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21:23 Uhr, 30.07.2000

Investor 2000 30/00

Sehr geehrte Anleger und Anlegerinnen

Als astreine Bullenfalle könnte man die Entwicklung der letzten Woche an der US-Börse Nasdaq bezeichnen. Während in der Vorwoche noch alle Anzeichen für freundliche Kurse sprachen, hat sich nun die Situation umgekehrt und zeigt ins charttechnische Nirwana. Auslöser waren hier einige Sonderfaktoren, die einen Tag nach dem anderen auf die Märkte trafen.

Begonnen hat alles mit LSI Logic, die Dienstag nach Börsenschluss im Rahmen der Erwartungen liegende Quartalszahlen veröffentlichten und bereits nachbörslich die Tendenz für Mittwoch nach unten vor gaben. Näheres zu LSI im Anschluss.
Am Donnerstag bescherte uns das Schwergewicht Nokia verschlechterte Aussichten für das kommende Quartal, was wiederum den Markt nach unten drückte.
Das Sahnehäubchen waren am Freitag die Konjunkturdaten, die eine weiterhin starke US-Wirtschaft signalisierten und eine abermalige Zinserhöhung im August in Aussicht stellten. Die Tendenz, abwärts.

Anhand der letzten drei Tagen an der Nasdaq, dürften einige auf dem falschen Fuß erwischt worden sein, was die Tendenz noch verstärkte. Auch einige "Fachmagazine" bekamen dies zu spüren. So waren die Schlagzeilen:

a.) "Jetzt kommt die Sommerrallye"
b.) "Weltbörsen endlich wieder stark"
c.) "Handy-Aktien vor neuem Boom"

Auch unser Depot blieb nicht verschont und reduzierte sich auf 11,45 % wobei die hohe Bargeldquote von zwischenzeitlich über 30 % ein stärkeres absacken verhinderte. Doch dazu mehr in der (Depotentwicklung).

Doch wie geht es nun wirklich weiter, bzw. wie aussagekräftig sind die Daten die den Markt nach unten gedrückt haben. Vorweg, die Märkte haben wieder einmal übertrieben was Chancen für uns eröffnet einen Teil der Liquidität neu zu investieren.

Doch beginnen wir wieder bei LSI Logic. Unser ehemaliger Depotwert (+133 % - siehe HP: Transaktionen) veröffentlichte bereits am Dienstag nach Börsenschluss Quartalszahlen die von vielen deutlich negativ verstanden wurden. Zwar lag der Gewinn pro Aktie genau in den Erwartungen der Marktteilnehmer, doch viele haben deutlich mehr erwartet. Das Kernproblem waren allerdings die hinter den Schätzungen liegenden Wachstumsraten beim Umsatz. Anstatt einen Umsatzes von 674 MioU$, konnte "lediglich" ein Anstieg auf 644 MioU$ erzielt werden. Unter der Annahme das sich die geringeren Umsatzschätzungen in Zukunft auf den Gewinn auswirken werden, hätte die Aktie selbst bei reduzierten Schätzungen lediglich ein KGV von 20, bei weiterhin hohen Wachstumsraten von 30-40 %. Ein Abschlag der Aktie von zeitweise über 40 % am Mittwoch, kann als maßlos übertrieben bezeichnet werden, weshalb wir auch gleich erste Positionen aufgebaut haben. Der Kaufkurs lag bei 35,80 Euro.

Das zweite Problem, Nokia, ist eigentlich ein vielen bekanntes, doch nicht kalkuliertes. Bei geschätzten Wachstumsraten von im Schnitt 25 %, liegt die Bewertung, das KGV bei 68 und dementsprechend viel zu hoch. Das Nokia, bei dieser Größe nicht auf Dauer mit über 50 % oder mehr wachsen kann, sollte eigentlich allen einleuchten. Doch wahrhaben wollten es viele nicht. Die Antwort darauf war am Donnerstag zu vernehmen, eine gedrosselte Erwartung für das kommende Quartal.

Zu guter letzt das Kernproblem, die Konjunkturdaten. Vorab, es ist zu früh anhand dieser Daten auf eine weitere Zinserhöhung zu schließen. Hierzu werden die kommenden Freitag erwarteten US-Zahlen möglicherweise einen weiteren Aufschluss geben. Doch selbst wenn die Zinsen im August ein weiteres Mal erhöht werden sollten, kann man davon ausgehen das dies mit hoher Wahrscheinlichkeit die letzten sein werden. Die Auswirkung der Erhöhung dürften sich dann nach den Wahlen im Herbst langsam bemerkbar machen und die Konjunktur drosseln.

Also alles beim alten?? - Noch nicht. Zwar sehen die fundamentalen Rahmendaten nicht derart schlecht aus wie sie momentan hingestellt werden, die technische Situation ist aber zweifelsohne angeschlagen. Dementsprechend ist eine weitere Tendenz schwer einzuschätzen. Von nochmals 300 Punkten Minus bis 300 Punkten plus im Nasdaq ist alles möglich. Wie sollte man also vorgehen. Wir haben uns entschlossen, je nach weiterem Verlauf der Märkte, die Hälfte der Liquidität bereits am Dienstag bzw. Mittwoch neu zu investieren und in aussichtsreiche, fundamental solide bewertete Titel zu investieren. Den restlichen Bestand an Bargeld werden wir noch etwas zurückhalten um gegebenenfalls schnell handeln zu können falls es erforderlich sein sollte.

Die Situation am Neuen Markt als auch beim Dax hat sich seit der Steuerentscheidung zwar verbessert, ohne das Zugpferd Nasdaq wird sich bei uns im Bereich der Wachstumsaktien allerdings wenig bewegen. Doch nun zur Depotentwicklung....

Größtenteils Kursverluste musste unser Depot in der abgelaufenen Woche verbuchen. Nach fundamentalen Gründen zu suchen, ist hier nur teils zweckdienlich da fast alle Werte mit dem Gesamtmarkt gedrückt wurden. So wurden viele Details einfach übersehen bzw. nicht beachtet. So gab es Quartalszahlen in Hülle und Fülle die einen zweiten Blick Wert gewesen wären.

So z.b. Affymetrix. Gerade noch rechtzeitig verkauften wir den Wert und verhinderten damit größere Verluste, wobei der erste Kurs in Frankfurt mit 194,- Euro festgestellt wurde, zugleich unser Verkaufskurs. Es verbleibt ein Plus von 46 %. Was war geschehen mit Affymetrix. Zum einen lagen die Quartalszahlen im Rahmen der Erwartungen, aber lediglich unter Herausnahme der außerordentlichen Kosten. Es handelte sich hierbei um Aufwendungen für die Patentrechtstreitigkeiten mit Oxford Gene seit Jahresanfang. Belastend wirkt hierbei die Aussicht für die nächsten beiden Quartale,
denn die Kosten fallen in selber Höhe ebenfalls im nächsten und in erhöhter Form auch im übernächsten Quartal an. Dementsprechend schwer dürfte es Affymetrix in nächster Zeit haben. Kurzfristige Gegenbewegungen nach oben, wurde gleich wieder zu Verkäufen genutzt und drückten den Kurs auf 144,50 U$ zum Wochenende.

Auch Abgenix meldete Quartalszahlen die unter den Erwartungen der Märkte lagen. Recht volatil ging es hier in der abgelaufenen Woche zu sieht man sich den 5-Tage Chart an. So konnte die Aktie trotz schlechterer Quartalszahlen am folgenden Tag aufgrund einer Kooperation mit Immunex deutlich zulegen, wo hingegen eine Abstufung von Prudential Sec. am Donnerstag den Wert nach unten drückte.

Unsere Chipwerte AMD und Analog Devices bekamen ebenfalls den LSI-Effekt zu spüren, was die Aktien zu Wochenmitte stark belastete. Grundlos, zumindest bei AMD, denn deren Zahlen waren blendend. Analog Devices wurde hier schon stärker getroffen, wie größtenteils alle Chipwerte. Hintergrund war einmal mehr die Gewinnwarnung bei Nokia, die die Zulieferer mitbelastete. Positiv ist hier das beide Werte bereits am Freitag gegen den Trend mit einem leichten Plus abschließen konnten. Näheres zum Geschäftsverlauf bei Analog Dev. sollte Mitte August zu erfahren sein. Die Schätzungen liegen hier bei 0,37 U$ pro Aktie.

Ganz und gar nicht gefällt uns Broadvision. Die eigentlich positiven Zahlen der letzten Vergangenheit konnten keine Impulse bringen und der Wert tendierte mit dem Gesamtmarkt abwärts. Negativ ist hier die technische Situation zu erwähnen die den Wert anfällig für weitere Verluste macht. Da zudem unser Stopkurs in greifbare Nähe kommt, werden wir gegebenenfalls handeln so weit sich die Situation weiter verschlechtern sollte.

Sehr positive Zahlen waren von Celgene zu vernehmen. Anfangs deutlicher im Plus, gab auch diese Aktie mit der Masse ab. Von einem Trendwechsel des Gesamtmarktes dürfte Celgene überproportional profitieren. Denn die veröffentlichten Quartalszahlen waren phänomenal. Umsatz plus 196 %, der Verlust reduzierte sich von 6,2 MioU$ auf 0,8 MioU$. Während die Schätzungen - 0,04 betrugen, lag das Ergebnis mit - 0,01 deutlich über den Erwartungen.

Auch JDS Uniphase musste abgeben, wobei der Trend noch immer deutlich nach oben zeigt. Es sollte sich auch hier nur um eine vorübergehende Korrektur handeln, die zum Aufbau von Positionen genutzt werden kann.

Weiterhin recht unbeeindruckt von den negativen Tendenzen der Weltbörsen ist Metabox. Zwar gab es auch hier im Zuge der HV kurzfristige "Turbulenzen" die den Wert um 10 % drückten, doch die war nur vorübergehender Natur. Gründe dürften hier die Zahlen fürs erste Halbjahr gewesen sein. Demnach hat Metabox ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2000 um 341 % auf 26,6 Mio. DM gesteigert. Der Verlust habe im ersten Halbjahr 2000 eine Mio. DM betragen. Beachten sollte man jedoch das die Phantasie bei Metabox in der zukünftigen Entwicklung (Auftragslage) liegt und nicht in der Vergangenheit.
So auch eine Meldung vom 28.7.2000: "Metabox schlägt nicht nur im interaktiven Fernsehen zu, auch die Marketingrechte an einem Sportklub hat man sich nun gesichert: Ab der kommenden Saison agiert das Hildesheimer Unternehmen als Hauptsponsor der Braunschweiger Bundesliga-Basketballer." - Quelle

Razorfish konnte ebenfalls die Erwartungen übertreffen, wobei der Kurs nicht profitieren konnte. Demnach konnte das digitale Marketingunternehmen im abgelaufenen Quartal einen operativen Gewinn von 6,5 Mio. Dollar oder 8 Cents je Aktie einfahren. New Yorker Experten hatten im Vorfeld mit einem Plus von 7 Cents je Aktie gerechnet.

Als einer der führenden Hersteller von innovativen Halbleiterprodukten ist das Unternehmen aus Kalifornien seit über 18 Jahren tätig und profitiert überdurchschnittlich von der hohen Nachfrage nach schnelleren, kostengünstigeren und flexibleren Produkten für die Netzinfrastruktur. Die am 25.7. veröffentlichten Quartalszahlen zeigten dies eindrucksvoll, wobei wie erwähnt viele Marktteilnehmer von deutlich höheren Wachstumsraten ausgegangen sind. Dies war denn auch der Grund weshalb LSI überdurchschnittlich abgegeben hat, was anhand der Zahlen durchaus als übertrieben bezeichnet werden kann. Während der Gewinn pro Aktie mit 0,29 U$ im Rahmen lag und der Umsatz auf 644 MioU$ gesteigert werden konnten, lagen die Schätzungen höher. Ob dies allerdings einen Abschlag in der Spitze von 40 % rechtfertigt, darf bezweifelt werden. Denn selbst bei etwas langsamerem Wachstums von "nur" 30 % pro Jahr, ist LSI auf aktuellem Niveau ein klarer Kauf. Demnach notiert der Wert bei einem Schlusskurs von 33,50 U$ mit einem KGV von 18 eindeutig zu billig. Weitere Details zu LSI haben wir im Anschluss: Quelle: WO

Produktpalette
Die Produktpalette von LSI Logic zeigt, dass man die Entwicklung vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter nicht verschlafen hat. Viele Produkte stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung, das Unternehmen entwickelt eine Vielzahl von Produkten, meist in stark wachsenden Märkten z.B. im drahtlosen Kommunikationsmarkt oder dem Glasfasermarkt. Diese Märkte werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen, Verschmelzung von TV und Internet wird nicht aufzuhalten sein und damit wird man die Bandbreite in Netzwerken erhöhen müssen. Eine wichtige Rolle dabei spielen nicht nur Unternehmen wie Cisco Systems, Lucent Technologie oder Nortel Networks, sondern auch die Chiphersteller, die ein wichtiger Baustein in diesem System sind.

Interessant erscheinen auch die Produkte rund um SAN-Netzwerksysteme. Storage Area Networks sind dedizierte Speichernetzwerke, die Server und Speichersysteme über Breitbandnetze, wie Fiber Channel, miteinander verbinden. Durch ein solches Netzwerk wird das eigentliche Lokale Netz entlastet. Zentral verwaltete Speichernetzwerke können Daten über mehrere Speichernetzwerke hinweg zugänglich machen, unabhängig davon, welche Computersysteme oder Applikationen genutzt werden. Bereits 1995 stellte das Unternehmen das erste Fibre-Channel-Subsystem der Öffentlichkeit vorn, zur Zeit arbeitet man an der 3. Generation dieses Systems. In diesem Marktsegment verfügt LSI Logic über einen namhaften Kundenstamm u.a. Sun Microsystems, Hewlett-Packard, Amdahl oder Fujitsu. Im Hintergrund der rasant wachsenden Informationstechnologie ist es notwendig, die Serverkapazitäten auszuweiten oder mehrere Serverstandorte zu besitzen, um Webanwendungen und große Datenmengen zu verwalten; SAN-Systeme spielen dabei eine große Rolle.

FAZIT: Die kommende Woche könnte entscheidend werden. So dürften speziell die am Freitag anstehenden US Zahlen weiter Auskunft über die Konjunktur, respektive eine mögliche Zinsentscheidung geben. Wir werden wie angekündigt am Dienstag bzw. Mittwoch je nach Situation weitere Positionen aufbauen und die gedrückten Kurse zum Einstieg nutzen.

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