Sie war zunächst aufgrund der Corona-Pandemie wesentlich moderater eingeschätzt worden. Seit Februar 2022 kamen durch den Russland-Ukraine-Krieg jedoch noch 1,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine hinzu. In Summe wurde die Zuwanderung damit um 1,5 Millionen Personen unterschätzt.
"Insgesamt hat sich die Wohnungsbaulage in den letzten Jahren erheblich verschärft. Die Situation ist geprägt von einer rückläufigen Bautätigkeit bei zuletzt nochmal deutlich gestiegenen regionalen Wohnungsbedarfen. Um weitere Verwerfungen im Markt zu verhindern, braucht es sowohl kurzfristige Impulse als auch strukturelle Reformen, um den Wohnungsbau zu stärken", heißt es in der IW-Studie.
Laut IW lag im Verhältnis zum jährlichen Bedarf die Bautätigkeit in den Jahren 2021 bis 2023 in Deutschland nur bei 79 Prozent. Besonders hoch sei die Unterdeckung in den größten sieben Städten des Landes. Dort liege die Quote aus aktueller und benötigter Bautätigkeit bei 59 Prozent. Am niedrigsten sei die Bautätigkeit in Köln und in Stuttgart. Im Zeitraum von 2020 bis 2023 sind nur 37 Prozent beziehungsweise 43 Prozent der dort benötigten Wohnungen neu errichtet worden.
"Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bautätigkeit in den Jahren 2024 und 2025 voraussichtlich deutlich geringer ausfallen wird, sodass der Wohnungsmangel flächendeckend zunehmen wird", warnte das IW. Daher seien kurzfristige Impulse nötig.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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