Inverse Zinsstruktur, Anleihemärkte und wackelnde Immobilienpreise
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Lediglich die Staaten aus dem Nahen Osten und Nordafrikas konnten sich stabilisieren. Besonders betroffen ist die Autoindustrie, dieses schwächt sich nicht nur in den USA und Deutschland ab, sondern auch in China und Indien. In Indien stürzt sie sogar immer tiefer in die Krise, der Absatz brach im Juli um 31 % ein.
Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung trifft inzwischen auch immer mehr Immobilienmärkte, nicht nur einige Städte in Australien und Neuseeland (z.B. Auckland) sondern auch in Südkorea (Seoul), Malaysia (Kuala Lumpur) über London bis hin nach New York melden rückläufige Preise. Die mit stärksten Anstiege in den letzten zwölf Monaten verzeichneten deutsche Großstädte. Auch hier könnte das Top nun erreicht sein.
Die Rezessionswahrscheinlichkeiten weltweit haben deutlich zugenommen, neben vielen Frühindikatoren ist insbesondere auch der Einbruch an den Anleihemärkten ein nicht zu übersehendes Gefahrensignal. Die 30-jährigen US Zinsen fallen zum ersten Mal unter 2 %, die zehnjährigen Zinsen haben sich dieses Jahr schon von 2,8 % auf 1,4 % halbiert und sind damit auch zum ersten Mal seit der letzten Rezession wieder unter die zweijährige Rendite gefallen, womit die inverse Zinsstruktur nun komplett wäre. Eine solche Konstellation hat in der Vergangenheit stets auf eine in einigen Monaten zu erwartende Rezession hingewiesen.
Damit einhergehend steigt auch das Volumen der Staatsanleihen, welche weltweit eine negative Verzinsung aufweisen. Dies betrifft sage und schreibe schon 23 % aller Staatsanleihen in 43 Ländern und ergibt ein Volumen von rund 17.000 Milliarden Dollar. Der Anteil in der Eurowährung liegt bei rund 7000 Milliarden Euro, dies entspricht einem Anteil von fast 40 %. Ein Ende des Trends ist noch nicht absehbar, obwohl weltweit die Notenbanken bereits 67 mal die Leitzinsen gesenkt haben.
Überraschenderweise fallen aber nicht nur die Zinsen bei den Staatsanleihen sondern auch die der Unternehmensanleihen, egal welcher Qualität sie auch sind. Im Vorfeld einer sich anbahnenden Rezession steigen diese in der Regel, je schlechter die Qualität ist, umso stärker der Anstieg. In der aktuellen Situation scheinen die Anleger dies aber zu ignorieren, sie gehen nämlich davon aus, dass die Notenbanken bereit sind, auch weiterhin Unternehmensanleihen zumindest bis zu einem Rating von BBB- zu kaufen unter Umständen sogar nach einem neuen Beschluss auch schlechtere Qualität. Dies würde bedeuten, man wäre auch bereit, Ramschanleihen zu kaufen. Auf dieses Niveau wurden nun die argentinischen Staatsanleihen herabgestuft, allerdings erst nach einem vehementen Einbruch. Die 100-jährige Staatsanleihe hat sich innerhalb von Tagen fast halbiert.
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Darüber hinaus ist die Währung Argentiniens ebenso eingebrochen wie der Aktienmarkt. Hier konnte auch das starke Engagement einiger HedgeFonds-Manager, unter anderem Templeton, nichts ändern. Die zuvor gesehene überdurchschnittliche Verzinsung hat bei diesem Fonds zu erheblichen Verlusten geführt. Einer der erfolgreichsten HedgeFonds-Manager, welcher schon im Jahre 2007 eine richtige Prognose stellte und von dieser Entwicklung auch nicht getroffen wurde (Peter Schiff) befürchtet, dass dieser Einbruch erst der Beginn einer negativen Entwicklung ist. Er geht davon aus, dass aufgrund der negativen Wirtschaftsentwicklung weltweit die US-Notenbank ihre Zinsen unabhängig von den US-Konjunkturdaten in Richtung Null senken und zusätzlich ein neues QE-Programm auflegen wird. Die Gelddruckmaschinen werden seiner Meinung nach erneut auf Hochtouren laufen und letztlich Inflation schaffen. Der größte Profiteur dürfte seiner Meinung nach das Edelmetall Gold werden, welches er deutlich über 2000 US-Dollar steigen sieht. Kurzfristig ist das Edelmetall allerdings rückschlagsgefährdet, eine Korrektur könnte eine gute Einstiegsgelegenheit, bringen bevor ein neuer Kaufansturm den Goldpreis auf neue Rückstände steigen lässt.
Das negative Wirtschaftsbild haben inzwischen viele Börsen auch schon in den Kursen eingearbeitet, viele Märkte haben bereits über 10 % korrigiert, sogar der breite amerikanische Index Russel 2000, dieser verlor sogar über 15 %. Damit sind auch bereits erste Aktienmärkte im laufenden Jahr in den negativen Bereich abgedreht wie zum Beispiel die Börse von Südkorea bzw. Hongkong.
Die relative Stärke einiger US-Indizes sollte nicht überbewertet werden, ist sie doch lediglich die Folge einer immer einseitigeren Anlagestrategie der Anleger und Fondsmanager. Kaum noch jemand wagt es, gegen die amerikanischen Technologiewerte zu wetten, sie sind Kapitalsammelstellen geworden und halten einige Indizes in ihrem Aufwärtstrend. Dies geht allerdings mit enormen Risiken einher, sollten diese Trends einmal brechen.
Viele amerikanische Wirtschaftsindikatoren deuten aber bereits auf eine Abschwächung der US.Wirtschaft hin, welche ähnlich wie in Deutschland vor allem vom heimischen Konsum stabil gehalten wird. Dies geht aber einher mit steigenden Kreditkartenausfällen, denn nachdem die Lebenshaltungskosten auch in den USA schneller steigen als die Löhne, werden die Durchschnittsfamilien in den USA finanziell so stark belastet wie nie zuvor. Daraus resultiert, dass die Schuldenstände auf immer neue Rekordniveaus steigen. Sowohl die Gesamtschuld für Studentendarlehen als auch die Autokreditschulden sind auf neue Rekordstände geklettert.
Trotz der von Präsident Trump ausgerufenen blühenden Konjunkturlandschaft sind die Insolvenzanträge im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gestiegen. Wie in einem solch blühenden Umfeld alleine in New York 1,5 Millionen Bewohner auf die kostenlose Verteilung von Nahrungsmitteln und warmen Mahlzeiten angewiesen sind, bleibt wohl sein Geheimnis. Vielleicht gilt es nicht nur die Statistiken Chinas mal zu hinterfragen, sondern noch viel mehr die der USA, welche nicht selten noch Jahre später deutliche Korrekturen erfahren.
Erste Zweifel an den blühenden Landschaften scheinen immerhin auch dem Präsidenten zu kommen, fordert er doch immer vehementer die Notenbank dazu auf, die Zinsen weiter zu senken. Darüber hinaus hat er aus heiterem Himmel die Zölle insbesondere für Waren, welche das Weihnachtsgeschäft betreffen, um drei Monate nach hinten verschoben und gab kund, dass eine Einigung im Handelskrieg mit China kurz bevorstehe. Die Kommentare aus China hören sich allerdings derzeit ganz anders an. 12 Stunden nach dem Angebot von Präsident Trump, ein weiteres Treffen mit Präsident Xi zu vereinbaren, sprachen chinesische Medien von notwendigen Gegenmaßnahmen der Vergeltung.
Die Chinesen haben längst wahrgenommen, dass der unberechenbare US-Präsident gleichzeitig nämlich Großbritannien einen tollen Deal anbietet unter der Voraussetzung, dass man mit Europa bricht, eine harte Linie gegen den Iran einnimmt ebenso gegen China, indem man zum Beispiel den chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei vom Aufbau der englischen Telekommunikationsinfrastruktur ausschließt. Nachdem Premierminister Johnson bereits auf verlorenem Posten steht, muss damit gerechnet werden, dass er, wie es viele Karikaturen belegen, vor der US-Regierung buckeln wird, und wie es in den Medien berichtet wird, der Stimme seines Meisters (Trump) folgen wird. Sollte dies wirklich der Fall sein, wird es in der Weltwirtschaft noch ungemütlicher und der militärische Druck, man erinnere sich an die Zeit des Irak Krieges, noch weiter zunehmen.
Können die USA England bei ihren miesen Spielchen erneut vorschieben, wird sich die Weltgemeinschaft schwertun dagegen zu halten. Macht es nun Sinn, in einem derartigen Umfeld in Aktien zu investieren, welche zumindest aus technischer Sicht kurzfristig ein gewisses Erholungspotenzial erkennen lassen?
Gastbeitrag von Dr. Christoph Bost, Experte auf Guidants (jetzt folgen!)
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