Kommentar
11:20 Uhr, 26.09.2019

Ist der Zinssenkungszyklus schon wieder am Ende?

Die meisten Notenbanker machen keinen Hehl daraus, dass sie nur unfreiwillig die Zinsen senken. Bleiben sie im Dezember hart und beenden den Zinssenkungszyklus?

Anleger scheinen sich mit dieser Aussicht anzufreunden. Noch Ende August lag die Wahrscheinlichkeit für mindestens drei Zinssenkungen in diesem Jahr bei über 90 % (Grafik 1). Zeitweise fiel die Wahrscheinlichkeit sogar unter die Marke von 50 %. Diese Werte sind allerdings etwas verzerrt.

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Wegen eines plötzlichen Zinsanstiegs vergangene Woche bewegten sich die Futures, aus denen die Wahrscheinlichkeit berechnet wird, nach unten (entspricht höheren Zinsen). Ende vergangener Woche ist diese Verzerrung wieder verschwunden. Es ändert aber nichts daran, dass die Wahrscheinlichkeit nun bei weniger als zwei Dritteln liegt.

Sofern sich der Handelskrieg nicht weiter zuspitzt und sich die Wirtschaftsdaten nicht eintrüben, dürfte die Wahrscheinlichkeit weiter sinken. Die Notenbank kann dann ohne Gefahr auf einen weiteren Zinsschritt nach unten verzichten. Handelt die Fed gegen die Markterwartung, kann das zu Verwerfungen führen.

Die Notenbank würde den Zins aller Voraussicht nach weiter senken, wenn mehr als die Hälfte der Anleger einen solchen Schritt erwarten. Würde sie das nicht tun, gäbe es eine ungewollte Reaktion an den Finanzmärkten. Aktien würden verkauft, die Liquidität dürfte austrocknen und Unternehmen hätten es schwerer, sich zu finanzieren.


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Eine solche Reaktion an den Finanzmärkten kommt einer Zinserhöhung gleich. Das will die Fed natürlich verhindern. Sie kann in ihrer Entscheidung nicht zu sehr von der Markterwartung abweichen. Für viele Notenbanker ist es daher eine Erleichterung, dass sich Marktteilnehmer beginnen, mit zwei Zinsschritten abzufinden.

Die Notenbank kann dann genau das tun, was bei vielen im Juli nicht besonders gut ankam: es bei einer „mid-cycle“ Anpassung zu belassen. Das Wort wurde zuletzt nicht mehr verwendet, weil es den Eindruck vermittelt, dass sich die Fed schon festgelegt hat. Das kommt nie gut an.

Dafür wurde auf solche Anpassungen in den 90er Jahren verwiesen (Grafik 2). Damit ist klar, was die Notenbank nun eigentlich will. Sie will keine massive Zinssenkung. Sie sieht eine Abkühlung der Wirtschaft und weiß noch nicht so recht, was sie damit anfangen soll. Um auf Nummer sicher zu gehen, senkt sie die Zinsen moderat und wartet dann erst einmal ab.

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Im Idealfall bleibt es dabei. Zwei Zinssenkungen sollten vorerst genügen. Trübt sich die Lage weiter ein, werden die Zinsen auch weiter gesenkt. Solange das aber nicht der Fall ist, möchte die Fed die Zinsen gar nicht weiter senken. Es besteht immer noch die Chance, dass sich die Wirtschaft nicht weiter abkühlt.

Persönlich konnte ich das lange Zeit nicht nachvollziehen. Inzwischen gibt es aber tatsächlich erste Anzeichen einer Stabilisierung oder sogar einer Trendwende nach oben. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Zinssenkungszyklus bereits wieder zu Ende ist, ist deutlich gestiegen.


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6 Kommentare

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  • Howi007
    Howi007

    ich sehe es absolut genauso wie die Analyse...1:1 .....man möchte ja auch noch Pulver trockenhalten...Konjunktur auf Zinserhöhungen verzichtet, sonst hätte man ein Nord Süd Auseinanderbrechen der EU vorgezogen. Dieses kommt nun später. Der Euro macht man nun zur griechischen Drachme und italienischen Lira.....und verschuldet sich gewaltig. Aus die Maus! Geldentwertung +10% pro Jahr.....Radikal Schuldenschnitt, Währungsschnitt, Neu-Anfang....dies ist nun unumkehrbar!

    15:42 Uhr, 26.09. 2019
  • kingmidas
    kingmidas

    Erwarte nur kleine schritte, die wie ein Sägezahn auf dem Chart aussehen werden. Langfristig steigende zinsen sehe ich nicht. Eher das sich Deutschland den Japanischen verhältnissen nähert und wenn wir da einmal drin sind, gibt es auch kein entkommen mehr.

    14:48 Uhr, 26.09. 2019
  • grinder1337
    grinder1337

    autsch, das wird ordentlich rappeln im karton bei steigenden zinsen 😂

    14:24 Uhr, 26.09. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Wie lange hören wir uns das schon an?? Absolutes Wunschdenken. Das Finazsystem ist so anfällig und im Arsch, daß es bis zum Big Bang weiter so geht. ich sage nur Repos, ach ja, waren ja nur fällige Steuern und passiert halt mal, daß man ne gute Billion rein pumpen muss....

    14:22 Uhr, 26.09. 2019
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Das gäb ne Party , die hätt die Welt noch nicht gesehen 😈........

    Sell sell sell..............

    13:37 Uhr, 26.09. 2019
  • JürgneDax
    JürgneDax

    ja genau

    12:30 Uhr, 26.09. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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