Kommentar
19:35 Uhr, 21.08.2015

Ist ein Bärenmarkt noch aufzuhalten?

Der Dax hat bereits über 16% verloren. Das ist schon fast ein Bärenmarkt. Mit dem Rutsch unter 10.650 ist der Weg bis 10.000 Punkte frei.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.124,52 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.124,52 Punkte (XETRA)

Fällt der Dax bis 10.000 Punkte, dann hätte er ziemlich genau 20% seit den April Hochs verloren. Definiert man einen Bärenmarkt mit Abgaben von mindestens 20%, dann entscheidet sich dort, wohin die Reise mittel- bis langfristig geht. Die Perspektiven unter 10.000 Punkten sind nicht besonders gut. Als Minimum würde sich ein Bärenmarkt mit einer Gesamtperformance von -30% aufdrängen. Genauso gut lassen sich charttechnisch auch -38% herleiten.

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Während die europäischen Börsen mitten in der Korrektur sind und möglicherweise sogar auf einen Bärenmarkt zusteuern, sind die US Börsen noch immer relativ robust. Der S&P 500 steht keine 5% unter seinen Allzeithochs. Es herrscht zwar Untergangsstimmung, aber in den Kursen spiegelt sich das überhaupt nicht wider. Gemessen an der Stimmung müssten die Indizes eigentlich schon mindestens 10% unter ihren Hochs stehen. Das tun sie aber nicht. Der Dow Jones begnügt sich mit -6,5% und der Nasdaq 100 mit 6%.

In Europa mangelt es nicht am Spektakulären. In den USA sind vor allem die Schlagzeilen spektakulär. Die Kurse sind relativ robust. Der Markt wird einerseits durch die massiven Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen gestützt, aber das ist nicht alles. In den Köpfen von Analysten und Anlegern hat sich der letzte große Bärenmarkt in die Köpfe eingebrannt. Mit einem Rückgang von fast 50% ist das Verständlich. Die Angst steckt immer noch in den Knochen. Historisch gesehen sind Bärenmärkte wie 2008 bis Anfang 2009 selten. Grafik 1 zeigt die US Bärenmärkte seit 1795.

In den vergangenen 220 Jahren gab es 25 Bärenmärkte (mehr als 20% Abgaben). Als Grundlage dient der von S&P zurückgerechnete S&P 500 (Grafik 2) auf Quartalsbasis. Der durchschnittliche Bärenmarkt endet mit einem Minus von 38%. Der Median liegt bei 35%. Mehr als ein Drittel Kursverlust ist deutlich weniger als das, wovor die meisten Anleger Angst haben. Trotzdem ist ein Minus von 35 bis 38% keine schöne Sache.

Anleger sind in diesen Tagen mit einer schwierigen Frage konfrontiert. Einerseits ist die Angst berechtigterweise groß. China ist das Hauptthema. Zwischen den dortigen panikartigen Verkäufen an der Börse und Maßnahmen wie der Abwertung des Yuan und neue Liquiditätsspritzen für Banken durch die Notenbank hat man den Eindruck, dass China kurz vor dem Zusammenbruch stehen muss. Das tut es nicht. Dennoch ist die Angst groß und berechtigt. Wenn China zusammenbricht, dann reißt das die Welt mit sich. Notenbanken können dagegen wenig tun. Sie haben ihr Pulver bereits verschossen. Sie müssten zu absolut dramatischen Maßnahmen greifen. Ihnen bliebe nichts anderes übrig als relativ schnell negative Zinsen im Bereich von -2 bis -3% einzuführen.

Es hilft auch nicht, dass viele andere Entwicklungs- und Schwellenländer bereits zu schrumpfen beginnen. Dazu zählen nicht nur prominente Beispiele wie Brasilien. Kasachstan machte heute mit der Anpassung des festen Wechselkurses zum US Dollar auf sich aufmerksam. Noch wächst das Land, steuert aber geradewegs auf eine Rezession zu. Als Rohstoffexporteur ist Kasachstan von fallenden Ölpreisen besonders betroffen.

Die weltweiten Risiken sind enorm. Deswegen muss der nächste Bärenmarkt trotzdem nicht jetzt beginnen. Aktien steigen für gewöhnlich entlang der "Wall of Worry" - sie steigen mit den Befürchtungen, Ängsten und Unsicherheiten der Anleger. Ist alles in Ordnung und Anleger in ausgelassener Jubelstimmung, dann muss man sich größere Sorgen machen.

Bärenmärkte beginnen entweder, wenn Euphorie herrscht oder ein Schwarzer Schwan das Umfeld schlagartig verändert. Keiner der beiden Umstände ist derzeit gegeben. Anleger sind sich der Risiken bewusst. Bekannte Risiken haben selten zu einem Bärenmarkt geführt. Persönlich halte ich es nach wie vor für gut möglich, dass sich die Korrektur zwar noch ausdehnt, aber nicht in einen Bärenmarkt übergeht.

Man kann sich entgegen aller Vernunft nicht von den eigenen Bedenken und Emotionen lösen. Das Gefühl, dass wir auf einem Pulverfass sitzen, welches jederzeit explodieren kann, lässt einen nicht los. Eine Absicherung kann die Nerven beruhigen. Für US Indizes bietet sich angesichts der Bärenmarkthistorie an eine Put Option mit Strike von 15% unter den Hochs zu kaufen. Das federt eine Korrektur nicht ab. Es dient der Absicherung für einen Bärenmarkt. Beim S&P läge der Strike etwa bei 1.825 Punkten. Eine solche Option ist noch einigermaßen aus dem Geld, also noch zu sinnvollen Preisen zu kaufen. Kommt ein Bärenmarkt, dann liefert eine entsprechende Option eine gute Performance. Persönlich schaue ich mir den morgigen Handel noch an. Hellt sich das Bild nicht auf, dann macht eine Absicherung Sinn.

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  • HumphreyWeyden
    HumphreyWeyden

    Verstehe ich wieder nicht:

    "Fällt der DAX bis 10.000..." und "...schaue ich mir den morgigen Handel an..."

    Also offenbar von Donnerstag abend. Datiert ist das aber auf den Freitag, 21.08.2015 - 19:35 Uhr. Warum erklärt mir das keiner ? Ohne korrektes Datum ist der Beitrag nur die Hälfte wert...

    @C.Schmale: Sonst Danke für die Inwertsetzung. So langlaufende Statistiken liegen mir sonst nicht vor.

    09:22 Uhr, 23.08. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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