Kommentar
10:24 Uhr, 09.06.2016

Ist das der neue Bitcoin?

Bitcoin gibt es nach 7 Jahren immer noch – und die Kryptowährung boomt. Noch mehr als Bitcoins boomt derzeit eine neue Währung: Ethereum

Ethereum steckt noch in den Kinderschuhen. Die ersten „Münzen“ wurden 2014 ausgegeben, doch erst im Juli 2015 konnte die Währung auch gehandelt werden. Damals wurden 60 Mio. Ether ausgegeben. Die Ausgabe erfolgte, um die Ethereum Foundation zu finanzieren. Ethereum ist eine Nonprofit Organisation, die die zugrundeliegende Technologie von Kryptowährungen nutzbarer machen möchte.

Ethereum nahm damals 18.5 Millionen Dollar für die Ausgabe von 60 Mio. Ether ein. Diese erste Ausgabe wird ganz unbescheiden Genesis Block (wörtlich übersetzt: Schöpfungsblock) genannt. Zusätzlich zu den 60 Mio. Ether waren weitere 12 Mio. Teil des Genesis Blocks. Ein Großteil dieser 12 Mio. Ether dürfte bei den Gründern verlieben sein.

Je nachdem wie viele Münzen die Gründer nun noch besitzen, können sie sich Multimillionäre nennen. Ursprünglich waren Ether 25 Cent wert. Heute steht der Kurs bei knapp 14 Dollar. Das ist eine ganz ansehnliche Performance, insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Währung erst zwei Jahre alt ist und seit einem Jahr gehandelt werden kann.

Bitcoins brauchten ein knappes Jahr bis sie überhaupt wahrgenommen wurden. Als die Rally dann begann, war sie fast nicht mehr aufzuhalten (Grafik 1). Wer von Anfang an dabei war, hatte bis 2013 ausgesorgt. Nach der Euphorie kam die Ernüchterung. Der Kurs von Bitcoins sackte über 80 % ab. Das Hoch wurde bei 1.132 Dollar markiert. Von dort ging es bis auf 200 Dollar nach unten. Inzwischen steht der Kurs wieder bei knapp 600 Dollar.

Dass sich Bitcoins wieder aufraffen würden war so nicht zu erwarten. Obwohl die Technologie, die Bockchain, auf großes Interesse stößt, trauten die wenigsten der Währung zu, dass sie bestehen würde. Inzwischen muss man davon ausgehen, dass Bitcoins trotz aller Probleme wohl bleiben werden.

Die neue Kryptowährung dürfte, wenn Bitcoins bestehen, erst recht boomen, denn Ethereum nutzt die Währung lediglich als Mittel zu einem größeren Zweck. Bitcoins haben einen klaren Zweck. Sie sind eine Währung, die sich sicher und anonym transferieren lässt. Sie ist dezentral organisiert. Eine Organisation oder ein Staat kann Bitcoins nicht steuern.

Das Ganze ist nicht ohne Probleme. Die Bitcoin Community streitet darüber, wie sich die Technologie entwickeln soll. Insbesondere geht es dabei um die Größe von Blocks (Datenmenge). Diese ist derzeit auf 1MB begrenzt. Das kann die Verarbeitung von Transaktionen verlangsamen.
Eigentlich war es einer der Vorteile von Bitcoins, dass sie sich sicher und sofort transferieren lassen. Wenn nun aber wegen der begrenzten Blockgröße Transaktionen warten müssen, fällt einer der Vorteile weg.

Dieses Problem, so zumindest der Plan, soll es bei Ether nicht geben. Die Währung ist im Prinzip auch nur ein Mittel, um ein dezentrales Netzwerk zu betreiben und die Teilnehmer zu entlohnen. Das Netzwerk stellt letztlich Rechenleistung dar. Zudem ist es dezentral und global. Fällt ein einzelner Teil des Netzwerkes aus, ist das nicht von Bedeutung. Theoretisch sollte das Netzwerk stabiler sein als aktuelle Lösungen. Sind die Server eines Unternehmens ausgefallen, dann geht nichts mehr. Durch ein globales und dezentrales Netzwerk sollte das so gut wie unmöglich sein.

Über die Ethereum Plattform sollen Nutzer in der Lage sein die Blockchain Technologie für alles zu nutzen, wofür sie es nutzen wollen. Aktuell geht es dabei vor allem um sogenannte Smart Contracts (intelligente Verträge). Smart Contracts sind Programme, die den Inhalt eines Vertrages live überprüfen. Die Bedingungen eines Vertrages sind dem Programm bekannt und sobald eine Bedingung des Vertrages eine Aktion erfordert, wird diese automatisch ausgeführt.
Vorstellbar sind im Prinzip grenzenlose Anwendungen. Alles, was eine Transaktion erfordert (Überweisungen, Einkäufe, Wetten, Versicherung, ...) kann über einen Smart Contract abgewickelt werden. Da das ganze automatisch funktioniert fallen Mittelsmänner weg. Das spart Zeit und Kosten.

Auf der Seite gmtr.ly/4JBdBQa7W (datenschutzbeauftragter-info.de) findet sich ein interessantes Beispiel: Jemand hat ein neues Auto gekauft und dies über einen Smart Contract getan. Das Auto ist finanziert. Nun kann sich die Person die Raten nicht mehr leisten und zahlt nicht mehr. Da es sich um einen Smart Contract (und ein Smart Auto) handelt, wird das Auto automatisch für die Nutzung gesperrt. Es lässt sich z.B. nicht mehr öffnen und starten.

Das Beispiel zeigt sehr schön, was alles möglich ist, wenn die entsprechenden Gegenstände vernetzt sind. Es zeigt jedoch auch, wo überall Missbrauch stattfinden könnte. Die Blockchain Technologie soll das verhindern. Ist etwas einmal verarbeitet und gespeichert, können Vereinbarungen nur unter so hohem Aufwand nachträglich manipuliert werden, dass es de facto unmöglich ist.

Ethereum stellt die Technologie zur Verfügung. Für die Verarbeitung werden diejenigen, die das Netzwerk bereitstellen, mit Ether entlohnt. Das kann ein großer Anreiz sein. Der Kursverlauf von Ether im Vergleich zu Bitcoins in den letzten Monaten zeigt dies auf.

Ethereum steckt noch ganz am Anfang. Bis das System für viele Anwendungen verwendet wird, dauert es noch. Sollte sich Ethereum jedoch durchsetzen, dann ist es quasi das Betriebssystem des Internets und hat eine ähnliche Bedeutung wie Microsoft und Windows für den PC.

Unternehmen wie IBM arbeiten inzwischen an ihren eigenen Lösungen, sind jedoch in einem noch früheren Stadium als Ethereum. Ethereum hat einen Startvorteil und da es sich um eine frei zugängliche Plattform handelt, dürfte die Verbreitung schneller und kostengünstiger sein als von einem Unternehmen wie IBM.

Die Chancen sind enorm. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ethereum der ganz große Durchbruch gelingt, sind gering. Aber auch Bill Gates hätte niemand zugetraut, dass aus den Experimenten in der Garage etwas ganz Großes wird.

Lesen Sie auch: Kursexplosion: Bitcoin legt um 150 % zu

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

38 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • 1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Alles richtig, aber in der Relation sind Ether zurzeit leider sehr teuer. Ich würde daher erst bei einem größeren Rücksetzer hier einen Einstieg in Erwägung ziehen.

    15:29 Uhr, 09.06.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Das grosse Erwachen wird die unbekannterweisen des planeten dann treffen, wenn der Tag der Bankenkartelle kommt und diese mit kostenlisem Luftgeld, auf was auch bitcoin und co ba,rsiert, die pixelwaehrungen ueber nacht entwerten. Ich bin sicher sie halten derweil ein fettes poet. Dann gibts noch 3€ pro Einheit und das wars. Die Goldner dueser Welt hassen dieses Spiel und werden es beenden. Da bin ich mir sicher. Nur nicht wann.

    13:56 Uhr, 09.06.2016
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten