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14:24 Uhr, 25.09.2001

Interesse deutscher Fonds an US-Aktien lässt nach

Das Interesse deutscher Portfoliomanager an US-Dividendenpapieren hat einer Umfrage unter den sechs größten Fondsgesellschaften Deutschlands zufolge im August und damit bereits im Vorfeld der Anschläge in den USA leicht nachgelassen. Wie die Monatsumfrage der Nachrichtenagentur Reuters ergab, verringerten die sechs führenden deutschen Fondsgesellschaften den durchschnittlichen Anteil an US-Aktien in ihren Depots im August auf 41,7 Prozent von 42,5 Prozent im Juli. Die Portfoliomanager begründeten die geringere Gewichtung der amerikanischen Papiere unter anderem mit der schwachen Entwicklung des Dollar und der Konjunkturabkühlung in den USA. Olgerd Eichler, Aktienfondsmanager bei der Union-Investment, sagte, die etwas niedrigere Gewichtung der US-Aktien sei im Wesentlichen auf die Schwäche des Dollar im August zurückzuführen. US-Aktien seien in seinem Portfolio weiter untergewichtet. Nach den Anschlägen in den USA am 11. September habe er den Anteil der US-Dividendenpapiere unterdessen kaum verändert. Er habe allerdings in Aktien defensiver Branchen gewechselt. Die massiven Kursrückgänge an den Märkten weltweit im Anschluss an die Anschläge auf das World Trade Center und das US-Verteidiungsministerium wolle er für kursgünstige Anschaffungen nutzen. "Auf Sicht von zwölf bis 18 Monaten rechnen wir wieder mit einer Erholung der Börsen weltweit", sagte Eichler weiter. Die Nachfrage nach japanischen Aktien war mit 7,7 Prozent im August nach 7,9 Prozent im Vormonat und 10,2 Prozent im Vorjahresmonat weiter rückläufig. Die befragten Portfoliomanager verwiesen erneut auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die weltweite Konjunkturabschwächung habe Japan besonders hart getroffen, hieß es bei der Fondsgesellschaft DWS. Die japanische Strukturkrise werde dadurch noch verstärkt. Die Niedrigzinspolitik und massive öffentliche Ausgabenprogramme hätten die Konjunktur bisher nicht aus der Liquiditätsfalle befreien können. Die DWS bevorzugt eigenen Angaben zufolge nach wie vor eine umsichtige Anlagestrategie mit selektiver Investition in japanische Technologiepapiere sowie defensive Titel. Die Fondsmanager bei der Adig sagten, das konjunkturelle Bild in Japan sei schlechter als noch zu Jahresbeginn erwartet. Die jüngsten Indikatoren seien ein klarer Hinweis dafür, dass Japan im zweiten Quartal in die Rezession abgeglitten sei. Vor allem das verarbeitende Gewerbe sei infolge des Wachstumseinbruchs auf den Exportmärkten schwer betroffen. Auch die jüngsten Indikatoren zu Einkommen und Konsum ließen wenig Hoffnung aufkommen. Einzelne Lichtblicke könnten jedoch auf eine Wende auf niedrigem Niveau hindeuten. So sei der Autoabsatz robust, und die Maschinenbauaufträge nähmen wieder zu, hieß es weiter bei der Adig. Auf Grund der desolaten Lage werde Japan weiter auf "neutral" gehalten. Auf der Anleihenseite stockten die Fondsmanger im August - also ebenfalls noch vor den Anschlägen - den Anteil an Rentenpapieren aus dem Euro-Raum auf 32,6 Prozent von 30,0 Prozent auf. Die Portfoliomanager begründeten die Erhöhung mit der Erwartung einer stabilen Konjunkturentwicklung im Euroraum. Der Anteil der US-Bonds wurde dagegen um zwei Prozentpunkte auf durchschnittlich 26,1 Prozent heruntergefahren. Die Experten verwiesen zur Begründung auf die Konjunktureintrübung in den USA. Nach den Anschlägen in den USA kam es an den Finanzmärkten wegen der Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung und einer weltweiten Rezession auch bei Anleihen zu heftigen Kursausschlägen.

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