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12:26 Uhr, 10.12.2003

IT- und Telekombranche geht gestärkt ins neue Jahr

Die Unternehmen der Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) rechnen für das kommende Jahr überwiegend mit steigenden Umsätzen im deutschen Markt. Jedes zehnte Unternehmen erwartet sogar ein kräftiges, zweistelliges Plus. Ein Fünftel der Anbieter von Informations- und Kommunikationssystemen geht von einem zumindest stabilen Geschäft aus. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Branchenbarometer des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM). BITKOM-Präsident Willi Berchtold: "Die Stimmung in der ITK-Branche hellt sich auf. Die konjunkturellen Aussichten für 2004 sind viel versprechend. Die Unternehmen gehen gestärkt und mit frischem Schwung ins neue Jahr." Erfreut zeigte sich Berchtold besonders darüber, dass der Auftragseingang in der Branche bereits im Jahr 2003 wieder angestiegen ist. Im Privatkundengeschäft habe überdies das bisherige Weihnachtsgeschäft die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Ergebnisse des Branchenbarometers bestätigten laut Berchtold die BITKOM-Prognose, dass der ITK-Markt in Deutschland nächstes Jahr um 2% auf rund 134 Milliarden Euro Gesamtumsatz anwächst. Für 2003 rechnet BITKOM mit einem insgesamt stabilen Geschäft auf Vorjahresniveau mit 131 Milliarden Euro Umsatz im deutschen Markt. Um dem Markt zusätzliche Impulse zu geben, fordert Berchtold ein Vorziehen der Steuerreform und eine breit angelegte Innovationsoffensive.

Die stärksten Wachstumsimpulse gehen laut Berchtold im nächsten Jahr von den Mobilfunkdiensten sowie den Internet- und Online-Diensten aus. Damit erweisen sich diese beiden Segmente wieder einmal als Wachstumstreiber. 83% der Anbieter von Mobilfunkdiensten erwarten für 2004 steigende Umsätze. Bei den Internet- und Online-Diensten erwarten mehr als drei Viertel der Unternehmen, ihr Geschäft 2004 ausbauen zu können. Berchtold hob außerdem hervor, dass der Markt für Telekommunikations-Infrastruktur nach drei sehr schwierigen Jahren wieder Zeichen der Erholung aufweise. Fast drei Viertel der Unternehmen in diesem Marktsegment erwarten für 2004 bessere Umsätze.

Berchtold: "Bildungspolitik ist Beschäftigungspolitik"

Die positive Umsatzentwicklung wird nach Einschätzung des BITKOM für eine Stabilisierung im Arbeitsmarkt der ITK-Branche sorgen. Für 2004 erwartet der Branchenverband ein Ende des Arbeitsplatzabbaus und für 2005 eine spürbare Belebung des Stellenangebots. 29% der ITK-Anbieter beklagen heute schon wieder einen Mangel an Fachkräften. Zum Vergleich: Im Juni dieses Jahres waren 12% der Unternehmen von einem Mangel an Spezialisten betroffen. BITKOM-Präsident Berchtold: "Verfügbare Arbeitskräfte sind häufig unter- und zuweilen überqualifiziert, in vielen Fällen zumindest falsch qualifiziert. Wir verschenken dadurch Arbeitsplätze. Bildungspolitik ist die beste Beschäftigungspolitik." Berchtold mahnte generell eine grundlegende Modernisierung des Bildungswesens an, um in Deutschland ein innovationsfreundlicheres Klima zu schaffen. Berchtold wörtlich: "Innovation ist der Wachstumsmotor schlechthin, und unser Wohlstand hängt davon ab, ob wir weiterhin Innovationen hervorbringen und wie wir sie in Wachstum und Beschäftigung umsetzen." Ziel müsse es sein, insbesondere junge Menschen wieder für Technik zu begeistern. Das von der Bundesregierung für 2004 ausgerufene "Jahr der Technik" sei ein guter Anfang, dem 2005 als das "Jahr der Innovation" folgen müsse.

Schwierige Unternehmensfinanzierung

Größtes Markthemmnis ist aus Sicht der BITKOM-Mitglieder die schwierige Unternehmensfinanzierung. 52% der befragten Unternehmen sehen hier ein maßgebliches Problem, das insbesondere den Mittelstand betrifft. Berchtold: "Die Eigenkapitalausstattung im deutschen Mittelstand ist traditionell schwach, doch nun ziehen sich die Geschäftsbanken immer mehr auch aus der Kreditfinanzierung zurück." Zudem stünde technologieorientierten Unternehmen kaum mehr das notwendige Venture Capital für die Gründungsfinanzierung zur Verfügung. Diesen Missstand müssten laut Berchtold die Unternehmen und die Finanzwirtschaft gemeinsam angehen: Die Unternehmen, indem sie sich alternativen Finanzierungsformen öffnen; die Geschäftsbanken, indem sie ihre gesamtwirtschaftliche Verantwortung wahrnehmen und wieder in die Mittelstandsfinanzierung einsteigen.

Kritisch äußerte sich Berchtold zur Steuerpolitik. Die Steuergesetzgebung in Deutschland ist ihm "zu unbeständig, intransparent und kompliziert." Er erinnerte an die zahlreichen Steuergesetzvorhaben, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht und die über 60 Verwaltungsanweisungen, die das Bundesfinanzministerium erlassen habe. Die Unternehmen seien gezwungen, ständig ihre betriebliche Organisation, ihre Buchführung und ihre betriebswirtschaftlichen Planungen anzupassen. Berchtold forderte von der Politik deswegen "Ruhe an der Steuerfront": "Wir brauchen ein vereinfachtes Steuerrecht, eine geringere Steuerlast und vor allem Kontinuität und Planungssicherheit." Die dritte Stufe der Steuerreform müsse auf 2004 vorgezogen werden.

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