Kommentar
18:01 Uhr, 07.06.2006

Investieren Sie wie Warren Buffett! Teil 1

Warren Buffett ist der wahrscheinlich berühmteste (und obendrein beste) fundamental agierende Investor. Seine Firma, Berkshire Hathaway, verwaltet ein Milliardendepot. Das kommt auch uns Kleinanlegern zu Gute. Denn in den USA sind schwergewichtige institutionelle Investoren dazu verpflichtet, ihre Positionen der amerikanischen Finanzmarkt-Aufsicht (SEC) offen zu legen. Diese Meldepflicht wird von Fachleuten auch „13-F“ genannt – der Spitzname bezieht sich auf die Aktenzahl des auszufüllenden Formulars für offene Positionen. Warren Buffett ist jedoch nicht nur als finanzielles Schwergewicht bekannt. Er gilt als Ikone der Fundamentalanalyse. Wie kein zweiter achtet er auf Kursgewinnverhältnisse, Umsatzrenditen, Sektoren- und Branchenentwicklungen und die allgemeine wirtschaftliche Verfassungen und deren zukünftige Entwicklung. Manch einer nennt ihn auch das „Orakel aus Omaha“, da seine Markteinschätzungen eine erstaunlich hohe Trefferquote aufweisen.

Doch nebst der Fundamental-Analyse gibt es da ja auch noch die Technische Analyse, die besonders im Trading-Bereich häufig Einsatz findet. Bei dieser Analysemethode rücken wirtschaftliche Kennzahlen in den Hintergrund, während Kursentwicklung und mathematische Berechnungen auf deren Basis in den Vordergrund geschoben werden. Auch das „Timing“ ist eine wichtige Komponente für den technischen Analysten. Die technische Analyse ist eine relativ junge Disziplin, die sich in akademischen Kreisen erst noch etablieren muss. Einstweilen wird sie von Theoretikern noch als Kaffeesatzleserei oder auch einfach Humbug abgetan. Von aktiven Anwendern wird sie jedoch als effektiver und effizienter als die Fundamentalanalyse eingestuft. Auch die Menschen, die sich in meinem Freundeskreis kleine Vermögen an der Börse angehäuft haben, griffen stets auf die Technische Analyse zurück.

Welcher Ansatz ist also der bessere? Der fundamentale oder der technische? Über diese Frage werden sich die Geister wahrscheinlich ewig scheiden. Doch wie sooft im Leben ist ein Kompromiss wahrscheinlich die beste Lösung. Viele Börsianer versuchen die fundamentale sowie die technische Analyse in einen ganzheitlichen Ansatz zu vereinen. Dieser Ansatz wird auch technofundamentale Analyse genannt.

In dieser Ausgabe des TradersJournal wollen wir etwas Neues wagen. Wir werden die von Warren Buffett offen gelegten Positionen nach Gesichtspunkten der technischen Analyse genauestens untersuchen. Wir gehen davon aus, dass die Positionen in Buffetts Depot nach den strengsten Kriterien der fundamentalen Analyse ausgewählt wurden und wollen nun die technische Verfassung der einzelnen Positionen begutachten, um so die besten Kaufkandidaten auszusondieren.

Buffett ist ein Mann, der sich eine Aktie kauft und diese dann über Jahre hinweg in seinem Portfolio liegen lässt. Ergo sollte das Zeitfenster für die technische Analyse auch dementsprechend „groß“ gewählt werden. Deshalb wurden für die technischen Analysen Monatscharts verwendet. Die hier veröffentlichten Einschätzungen sind also keineswegs für den kurzfristigen Handel zu implementieren, sondern als langfristige Markteinschätzungen zu verstehen.

Buffetts US-Depot:

Firma

Kürzel

Coca-Cola

KO

American Express

AXP

Wells Fargo

WFC

Procter & Gamble

PG

Moody’s

MCO

Wesco Financial

WSC

Anheuser-Busch

BUD

Washington Post

WPO

ConocoPhilips

COP

Ameriprise Financial

AMP

Wal-Mart

WMT

M&T Bank

MTB

USG Corporation

USG

American Standard

ASD

First Data

FDC

H&R Block

HRB

Comcast

CMCSA

Costco

COST

General Electric

GE

Tyco International

TYC

SunTrust Banks

STI

Nike

NKE

Gannett

GCI

Gap

GPS

Home Depot

HD

Torchmark

TMK

Iron Mountain

IRM

Lexmark International

LXK

United Parcel Service

UPS

Outback Steakhouse

OSI

PetroChina

PTR

ServiceMaster

SVM

Sealed Air

SEE

Pier 1 Imports

PIR

Lowe’s Companies

LOW

Tabelle 1 zeigt das US-Depot von Warren Buffett. Bitte beachten Sie, dass internationale Positionen nicht offen gelegt werden müssen und deswegen in dieser Tabelle nicht inkludiert sind. Es ist jedoch bekannt, dass Berkshire Hethaway noch in Comdisco, Tesco und Kingfisher investiert ist. Diese sind in dieser Liste jedoch nicht enthalten, da es sich hierbei um britische Unternehmen handelt.

Es wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass die Tabelle nicht alphabetisch sortiert ist. Die einzelnen Positionen sind nach dem Anlagevolumen gewichtet. Man möge jetzt meinen, dass Warren Buffett wirklich das Prinzip der Diversifikation verwendet, da er derzeit mehr als 35 Positionen laufen hat. Das Depot ist allerdings auch hier eher stärker auf Einzeltitel konzentriert, da die ersten acht Positionen mehr als 80% der gesamten investierten Summe repräsentieren. Im Zuge dieses Artikels werden wir die technische Analyse somit auch auf die ersten acht Titel eingrenzen. Der Vollständigkeit halber sind allerdings alle Positionen offen gelegt.

Seit der letzten Offenlegung des 13-F Formulars hat Berkshire Hethaway seine Positionen in Ameriprise Financial (AMP), H&R Block (HRB), Home Depot (HD), Iron Mountain (IRM), Lexmark (LXK), Sealed Air (SEE) und ServiceMaster (SVM) verkleinert. Wir schließen daraus, dass Buffett diese Positionen wieder zu schließen bereit ist und Kleinanleger sollten bei diesen Titeln Vorsicht walten lassen. Warum sollte Warren Buffett Aktien eines Unternehmens verkaufen, in dem er langfristig investiert sein möchte? Richtig, er würde es nicht tun, also möchte er in diesen Titeln wahrscheinlich eher nicht langfristig investiert sein.

Im nächsten Teil dieses Artikels, der am Wochenende erscheint, werfen wir einen genaueren Blick auf die Einzeltitel in Buffetts Depot. Wie wählt Warren Buffett seine Aktien aus? Erfahren Sie es frühzeitig und melden Sie sich für das Traders-Journal an. Sie können sich kostenlos in den Verteiler des Traders-Journal eintragen unter

http://www.traders-journal.de

Beste Grüße

Ihre Redaktion des Traders-Journal

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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