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14:20 Uhr, 15.04.2011

Israel wird das Saudi Arabien von morgen

Sie werden sich die Augen reiben

Israel verfügt über riesige Vorkommen an Ölschiefer. Die Reserven könnten größer sein als jene Saudi Arabiens. Das war bislang bekannt. Die Technologie fehlte aber, um den Ölschiefer zu fördern. Das hat sich geändert, wie dieser Artikel zeigt. Zu den Investoren und Beratern zählen Lord Jacob Rothschild, Rupert Murdoch und Dick Cheney. Zum Ölschiefer kommen immense Vorkommen an Erdgas. Sie entsprechen ungefähr der Hälfte der Vorkommen der USA. Wird Israel eine neue Energie-Supermacht?

Israel will bei der Förderung des Ölschiefers eine etwas abgeänderte Form des Hydraulic Fracturing, kurz Fracking, anwenden, die bereits erfolgreich für die Förderung von Gasschiefer auf der ganzen Welt angewandt wird. Dabei werden die Gesteinsschichten, in denen Ölschiefer vermutet wird, auf 325 Grad Celsius erhitzt, um die Kohlenstoffverbindungen aufzutrennen. Zwar ist die diese Tiefbohrtechnik, das Fracking, bei der durch das Einpressen eines Fracfluides in eine Bohrung an dieser künstliche Risse erzeugt werden, umstritten. Doch wird sie im großen Stil bereits in den USA für Erdgas angewandt. Auch in Deutschland wird nach Gas „gefrackt“.

Das Öl, das mit diesem Prozess gehoben werden kann, ist leichtes Öl, das günstig raffiniert werden kann – günstiger, als das schwere Öl, das sich zum Beispiel im Manifa-Erdölfeld befindet, mit dem Saudi Arabien in den nächsten zehn Jahren seine Förderleistung erhöhen will.

Die United States Geological Survey (USGC) brachte im Oktober 2010 einen Bericht heraus, wonach vor der Küste Ägyptens mehr als 120 Billionen Kubikfuß Erdgas schlummern würden. Der Großteil des Vorkommens liege auf israelischem Hoheitsgebiet. Mehrere Monate nach dem Bericht des USGC wurden weitere 8,7 Billionen Kubikfuß Erdgas und kurz danach ein weiteres Feld mit doppelter Größe vor der israelischen Küste gefunden. Die westlichen Konzerne hätten jahrelang die Vorkommen ignoriert, da sie die arabischen Ölstaaten nicht verärgern wollten, indem sie mit Israel zusammenarbeiten, berichtet die Webseite „Economy Watch.“ Die nun gefundenen Vorkommen sind jedoch immer noch klein verglichen mit den rund 250 Billionen Kubikfuß an Vorkommen im Iran und ebenso großen Vorkommen in den USA. Sie würden Israel – einem kleinen Staat mit geringem Eigenbedarf – jedoch ermöglichen, ein nennenswerter Nettoexporteur von Erdgas zu werden.

An der Spitze des Projekts, Israel zu einem der weltweit führenden Energieexporteure zu machen, steht der frühere leitende Wissenschaftler von Royal Dutch Shell, Dr Harold Vinegar. Er ist ein hochdekorierter Wissenschaftler, auf dessen Namen insgesamt 266 Patente registriert sind. Israel Energy Initiatives, kurz IEI, wo Vinegar jetzt als leitender Wissenschaftler fungiert, ist ein Start-Up, das jetzt an dem Projekt arbeitet, Erdgas aus Schiefervorkommen auf einer Fläche von 238 Quadratkilometern im Shfela-Becken zu extrahieren. Die Vorkommen liegen südlich und westlich von Jerusalem. Der große Wurf soll aber gelingen mit dem Abbau von Ölschiefer auf dem Festland Israels. Dabei soll die neue Fracking-Technologie helfen.

Vinegar behauptet, dass Israel über die drittgrößten Ölschiefervorkommen der Welt verfügt. 250 Milliarden Barrels Öl könnten in Israel auf diesem Wege gefördert werden. Ein Vergleich: Saudi Arabien, das sich mit Russland abwechselnd den Titel als größter Ölproduzent der Welt teilt, verfügt über 260 Milliarden Barrels, wobei unter anderem Wikileaks-Depeschen darauf hindeuten, dass diese Zahl manipuliert wurde, um innerhalb der OPEC möglichst hohe Förderquoten zugeteilt zu bekommen. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass die Grenzkosten der Produktion des israelischen Ölschiefers bei 35-40 Dollar liegen. Wie Vinegar es formuliert: „Das ist günstiger als das Öl in unwirtlichen Gegenden wie der Arktis abzubauen, wo mit Kosten in Höhe von 60 Dollar pro Barrel gerechnet werden muss.“ Und: „Die israelischen Vorkommen waren schon immer bekannt, sie wurden nie ernstgenommen. Bis jetzt hatte man nie vermutet, dass es eine Technologie geben wird, um sie fördern zu können.“ Nun hat man es offenbar herausgefunden, wie man an Ölschiefer kommt: Das Gestein im Zielgebiet wird durch spezielle Heizverfahren auf 325 Grad Celsius erhöht, um die Kohlenstoffverbindungen aufzutrennen. Das Öl, das mit diesem Prozess gehoben werden kann, ist leichtes Öl, das günstig raffiniert werden kann – günstiger, als das schwere Öl, das jetzt in Saudi Arabien neu gefunden wurde.

Wem gehört die ganze Show? Hier wird es spannend. IEI ist ein Tochterunternehmen von Genie Energy, und Genie Energy ist wiederum eine Tochter des US-amerikanischen Telekommunikationskonzerns IDT Corp. Alles klar? Am 15. November 2010 verkündete Genie Energy, dass Lord Jacob Rothschild und der Medienmogul Rupert Murdoch sich mit insgesamt 5,5% oder spottbilligen 11 Millionen Dollar an Genie beteiligten. In anderen Worten: Genie Energy ist mit 200 Millionen Dollar bewertet. Genie Energy ist nun noch mit 89% an IEI beteiligt und hält außerdem die American Shale Oil Corporation, die mit 50% an American Shale Oil, LLC, beteiligt ist, einem Joint Venture für die Ölschiefergewinnung in Colorado, das gemeinsam mit Total, S.A., betrieben wird.

Genie Energy will die Produktion zum Ende dieses Jahrzehnts beginnen und anfangs täglich 50.000 Barrels Erdöl fördern. Das ergibt bei einem heutigen Ölpreis von rund 120 Dollar abzüglich der Grenzkosten der Produktion von 40 Dollar einen täglichen Gewinn von 80 Dollar mal 50.000 Liter = 4 Millionen US-Dollar. Und 50.000 Barrels wären erst der Anfang. „Wir gehen davon aus, dass unter Israel mehr Öl vorhanden ist, als unter Saudi Arabien. Es könnten dort bis zu einer halben Billion Barrels Öl liegen. Die Saudis haben 260 Milliarden Barrels. Israel hat definitiv mindestens 300, es könnten aber auch bis zu 500 sein“, sagt Howard Jonas, Gründer von IDT. Jonas hat den dahinschwindenden IDT-Konzern in einem der spektakulärsten Turnarounds in der US-amerikanischen Wirtschaftsgeschichte wieder profitabel gemacht. Er entließ 80% der 5000 Mitarbeiter – am Ende waren es nur noch 1000, schloss unprofitable Geschäftsbereiche, verkaufte Immobilien und hat bestimmte Geschäftsbereiche abgetrennt. Die Aktie erholte sich bis heute kräftig seit dem Crash.

Die Aktie notiert bei 27,60 Dollar. IDT hat heute 250 Millionen Dollar an Barbeständen, was 11 Dollar pro Aktie entspricht. IDT Telecom generiert ein EBITDA von 51 Millionen Dollar, was mit einem sektorüblichen Multiplikator von 3,5 bis 5,4 eine Bewertung von 7,83 bis 11,96 Dollar pro Aktie ergibt. Nehmen wir ungefähr den Schnitt von 10 Dollar an. IDT Energy macht 36 Millionen Dollar EBITDA, was 6,30 bis 7,82 Dollar pro Aktie ergibt. Nehmen wir hier 7 Dollar an. Addiert man nun 11 Dollar Barbestände, 10 Dollar IDT Telecom und 7 Dollar IDT Energy, so erhält man einen Kurs von 28 Dollar. Die Aktie ist also fair bewertet, wobei die IEI-Geschichte noch quasi mit Null bewertet wird. Genie Energy ist – wie oben geschildert – mit 200 Millionen Dollar bewertet, was zusätzlich 9 Dollar pro Aktie ergibt. Die Aktie müsste also 9 Dollar höher stehen, wenn Genie Energy bewertet würde. Das ist aber nicht der Fall. Grund dafür ist wohl, dass die Ölgewinnung aus Ölschiefer noch Jahre entfernt liegt, möglicherweise könnte das erste Öl erst 2018 gefördert werden. Das Potenzial ist aber enorm. In der Zwischenzeit wird IDT aber auch eine Dividendenrendite von 3% zahlen, was auch über dem marktüblichen Zins liegt, der derzeit gezahlt wird.

Im „strategischen Beratergremium“ von Genie Energy sitzen außerdem:

Alan K. Burnham, PhD – Chief Technology Officer, American Shale Oil, LLC.; Wissenschaftler beim Lawrence Livermore National Laboratory seit über 30 Jahren;

Wes Perry – Vorsitzender des Aufsichtsrats, Genie Energy. Gründer und CEO von E.G.L. Resources, einem Energie-Explorations- und –Entwicklungs-Unternehmen;

Allan Sass, PhD – Früherer Präsident und CEO von Occidental Oil Shale, einer Tochter von Occidental Petroleum;

Michael Steinhardt – Principal Manager, Steinhardt Management LLC. Renommierter Hedgefondsmanager und Gründer von Steinhardt, Fine, Berkowitz & Co., Philanthroph;

Eugene A. Renna – Früherer Executive Vice President Exxon Mobil und bis heute ein Mitglied des Aufsichtsrats. Frühere Präsidentin und COO von Mobil Corporation;

Stephen M. Trauber – Vice Chairman und Global Head der Energy Investment Banking Group, UBS Investment Bank;

Harold Vinegar, PhD – Ehemaliger leitender Wissenschaftler – Royal Dutch Shell.

Und hervorzuheben:

Dick Cheney – 46th Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Früherer Präsident und CEO von Halliburton Company, und früherer US-Verteidigungsminister

Autor des Artikels: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

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Über den Experten

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Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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