Kommentar
15:35 Uhr, 05.01.2021

Ist der Euro zu stark für die europäischen Aktien?

Die EZB ist aufgrund des starken Euros inzwischen alarmiert. Sollten Anleger ebenfalls aufhorchen?

Es ist noch gar nicht so lange her, da prognostizierten viele die Parität des Euro zum Dollar. Ein Wechselkurs von 1 wurde von einer breiten Mehrheit erwartet. Wie das bei einem zu großen Konsens so ist, kommt es meist anders. Nun steht der Euro bei über 1,20. Die Argumente, weshalb das nicht so sein sollte, sind die gleichen, die vor wenigen Jahren für die Parität sprachen: ultralockere Geldpolitik und ein Kontinent, auf dem Wachstum Mangelware ist. Alles ist relativ, vor allem auf dem Währungsmarkt. Relativ zu den USA waren die Zinsen in Europa besonders niedrig. Seither hat die Fed die Zinsen gesenkt und QE wieder eingeführt. Relativ gesehen steht der Euro daher besser da.

Nun ist nicht nur Deutschland ein Exportland. Ein schwacher Euro hilft allen Euroländern. Auf Jahressicht hat der Euro 10 % aufgewertet. Wirtschaftlich ist das problematisch. Kurzfristig macht es Exporte teurer und kann daher das Wachstum begrenzen. Dies geschieht zu einem kritischen Zeitpunkt für den Aktienmarkt. Dieser könnte nach 20 Jahren endlich nach oben ausbrechen.

Das gilt auch für den Dax. Der Dax wie wir ihn kennen, zeigt einen schönen Aufwärtstrend. Der Dax rechnet allerdings Dividenden mit ein. Dividenden werden rechnerisch reinvestiert. Ohne Dividenden und den daraus entstehenden Zinseszinseffekt bewegt sich auch der Dax seit 20 Jahren seitwärts (Grafik 1).


Der Kursindex arbeitet seit dem Jahr 2000 an einem Widerstand. Seit 2015 scheiterte der Index drei Mal an diesem Widerstand. Nun versucht es der Index erneut. Ein Ausbruch aus einer so langen Seitwärtsbewegung kann enorme Kräfte freisetzen. Nur muss es eben erst dazu kommen...

Beim Euro Stoxx verhält es sich kaum anders. Hier arbeitet der Index seit 2015 daran den Abwärtstrend nach oben zu durchbrechen (Grafik 2). Ein Ausbruch würde den Weg zu den Hochs im Jahr 2007 und 2000 freimachen. Aber kann das bei einem immer stärker werdenden Euro gelingen?


Es kann. Von alleine geschieht das jedoch nicht. Generell hilft eine schwache Währung der Wirtschaft. Sie muss dem Aktienmarkt aber nicht automatisch helfen. Ein Vergleich des Dax und dem Euro (zurückgerechnet bis 1971) zeigt, dass der Dax auch bei einer Aufwertung steigen konnte (Grafik 3).

Eine Währung wertet auf, wenn die Lage in dem jeweiligen Land besser ist als im Vergleichsland. Aufwertung ist eine Folge einer besseren Position. In Europa spielen trotz Krise erstmals seit der Finanz- und Eurokrise Staatsschulden keine Rolle mehr und sind kein begrenzender Faktor für Wachstum. Staaten dürfen die Maastricht-Kriterien reißen und die EZB nimmt die Schulden vom Markt.

Ein Ausbruch ist möglich und dürfte nur kurzfristig vom Euro gestört werden. Gelingt der Ausbruch, dürften europäische Aktien über Jahre hinweg positiv überraschen.

Clemens Schmale


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    Der Kursindex zeigt hier eine horizontale Barriere, u.a. bei Finanzen.net eher eine fallende Barriere, da stimmt was nicht.

    20:41 Uhr, 05.01.2021

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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