Kommentar
14:47 Uhr, 14.05.2019

Ist der Crash schon wieder vorbei?

Am Montag sah es an den Aktienmärkten noch nach "Weltuntergang" aus, heute ist aber alles wieder in bester Ordnung. Wie sollten sich Anleger jetzt mittelfristig positionieren? Und was sagt eigentlich die Statistik?

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Die Märkte werden aktuell sehr stark von Neuigkeiten zum Handelskonflikt zwischen den USA und China beeinflusst. Auch am Dienstag herrscht keine Mangelware an neuen Meldungen. US-Präsident Donald Trump hat sich zu früher Morgenstunde (Ortszeit) auch bereits wieder zum Handelskonflikt geäußert – und zwar durchaus recht widersprüchlich. Einen Deal mit China werde es geben, "wenn die Zeit reif ist", schrieb Trump einerseits auf Twitter. Andererseits schrieb Trump aber auch, dass ein Deal mit China "viel schneller" kommen werde "als die Leute denken".

Ab Abend hatte Trump bereits gesagt, dass die China-Gespräche wohl erfolgreich beendet würden. In einem Bericht der News-Website Axios am Dienstag heißt es hingegen, dass ein Handelsdeal nach Angaben von US-Beamten "nicht nahe" sei und "ein langer Handelskrieg" drohe.

Bei den unzähligen und widersprüchlichen Meldungen zum Handelskonflikt besteht die Gefahr, dass Anleger den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. In solchen schwierig fassbaren Situationen kann es helfen, einen Schritt zurückzutreten, die aktuellen Nachrichten einfach zu ignorieren und die Märkte eher aus numerischer und statistischer Perspektive zu erfassen.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berechnet hat, wurde durch den Ausverkauf am Montag weltweit ein Marktwert von mehr als 1.000 Milliarden Dollar (1 Billion Dollar, im Englischen 1 trillion Dollar) vernichtet.

Manch ein Anleger mag sich da denken: Das können nur Anzeichen für einen großen Crash sein, der uns allen bevorsteht. Lieber auf Nummer sicher gehen und alle Aktien verkaufen. Doch mit dieser Einstellung wären Anleger schon seit Jahren nicht glücklich geworden, wie ein Tweet von Charlie Bilello zeigt. Der Investor und Finanzautor hat auf Twitter eine Tabelle mit allen Korrekturen veröffentlicht, bei denen der S&P 500 seit dem Jahr 2009 mehr als fünf Prozent verlor.

Die Statistik zeigt: Heftige kurzfristige Korrekturen müssen kein Anzeichen dafür sein, dass der übergeordnete Bullenmarkt tatsächlich beendet ist. Ganz im Gegenteil. Seit dem Jahr 2009 gab es 24 Korrekturen mit einem Kursverlust von mehr als fünf Prozent, wie Biello schreibt. "Jedes Mal schien es wie das Ende der Welt", so der Investor. Acht Mal kam es sogar vor, dass der S&P 500 im zweistelligen Prozentbereich einbrach. Heute steht der Gesamtmarkt trotzdem deutlich höher.

Wer die Rücksetzer zum Einstieg nutzte, konnte sogar ganz besonders von der Erholung profitieren. "Buy the dip" war eine äußerst erfolgreiche Strategie, jedenfalls im Bullenmarkt seit 2009. Das heißt zwar nicht, dass es so weitergehen muss. Aber Anleger, die darauf setzen, dass der jüngste Ausverkauf eine Trendwende zum Schlechteren einleitet, haben die Wahrscheinlichkeit jedenfalls nicht auf ihrer Seite, wenn man die Entwicklung seit 2009 als Maßstab nimmt.


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39 Kommentare

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  • new-agens
    new-agens

    Hier überhaupt von einem Crash zu sprechen, markiert in etwa die zukünftige, potenzielle Fallhöhe - bei den paar Prozent Rückgang. Und: Die Entwicklung seit 2009 als Maßstab zu nehmen ist, nun ja, eigentlich lächerlich. Es ist und bleibt so: Viele Marktteilnehmer kennen gar keine Krise, die werden beim nächsten tiefen Fall hinterrücks erschossen, ohne dass sie´s mitkriegen.

    10:15 Uhr, 15.05.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Bei mir läuft die Chattechnik noch gut.

    23:47 Uhr, 14.05.2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    Es könnte ruhig mal eine richtige Mörderkerze kommen, mit Handelsaussetzern und allem was dazugehört. Vielleicht ziehen Kunden doch mal ihre Einlagen bei der Deutschen Bank ab...die Bank soll doch letztes Jahr mit Aktienhandel 750 Millionen in den Sand gesetzt haben.. die helfen selber das Grab immer tiefer zu schaufeln....

    22:43 Uhr, 14.05.2019
  • Solid2016
    Solid2016

    Hat jemand eine Ahnung wo Herr Hoose abgeblieben ist?

    22:28 Uhr, 14.05.2019
  • Sarkast
    Sarkast

    Wird bald keine Kommentarfunktion mehr geben. Newsflash Chatroom schon zugemacht oder wie? :-)

    21:28 Uhr, 14.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • diwo
    diwo

    danke für die Info

    21:06 Uhr, 14.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    Die "sooner than people think" Masche

    20:57 Uhr, 14.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    Ob die Chinesen heute nacht auch so optimistisch bleiben nach der Propagandaaktion von gestern?

    20:47 Uhr, 14.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Trump hat wohl gestern sein Depot wieder beschicken lassen

    19:55 Uhr, 14.05.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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