Kommentar
16:16 Uhr, 27.03.2018

Insider werden wieder bullisch

Insider sollten es eigentlich wissen, ob es sich lohnt, Aktien zu kaufen. Seit letzter Woche fällt das Urteil deutlich aus: ja, es lohnt sich.

Den meisten Anlegern ist derzeit wohl nicht nach beherztem Zugreifen zumute. Die Korrektur dehnt sich zeitlich munter aus. Ein erster Erholungsversuch scheiterte bzw. stellte sich als nicht nachhaltig heraus. Auch der kleine Rebound am Montag gibt keine endgültige Entwarnung. Eine Schwalbe macht halt noch keinen Sommer. Die Lage ist zudem äußerst unübersichtlich.

Als die Kurse Anfang Februar purzelten, war die Welt noch in Ordnung. Es war ein kurzer Schreck, der durch die Anlegerreihen ging (Inflation, Zinsen). Darüber hinaus gab es keinen Grund. Inflation und Zinsen können zum Thema werden, doch vor zwei Monaten war es mehr eine spontane Befürchtung. Es war wenig Reales dahinter.

Noch immer gibt es wenig Greifbares, was für eine Ausdehnung der Korrektur spricht. Gewiss, ein Handelskrieg ist nicht gerade ein Kaufargument. Wir wissen aber noch lange nicht, ob es überhaupt dazu kommt. Doch so lange wir es nicht wissen, entscheiden sich Anleger derzeit im Zweifelsfall für den Verkauf von Aktien.

Anleger mögen Unsicherheit nicht. Manchmal wird Unsicherheit ignoriert. Derzeit aber kommen so viele Dinge zusammen, dass stoisches Festhalten an Aktien einfach schwerfällt. Insider sehen das etwas anders. Sie sind überraschend bullisch eingestellt.

Insider sind Angestellte eines Unternehmens, die detaillierte Einblicke in den Geschäftsverlauf haben. Diese sind vor allem im höheren Management zu finden, aber nicht nur. Wer die Quartalsbilanzen erstellt, muss kein hochrangiger Manager sein, um zu wissen, wie die Zahlen im nächsten Quartal höchstwahrscheinlich ausfallen werden.

Vereinfacht kann man jedoch sagen, dass Insider vor allem Manager sind. Diese sind derzeit relativ optimistisch. Die Verkäufe, die Insider tätigen, übersteigen die Aktienkäufe derzeit so wenig wie zuletzt 2016 (siehe Grafik).

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Die Verkäufe übersteigen die Käufe fast ausnahmslos. Das liegt daran, dass das Management regelmäßig Aktien als Teil der Vergütung erhält. Es gibt gewisse Sperrfristen, doch sind diese einmal vorüber, wird ein Teil der Aktien verkauft. Weil Manager Aktien geschenkt bekommen, verkaufen sie tendenziell mehr als sie kaufen. Daher ist das Verhältnis meisten über 1.

Gerade in der letzten Woche brachen die Verkäufe regelrecht ein. Das war im Februar ganz anders. Damals verkauften Insider mit allen anderen Anlegern überproportional viele Aktien. Jetzt, in der zweiten Welle der Abwärtsbewegung, wird wenig verkauft und konstant viel gekauft.

Das ist ein starkes Vertrauenssignal. Insider haben natürlich nicht immer Recht. So verkauften sie etwa Anfang 2017 im großen Stil Aktien. Der Markt stieg danach kräftig an. Relativ häufig haben Insider allerdings einen guten Riecher. Vor der Korrektur 2015/16 wurde vermehrt verkauft und als die Kurse unten waren wurde gekauft. 2010 und 2011 war das nicht anders.

Persönlich bin ich inzwischen weniger optimistisch als die Insider. Vielleicht behalten die Insider Recht und Anleger sind viel zu nervös. Verlassen würde ich mich darauf allerdings nicht. Ich bleibe daher vorerst bei meiner mittelfristigen Einschätzung (Erholung mit neuem Allzeithoch in den USA, danach Bärenmarkt).

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2 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Vor allem sind die Insider berüchtigt für ihr lausiges Timing. Man beachte etwa die starken Käufe im Sommer 2007. Mit den starken Insider-Aktivitäten zu Beginn der schwachen Börsenphase im Frühjahr 2018 könnte das so ähnlich laufen wie damals...

    21:52 Uhr, 27.03.2018
  • Hoeli
    Hoeli

    Wenn ich mir die Grafik anschaue, dann sehe ich eine sehr volatile Linie (Zick-Zack) für die Insider Käufe gegenüber einem permanent steigenden Markt. Ist für mich so wenig aussagekräftig wie alle anderen Charts seit 2008, da der Markt ausschließlich steigt, bzw. nicht mehr korrigiert.

    Die Gründe sind die gleichen wie auf dem Immobilienmarkt. Alles wird nur durch Asset Value und Buchwerte zusammengehalten. Eine größere Korrektur würde Bilanzen von Unternehmen (vor allem in den USA), Investoren und danach Banken implodieren lassen. Darum ist die Flucht nach vorne, solange das billige Geld noch fließt, die einzige Alternative.

    19:24 Uhr, 27.03.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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