Kommentar
08:11 Uhr, 28.05.2021

IPO-Hype: Vorbote einer großen Korrektur?

Unternehmen strömen an die Börse wie lange nicht. Bisher war das immer ein Zeichen, dass das Hoch des Marktes nicht mehr fern ist. Ist es diesmal wieder so?

Bullenmärkte gehen zu Ende, wenn die Euphorie am größten ist. Ein Zeichen dieser Euphorie sind Börsengänge. So viele Börsengänge wie jetzt, gab es weltweit und in den USA schon lange nicht mehr. Zuletzt gingen vor über 20 Jahren mehr Unternehmen an die Börse. Das war kurz bevor die Internetblase platzte. Die Anzahl an Börsengängen sagt zunächst nichts darüber aus, ob der Markt überhitzt. Grundsätzlich gehen Unternehmen an die Börse, wenn das Marktumfeld freundlich ist und Investoren bereit sind, Geld zu investieren. Ein solches Umfeld findet man nicht inmitten einer tiefen Rezession, sondern wenn das Sentiment positiv ist. Allein schon aus diesem Grund gibt es mehr Börsengänge, wenn der Markt in einem Aufwärtstrend ist.


Die meisten Firmen gingen in den USA in den 80er Jahren an die Börse. Die Rekordwerte wurden bis heute nicht mehr erreichte. Ein großer Bärenmarkt blieb aus. Die Anzahl Börsengänge zeigt nicht unbedingt Euphorie an, dafür die Performance von Börsenneulingen am ersten Handelstag (Grafik 2).

Kursgewinne am ersten Handelstag sind direkt mit Euphorie korreliert. Wenn Anleger bereits, einfach jeden Preis zu zahlen, kann man das nicht anders nennen. Die höchsten Kursgewinne treten kurz vor dem Erreichen des Hochs des Marktes auf. In den letzten Monaten sind die Kursgewinne deutlich gestiegen. Im Durchschnitt liegt das Kursplus bei mehr als 30 %.

Neben den Kursgewinnen am ersten Handelstag ist auch etwas anderes ein guter Indikator dafür, wie sorglos Anleger sind. Sitzt das Geld besonders locker, weil alle glauben, dass sie kein Geld verlieren können, nehmen Firmen bei Börsengängen mehr ein. So sank die Anzahl an Börsengängen gegen Ende der 90er Jahre. Die Einnahmen aus Börsengängen stiegen hingegen weiter, bis die Blase platzte (Grafik 3).


Um die Einnahmen vergleichbar zu machen, werden sie als Prozentsatz der Wirtschaftsleistung angegeben. Dabei zeigt sich, dass 2021 nach nicht einmal fünf Monaten schon ein Rekordjahr war. So locker saß das Geld noch nie und ist ein klares Zeichen für Euphorie. Euphorie kommt kurz vor dem Ende des Bullenmarktes. Sollte man daher Angst haben?

Nicht unbedingt. Man soll ja keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Der Boom wurde durch einen einzigen Faktor bestimmt: Blankoscheckunternehmen (SPACs). Es sind Firmenhüllen ohne Geschäftsmodell und werden allein zu dem Zweck an die Börse gebracht, um mit den Erlösen andere Unternehmen zu kaufen.

Lässt man diese Unternehmen unberücksichtigt, ergibt sich ein anderes Bild (Grafik 4). Von Euphorie ist keine Spur mehr. In Teilen des Marktes herrschte Euphorie (Blankoscheckunternehmen, Kryptos, erneuerbare Energien, Pandemiegewinner wie Zoom Video usw.). Diese Blasen sind bereits geplatzt und haben den Gesamtmarkt nicht mitgerissen. Der Gesamtmarkt ist weniger gefährdet als viele meinen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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