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14:57 Uhr, 28.12.2000

IPO-Rekordjahr!!!!!!

Parallel zur Nasdaqentwicklung eilte auch der IPO-Markt zu Beginn des Jahres von Rekord zu Rekord, der Ansturm auf die zahlreichen Neuemissionen kannte keine Grenzen, 100 %er waren für Erstzeichner keine Seltenheit. Doch mit dem Crash im Nasdaq und dessen Brüder (Neuer Markt) kehrte auch im IPO-Markt langsam aber sicher Ernüchterung ein. Besonders das vierte Quartal erwies sich als mager und enttäuschend, fielen doch viele Werte schon nach kurzer Zeit unter ihrem Emissionspreis.

Alles in allem steht nun auf eine Jahresperformance von respektablen 50 % zu Buche, welche sich aus der Differenz von Emissionspreis und Ersttagsnotitz errechnet. 1999 betrug dieser Wert noch 65 %.

Doch wie im übrigen Aktienmarkt gilt es auch im IPO-Markt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Einige Frischlinge stürmten ungeachtet der scharfen Korrektur von Rekord zu Rekord, während andere böse unter die Räder kamen. Bis zu 60 % unter ihrem Emissionspreis befinden sich einige Loser aktuell. Die Mehrheit der in den USA emittierten Titel liegt im Durchschnitt etwa 25 % unter ihrem Ausgabepreis.

Unter den Hauptgewinnern befinden sich die Aktien von Embarcadero Technologies, die seit April dieses Jahres etwa 332 % zulegen konnten, auf dem ersten Platz. Das Unternehmen entwickelt unter anderem Datenbank- und E-Business-Management-Software.
Das am zweitbesten performende Unternehmen,Sonus Networks, ein Anbieter von VoIP-Software (Voice over IP) und Systeme, konnte um 215 % von seinem ursprünglichen Emissionspreis aus zulegen.
Die Nummer drei, Nuance Communications, welche die vor dem Aus stehende Lernout & Hauspie in Sachen Spracherkennungs-Software ablösen soll, liegt aktuell mit 150 % im Plus.

Auf der Verliererseite tummeln sich in erster Linie zahlreiche Dot.com Unternehmen, die mit undurchsichtiges Geschäftsmodellen, schwachen Finanzierungsplänen, sowie hohen operativen Verlusten nicht überzeugen konnten und den Investoren nahezu Totalverluste bereiteten.

Die Performance der meisten ist ein wahrer Albtraum. Die Amazon-Beteiligung Pets.com, welche Monate nach dem IPO bereits wieder aufgeben musste, wäre hier zu nennen. Aber auch der Online-Buchhandel VarsityBooks.com stellte sich schon kurz nachdem IPO als nicht überlebensfähig heraus. ImproveNet und Artistdirect standen ersteren in nichts nach und bereiteten den Erstzeichnern ebenso Totalverluste. Andere wie ASP-Provider HealthGate Data oder Savvis Communications büßten seit der Emission über 95 % ihres Wertes ein.

Rückblickend läßt sich sagen, daß es soviele Emissionen wie in diesem Jahr noch nie gegeben hat. Es wurde scheinbar alles an den Markt gebracht, was nach Unternehmen aussah, die Zukunftsaussichten spielten oft eine nur untergeordnete Rolle. In der Euphoriephase im ersten Quartal, als Bewertungsmaßstäbe als überholt galten, schien das keine Rolle zu spielen, weil Zeichnungsgewinne fast schon garantiert waren. Als aber die Investoren im Zuge des Crashes selektiver vorgingen, ließ man auch so manches IPO-Unternehmen wie eine heiße Kartoffel fallen. Am Frankfurter Neuen Markt sorgten Unternehmen wie Gigabell und Plasmaselect, die weit über 90 % ihres Wertes einbüßten, für Sprüche wie "Früher gingen bankrotte Unternehmen zum Konkursrichter, heute gehen sie an den Neuen Markt!".

Ganz schuldlos sind in diesem Zusammenhang auch nicht die Analysten und deren Häuser, allen voran die Konsortialführer, die mit immer neuen und höheren Kurszielen Auslöser für die massivste Überbewertung der westlichen Märkte in der neueren Zeit waren.

Für das Jahr 2001 scheint man sich jetzt mehr zurückhalten zu wollen. Für den Januar beispielsweise ist aktuell noch keine Emission
geplant. Nach dem Rekordjahr der Neuemissionen, was deren Anzahl betrifft, dürfte es im nächsten Jahr eher ruhiger zugehen. Dafür sollte die Performance wieder leicht zulegen können, wenn uns die abkühlende Wirtschaft keinen Strich durch die Rechnung macht...

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