Intertainment Update
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Intertainment hat sich darauf spezialisiert, kommerziell interessante Filmrechte zu erwerben und an Kinoverleiher, Video- Label und TV- Sender in seinem Heimatmarkt Deutschland sowie allen anderen Ländern Europas (einschl. Osteuropa) zu vermarkten.
Zu den Kunden gehören die wichtigsten Medienunternehmen. Daneben erwirbt Intertainment die Rechte an kommerziell interessanten Spielfilmen auch für die Volksrepublik China,
Intertainment erwirbt die Gesamtrechte eines Filmes hauptsächlich bereits vor Drehbeginn. Der Erwerb der Filmrechte kann auf unterschiedliche Arten geschehen (erwerb gegen Lizenzgebühr, Co- Produktion usw.). Das Vermarktungspotential eines Films wird aufgrund der Kenntnis des Drehbuchs, des Track-Records des Regisseurs, der Zugkraft der Stars und der Attraktivität des Genres beurteilt.
Nachdem Intertainment die Gesamtrechte an einer Filmproduktion erworben hat (All-Rights-Deal), veräußert sie die einzelnen Teilrechte (Kino. Video, Pay-TV und Free- TV) an die jeweiligen Verwerter (Split-Rights-Deal). Zu den Kunden von Intertainment gehören u.a. BMG, CLT-UFA, DSF, ORF, PREMIERE, PRO SIEBEN, RTL, RTL 2, SRG, STARLIGHT, TAURUS, VCL, VOX, ZDF.
Ereignisse
Medienaktien haben es momentan sehr schwer. Bei Intertainment kommt noch hinzu, daß das Unternehmen die Anleger gleich mit zwei Hiobsbotschaften nacheinander verunsichert hat. Im Zuge der Veröffentlichung der Zahlen für die ersten neun Monate 2000 sind die Planzahlen für 2000 kräftig nach unten korrigiert worden (wir berichteten im letzten Update). Zweitens hat am 21.12.2000 die Intertainment Licensing GmbH, eine Tochtergesellschaft Intertainment AG, in den USA vor dem US-District Court (Federal Court) in Los Angeles Klage gegen Franchise Pictures LLC, Franchise Pictures Inc., deren Chairman und CEO Elie Samaha, deren Präsident und COO Andrew Stevens und gegen weitere Parteien erhoben.
Zwischen der Intertainment Licensing GmbH und der Franchise Gruppe besteht ein Vertrag, wonach Intertainment Licensing GmbH über einen Zeitraum von 5 Jahren insgesamt mindestens 60 Filmrechte erwerben wollte. Intertainment Licensing GmbH hat die erworbenen Filmrechte teilweise bereits in mehreren europäischen Ländern weiter lizenziert.
Diese Kooperation hatten die Wertpapierexperten von Beginn an sehr kritisch beurteilt, da das Unternehmen zunächst über keinerlei Erfahrungen in der Produktion größerer Spielfilmprojekte verfügte.
In der Klageschrift macht Intertainment Licensing GmbH geltend, daß ihr aufgrund überhöhter Budgets der von Franchise produzierten Filme durch organisierten Betrug ein Schaden von mindestens US $ 75 Mio. zugefügt wurde. Intertainment Licensing GmbH verlangt mit der eingereichten Klage im wesentlichen Schadensersatz einschließlich sogenannter Punitive Damages und macht weitere Ansprüche geltend.
Franchise hat Gegenforderungen erhoben und mitgeteilt, daß Franchise seinerseits beabsichtige, Klage gegen Intertainment Licensing GmbH einzureichen. Der Ausgang der Rechtsstreitigkeiten kann erhebliche Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn der Intertainment AG für das laufende und für folgende Geschäftsjahre haben.
Da die Bindung an den wichtigsten europäischen Vertriebspartner Warner explizit an den Franchise Pictures-Vertrag geknüpft ist, würde sich diese Kooperation auch auflösen wenn der Vertrag mit Franchise annuliert wird. Zwei Drittel des veranschlagten Umsatzes seien mit Rechten von Franchise Pictures geplant gewesen. Neben dem Prozeßrisiko stehen der Gesellschaft zudem Regressansprüche von Sublizenzfirmen ins Haus, da die Verträge dann nicht ordnungsgemäß erfüllt werden können.
Unserer Auffassung nach ist der Kurssturz des Papiers deutlich übertrieben. Während das Unternehmen momentan über eine Börsenkapitalisierung von etwa 122 Mio. Euro verfügt, liegt der Bargeldbestand laut Unternehmensangaben bei 154 Mio. Euro.
Der Filmrechteverleiher benötigt jetzt einen positiven außergerichtlichen Vergleich im juristischen Streit mit dem US-Partnerunternehmen Franchise Pictures. Nach Ansicht von Experten stehen die Chancen schlecht, daß man die 75 Mio. US-$ Schadenersatz einklagen kann. Das Verhalten des Unternehmens verdeutlicht dessen Versäumnis, die vertraglichen Details vorher gut überprüft zu haben.
Die Situation sollte sich trotzdem in den nächsten Monaten wieder normalisieren.
Die Aktie leidet momentan unter extremen Kursschwankungen. Mitte Januar war die Aktie von 4,80 Euro auf knapp 20 Euro empor geschossen. Händlern zufolge hatte sich ein institutioneller Anleger mit den Aktien eingedeckt. Als dies bekannt wurde sind die Kleinanleger ebenfalls auf den Zug aufgesprungen. Nachdem sich der Titel innerhalb kurzer Zeit vervierfacht hatte, nahmen die Privatanleger die Gewinne mit. Momentan pendelt der Kurs so um die 10 Euro.
Aufgrund der großen Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf empfehlen wir, die Aktie auch nach der jüngsten Kurserholung zu reduzieren. Für den sehr spekulativen Anleger bietet sich die Möglichkeit ein paar Stücke in der Seitwärtsbewegung einzusammeln und darauf zu setzen, daß die nächsten Zahlen zufriedenstellend ausfallen.
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