Kommentar
12:18 Uhr, 08.02.2022

Ist die Korrektur schon wieder vorbei?

Selbst in den USA, wo die längst überfällige Korrektur der Überbewertung begann, stabilisierte sich die Lage in den letzten zwei Wochen. Ist die Korrektur damit beendet?

Ob Nasdaq oder S&P 500, das Schicksal der US-Indizes wird von wenigen Schwergewichten bestimmt. Meta konnte mit seinen Jahreszahlen und dem Ausblick für 2022 nicht überzeugen. Dafür waren Anleger von den Geschäftsberichten von Amazon und Alphabet geradezu verzaubert.

Big Tech kann noch liefern. Damit konnten zum Teil Ängste über die Überbewertung des Technologiesektors zerstreut werden. Kurzfristig kann die Korrektur dadurch pausieren. Ein übergeordnetes Thema wird den Markt aber weiterhin belasten und der Belastungsfaktor entfaltet seine Wirkung erst so richtig in den kommenden Monaten, nämlich dann, wenn die US-Notenbank keine Anleihen mehr kauft und die Bilanz sogar wieder verkleinert.

Je weniger Geld (Liquidität) zur Verfügung steht, desto schwieriger ist eine positive Performance. Aktuell ist die Performance des S&P 500 mit der verfügbaren Überschussliquidität in Einklang (Grafik 1). Da absehbar ist, dass die Überschussliquidität in Zukunft sinken wird, lässt sich auch erahnen, dass der Markt weiter fallen kann.

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Man kann sogar noch konkreter werden, da das Problem des US-Marktes die Bewertung ist. Ist Liquidität im Übermaß vorhanden, ist die Bewertung des Marktes tendenziell höher. Liquidität will irgendwo hin. Je mehr Geld auf begrenzte Anlagen trifft, desto mehr muss der Preis steigen. Diese Vermögenspreisinflation kennen wir seit der Finanzkrise.

Als Maßstab für die vorhandene Liquidität eignet sich der Chicago Fed National Financial Conditions Index. Über die hervorragenden Qualitäten des Index als Indikator für den Aktienmarkt hatte ich schon mehrfach berichtet. Unter anderem bildet er die Performance des Aktienmarktes sehr gut ab. Der Index kann aber noch mehr. Er kann auch Aufschluss über das Bewertungsniveau geben.

So, wie sich der Index verändert, verändert sich auch die Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Seit einigen Wochen verschlechtern sich die Bedingungen auf dem Finanzmarkt. Hauptverantwortlich ist der Renditeanstieg bei US-Anleihen. Seitdem sich die Bedingungen verschlechtern, sinkt auch das KGV (Grafik 2).

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Mit dem Ende von QE, Zinserhöhungen und einer baldigen Reduktion der Bilanzsumme ist absehbar, dass sich die Bedingungen weiter verschlechtern werden. Entsprechend ist auch mit einem weiteren Rückgang des KGV zu rechnen.

Eine Reduktion des KGVs bedeutet nicht automatisch, dass die Kurse fallen werden. Das KGV sinkt auch bei stabilen Kursen, aber wachsenden Gewinnen. Je nachdem, wie schnell die Überschussliquidität am Ende wirklich fällt, könnte für US-Indizes eine Seitwärtsbewegung in diesem Jahr möglich sein.

Unternehmen wachsen in ihre Bewertung hinein. Das ist der beste Fall. Persönlich habe ich Zweifel daran, ob das Gewinnwachstum allein ausreicht, um den Rückgang der Überschussliquidität auszugleichen. Das zu erwartende Gewinnwachstum liegt im Bereich von 10 %. Die Überbewertung liegt meist bei mehr als 20 %. Die Lage bleibt kritisch. Anstatt „buy the dip“ gilt weiterhin „sell the rally“.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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