Kommentar
10:07 Uhr, 24.02.2004

Insgesamt enttäuschende Konjunkturdaten

In der abgelaufenen Woche hat sich der seit Jahresbeginn etablierte Aufwärtstrend an den internationalen Aktienmärkten weiter fortgesetzt. Während die Aktienkurse an der Wall Street per saldo konsolidierten, dominierten in Europa (STOXX +1,9%) und in Fernost (Nikkei +1,7%) die Kursavancen.

In den USA tendierte der Aktienmarkt in der ersten Wochenhälfte freundlich, gab dann aber zum Wochenende deutlich nach. Am Ende trat er im Wochenvergleich auf der Stelle. Die Computerbörse Nasdaq korrigierte dagegen mit einem Rückgang um 0,7% die fünfte Woche in Folge. Grund für die Abgabetendenz zum Wochenschluss waren im wesentlichen enttäuschende Konjunkturdaten. "Nach dem deutlichen Anstieg der Konsumentenpreise keimten auf einmal Inflationsängste auf. Dabei kam der Anstieg überwiegend über volatilere Energiepreise zustande", sagt ADIG-Fondsmanager Klaus Breil. Aber auch der stärkere Rückgang beim Frühindikator der Notenbank Philadelphia (Philly Fed) sorgte bei den Anlegern für Nervosität. Für besondere Beunruhigung sorgten dabei sowohl der verhaltene Ausblick als auch der Rückgang der Beschäftigungskomponente. Zudem ließen einige Notenbankchefs verlauten, dass die derzeitige Konjunkturerholung noch nicht stark genug sei, um neue Arbeitsplätze zu generieren. Auch die Industrieproduktion blieb mit einem Anstieg von 0,8% im Januar hinter den Erwartungen zurück, was allerdings auf den kalten Kalendermonat zurückgeführt werden kann. Für die nächsten Monate ist dennoch mit einem weiteren Abbau des Investitionsstaus zu rechnen.

Gute Unternehmensdaten von Hewlett Packard, Applied Materials und WalMart setzten dennoch keine positiven Impulse. Insbesondere WalMart zeigten sich nach den Umsatzzahlen für den Monat Januar äußerst optimistisch für den Gewinn im laufenden Quartal. Letzte Woche wurde mit der Übernahme von AT&T Wireless durch Cingular eine der größten Fusionen unter Dach und Fach gebracht. "Damit könnte die Telekommunikationsbranche nach einer dreijährigen Baisse einen generellen Turnaround einleiten", so USA-Experte Breil.

In Europa war die Indexentwicklung am deutschen Aktienmarkt mit +0,4% relativ enttäuschend. Dagegen verzeichneten Frankreich, Belgien, die Niederlande sowie auch Schweden mit Indexavancen von rund 2% überdurchschnittliche Kurssteigerungen. Auch die größte europäische Börse, Großbritannien, hielt erstmals seit langem mit einem mehr als zweiprozentigen Indexanstieg mit den Top-Performern Schritt. Ursächlich dafür waren die erstmals seit Dezember wieder kräftigen Kurssteigerungen bei Ölaktien sowie merkliche Kursimpulse bei Rohstoff-, Medien-, und Versicherungsaktien. Eine große Zahl von Unternehmensberichten bzw. -resultaten fiel überwiegend im Rahmen der Erwartungen (Sanofi - Synthelabo, Spartenergebnisse bei Daimler, L‘Oréal) aus , wobei der Übernahmekampf um Aventis die Fantasie der Anleger nach wie vor angeregt hat. Überraschend positiv fielen die Zahlen von Reuters und Zurich aus, die zeigen, dass beide Unternehmen den turn-around geschafft haben. Dies gab dem gesamten Medien- sowie dem Versicherungssektor Auftrieb, die in der letzten Woche mit einem Indexanstieg von 4,2% bzw. 2,9% die erste bzw. fünfte Rangstelle unter den STOXX-Sektorindizes einnahmen. Auch die Geschäftszahlen des Stahlproduzenten Arcelor sowie Rekordgewinne bei der Royal Bank of Scotland konnten die Anleger beeindrucken. Positive Zahlen des US-Giganten Wal Mart gaben auch den europäischen Einzelhandels-Blue chips Unilever und Ahold Auftrieb. Hinzu kam die Spekulation bei Carrefour, dessen Kurs von Übernahmegerüchten mit Wal-Mart merklich profitierte.

Die Konjunkturdaten waren für Euroland insgesamt eher enttäuschend. Die ZEW-Klimaindikatoren waren sowohl für Euroland auch Deutschland nach längerem Anstieg rückläufig, befinden sich aber nach wie vor auf einem Niveau, das kräftiges konjunkturelles Wachstum antizipiert. Das geldpolitische Komitee der Bank von England hat laut Protokoll im Stimmenverhältnis 9 zu 0 für die jüngste Anhebung des Basiszinses gestimmt. Auch der nahezu ungebrochene Immobilienboom macht spätestens zur Jahresmitte eine weitere Zinsanhebung wahrscheinlich. Momentan erhalten die Aktienmärkte die wesentlichen Impulse aus der immer noch relativ zu Renten niedrigen Aktienmarktbewertung sowie aus teilweise deutlich besser als erwarteten Unternehmensresultaten.

In Japan wurde das starke Wachstum von real 7%, ein Wert, der seit 1990 nicht mehr erreicht worden war, durch einen negativen Preisanstieg (Deflator) relativiert. Dies wurde mit Enttäuschung registriert. Auf Unternehmensseite wurde die erfolgreiche Markteinführung der Shinsei-Bank positiv aufgenommen. Die Aktie notierte bei hohem Volumen bis Ende der Woche um 42% über dem Emissionskurs Mitte der Woche.

Ausblick:

In der laufenden Woche dürften sowohl die Konjunktur- als auch die kaum noch ins Gewicht fallenden Unternehmensdaten (u.a. Home Depot, Novell) wenige Überraschungen bieten. Bei den zu veröffentlichenden Frühindikatoren (Konsumentenvertrauen der Universität Michigan sowie des Conference Boards, Chicagoer Einkaufsmanagerindex) werden nach den zuvor starken Anstiegen geringe Abschläge toleriert. "Lediglich stärkere Rückgänge könnten Irritationen über den Zustand der amerikanischen Volkswirtschaft auslösen", sagt ADIG-Fondsmanager Klaus Breil. Auch die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter dürften für den Monat Januar höher ausfallen. "Insofern erwarten wir in dieser Woche eine Fortsetzung der kurzfristigen Konsolidierung im Rahmen des längerfristigen Aufwärtstrends. Dafür spricht auch die zuletzt geringe Umsatztätigkeit an den Aktienbörsen", ist Breil zuversichtlich.

In Europa könnten der Ifo- sowie der belgische konjunkturelle Frühindikator für Februar nach längerem Anstieg eher konsolidieren. Geschäfts- und Unternehmensvertrauensindikatoren in Euroland, Italien sowie in Frankreich dürften Rückschlüsse über die Konjunkturentwicklung im weiteren Jahresverlauf geben. Von Unternehmensseite stehen Ergebnisse u.a. für British American Tobacco, Prudential, Repsol, Bouyges, Fresenius, Henkel.Axa, Cap Gemini,Eni, Lafarge, Legal & General, HypoVereinsbank und Air Liquide an. Aufschlussreich für den politischen Trend in Deutschland dürften dann die Ergebnisse der Bürgerschaftswahl in Hamburg sein, die den Wahlreigen in diesem Jahr eröffnet.

In Japan können u.a. Produktionszahlen für Januar sowie Zahlen über die Ausgaben privater Haushalte Aufschluss darüber geben, inwiefern der konjunkturelle Optimismus, der sich in der Aufwärtsbewegung des Aktienmarktes widerspiegelt, weiterhin Nahrung erhält.

Quelle: Adig

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen