Interview mit Engelbert Hörmannsdorfer, Chefredakteuer des Börsenbriefs BetaFaktor.de
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Engelbert Hörmannsdorfer ist in seiner Tätigkeit als Chefredakteur des Nebenwerte-Börsenbriefs BetaFaktor.de derzeit unangefochten an erster Stelle des Realdepot-Wettbewerbs des Deutschen Anlegerfernsehens. TJ sprach mit dem Dipl.-Ing., der sein berufliches Leben der Börse und dem Schreiben widmet.
TJ: Herr Hörmannsdorfer, bei »DAF Depot« kämpfen Sie gegen 18 weitere Börsenprofis um die bestmögliche Performance Ihres Realdepots. Mittlerweile liegen Sie seit fast drei Monaten an der Spitze. Wo sehen Sie Ihre Vorteile? Wie würden Sie Ihren Investmentstil beschreiben?
EH: Mein Investmentstil ist schon spekulativ und mittelfristig angelegt. Beim DAF Depot muss ich aber kurzfristiger denken, fast sogar etwas tradingorientiert. Ich versuche, Sondersituationen auszunutzen. Schließlich geht es hier um Performance in einem definierten Zeitraum. Ich lege aber schon in der Regel Wert darauf, dass die von mir ausgewählten Titel zumindest etwas Substanz aufweisen. Das sichert gegen überraschende Einbrüche ab.
TJ: Sie haben auch immer wieder mal ein Knockout-Zertifikat drin. Wie verträgt sich das mit Ihrer Strategie?
EH: Diese Zertifikate betrachte ich als würzende Beimischung. Man kann damit die Performance bisschen verschönern, aber es sind von meiner Seite aus keine strategischen Investments. Im Gegensatz zu einigen anderen Mitspielern, die hier durchaus größere Positionen eingehen – und sogar schon das ein oder andere Mal ausgeknockt wurden. Das ist schon sehr gefährlich für Normalanleger, die die Transaktionen evtl. nachbilden wollen.
TJ: Wie viel haben Ihnen denn die Trades mit den Knockout-Zertifikaten im DAF Depot eingebracht? Da waren einige dabei mit zweistelligen Renditen innerhalb von ein oder zwei Tagen…
EH: Wie schon gesagt, es waren eher würzende Beimischungen. Ich habe es nicht genau nachgerechnet, aber die Depot-Performance dürfte es nur um eine einstellige Prozentpunktzahl beeinflusst haben, denn die Positionen hatten keine strategische Größe. Ich denke, ohne Knockout-Zertifikat wäre ich momentan auch auf Platz 1, lediglich mit ein paar Prozentpunkten weniger.
TJ: Nehmen wir mal als Beispiel das Knockout-Zertifikat auf die HypoVereinsbank, das Sie derzeit drin haben. Was hat Sie bewogen, und was erwarten Sie sich?
EH: Es gibt bald einen Squeez-Out bei der HVB wegen der Übernahme von Uni-Credito. Momentan liegt der Abfindungspreis mit 38,25 EUR zwar unter dem aktuellen HVB-Kurs, aber Uni-Credito muss ziemlich sicher nachbessern, entweder bereits zur HV Ende Juni oder aber später im SPruchstellenverfahren. Der Drei-Monats-Durchschnittskurs liegt jetzt schon bei knapp unter 40 EUR, und bis dahin vermutlich noch mal mindestens ein Euro höher. Diese Spekulation hat ein relativ geringes Risiko. Aber das Potenzial nach oben hebe ich mit einem Schein mit Hebel 5. Ein paar Prozentpunkte Risiko gegen ein Potenzial von 20% bis 30% auf Sicht eines Monats ist doch vertretbar. Soweit ich höre, sind größere Institutionelle und Hedge-Fonds mit der gleichen Spekulationsabsicht in HVB drin.
TJ: Das Börsenduell scheint mittlerweile eine beliebte Sendung des Deutschen Anleger Fernsehens zu werden. Welchen Mehrwert sehen Sie hier für den Privatanleger?
EH:
Die Teilnehmer sind alle erfahrene Börsenprofis mit verschiedenen Schwerpunkten und Strategien. Selten haben Anleger die Möglichkeit, kostenlos die Performance und Handlungsweisen von so verschiedenen Anlegertypen zu beobachten. Zuschauer können also viel lernen: Investmentstile, Depotmanagement, Stopploss-Strategien, Risikostreuung, Auswahltaktiken usw. Das ist sogar teilweise für mich interessant zu sehen, wie andere mit welchen Werten umgehen.
TJ: Herr Hörmannsdorfer, Sie sind Herausgeber des Börsenbriefes »BetaFaktor.de«. Was wird dem Anleger mit diesem Angebot geboten? Wie profitiert er durch ein Abonnement des Briefes vom aktuellen Marktgeschehen?
EH: Wir sind relativ stark fixiert auf deutsche Nebenwerte, einem äußerst interessanten, aber auch – zugegebenermaßen – traditionell schwierigen Marktsegment. Wir haben einen sehr guten Draht zu Fondsmanagern, Vorständen und Händlern, verfügen somit über erstklassige Informationen und in unserem Team hat jeder mehr als zehn Jahre Börsenerfahrung. Und die Nähe zum BoerseGo.de-Team mit vielen weiteren Publikationen (godmode-trader.de, Fonds-Reporter,de, Rohstoff-Report usw.) sorgt dafür, dass wir oftmals Werte vorher vielfältig querchecken können – und so letztendlich das Beste für unsere Leser auswählen können.
TJ: Im letzten Jahr waren aber die Nebenwerte deutliche Underperformer, in diesem Jahr sieht es nur etwas besser aus…
EH: Da haben Sie schon Recht. Das Big Money fließt derzeit eben auch in die großen Werte. Aber wenn wir neue Höchststände im DAX sehen, dann wird man sich der etwas zurückgebliebenen Werte erinnern. Ich erwarte dann eine Aufholjagd der kleinen Werte. Und mit dem richtigen Stock-Picking im Nebenwertebereich lässt sich eben auch gutes Geld verdienen. Man sieht das ja beim DAF Realdepot.
TJ: Ihr »normales« Musterdepot im Börsenbrief hängt aber im Vergleich zum DAF Depot deutlich nach. Wie kommt das?
EH: Das DAF Depot hat nur eine bestimmte Laufzeit, ich handhabe es damit fast wie ein Trading-Depot. Ein Wert, der nicht läuft, muss zwangsweise relativ schnell wieder herausgenommen werden. Oder er wird herausgenommen, wenn die erwartete Sondersituation eingetreten ist – egal, ob der Kurs reagierte oder nicht. Beim normalen Musterdepot kann ich eben auch Dellen oder Seitwärtsbewegungen mal aussitzen. Nur ein Beispiel: Vergangenen November haben wir Valor Computerized Systems aufgenommen, wir haben den Wert als sehr günstig analysiert. Drei Monate tat sich aber daraufhin überhaupt nichts. Aber seit Mitte März wird der Titel auf einmal entdeckt, offensichtlich von Institutionellen. Im DAF Realdepot wäre er nach ein paar Wochen geflogen, im BetaFaktor.de-Musterdepot freue ich mich jetzt, dass er noch drin ist. Die Underperformance des Musterdepots ärgert mich natürlich auch. Aber dann freue ich mich immer wieder über Emails von Lesern, die mir berichten, dass sie mit Trades in unseren Aktienbesprechungen wesentlich besser liegen, als wenn sie das Musterdepot sklavisch nachgebildet hätten. Das ist ja auch das, was ich letztendlich mit meinem Börsenbrief will: Investment-Ideen für die Leser, mit denen sie Geld verdienen. Und soweit ich das beurteilen kann, schaffen das die meisten Abonnenten.
TJ: Wie sehen Sie denn den DAX in den nächsten Wochen und Monaten?
EH: Momentan herrscht eine gute Stimmung, aber keine Euphorie. Dies stimmt mich positiv, dass es noch ein paar Wochen so weitergeht. Aber wir sind am oberen Ende diverser Trendkanäle angekommen. Möglich, dass es noch im Juni zu einem euphorischen »Überschießen« kommt, in dem das alte Allzeithoch beim DAX fällt. Dann folgt logischerweise eine Korrektur, die uns aber »nur« an die unteren Trendkanäle heranführen sollte. Aus heutiger Sicht würden wir dann zwischen 7.200 und 7.500 Punkten »landen«…
TJ: …und ein neuerlicher Crash beispielsweise an der chinesischen Börse würde Sie kalt lassen?
EH: Nein, natürlich nicht. Wenn so ein exogenes bedeutendes Ereignis eintritt – es kann ja auch ein größere Militärintervention im Nahen Osten sein oder neue News vom Platzen der Immobilienblase in den USA –, dann muss ich natürlich mit neuen Fakten meine Meinung neu adjustieren. Aber die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind momentan weltweit so, dass ich kurz- und sogar mittelfristig keinen Einbruch – außer einer normalen Korrektur nach einem zu guten Lauf vorher – befürchten muss. Wobei ich schon zugeben muss: In China herrscht – im Gegensatz zu uns oder USA – echte Euphorie, und das ist gefährlich. Aber als euphorisch würde ich die chinesische Börse erst seit einem Jahr bezeichnen. Aber eine euphorische Börse kann auch gut und gerne zwei bis drei Jahre laufen. Das bedeutet also noch viel Potenzial für uns.
TJ: Auch keine Gefahr von den Carry-Trades, die in diesem Februar/März für so viel Verunsicherung sorgten?
EH: Meiner Meinung nach war das damals gequirlter Quark, was da die breiten Medien verzapften. Oft ist es ja so, dass man hinterher wenigstens weiß, warum etwas eingetreten ist. Aber eigentlich habe ich bis heute keine vernünftige Erklärung irgendwo gefunden, was da vor einem viertel Jahr wirklich passiert ist. Ich denke: Es war ein »Überschießen« des Marktes, und nur eine Handvoll von wirklich großen Instis waren der gleichen Meinung und haben entsprechend agiert. Das war’s: nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn an den Fundamentaldaten für die Carry-Trades hat sich nichts geändert, bzw. verbessert. Wenn es danach ginge, hätte der Markt auch vor drei Wochen oder letzte Woche einbrechen müssen
TJ: Ein Privatanleger möchte erstmals einen Teil seines Geldes in Aktien anlegen. Was würden Sie ihm raten?
EH: Am Anfang vielleicht sogar lieber Trockenübungen machen in virtuellen Depots. Dann intensiver informieren und nicht nur den Wirtschaftsteil der Tageszeitung zu lesen. Das Internet bietet eine Vielzahl von Quellen. Anfangs am besten nur in bekannte Werte investieren, um ein Gefühl für das Investieren/Traden zu erwerben. Später dann auch Nebenwerte dazu mischen. Eher abraten würde ich von Fonds. Das macht erstens weniger Spaß, und zweitens sind die meisten Fonds Underperformer gegenüber dem Gesamtmarkt. Ist ja auch klar, die Fondsmanager kosten Geld. ))
TJ: Herr Hörmannsdorfer, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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