Kommentar
11:21 Uhr, 23.09.2021

Innovationen: Wo Deutschland miserabel abschneidet

Eine UN-Organisation erstellt jedes Jahr ein Ranking der innovativsten Länder der Welt. Deutschland landet insgesamt zwar in der Spitzengruppe, schneidet bei einigen Einzelindikatoren aber katastrophal schlecht ab.

Gibt es einen Grund, warum nur wenige deutsche Technologieunternehmen zur Weltspitze gehören? Ist die Innovationskraft in Deutschland vielleicht mangelhaft und verliert Deutschland den Anschluss zur Spitzentechnologie? Oder liegen die Probleme an einer anderen Stelle?

Die World Intellectual Property Organization (WIPO), eine Teilorganisation der Vereinten Nationen, erstellt jedes Jahr ein Ranking der innovativsten Länder der Welt. Deutschland landet im Global Innovation Index 2021 (GII 2021) auf Rang 10 von insgesamt 132 Ländern weltweit und gehört damit weiter zur Spitzengruppe der innovativsten Länder. Gegenüber 2020 hat sich Deutschland um einen Rang verschlechtert. Doch dieses insgesamt gute Gesamtergebnis verdeckt, dass das Ranking auch erhebliche Schwächen hierzulande zutage fördert.

Die folgende Tabelle zeigt die weltweit innovativsten Länder der Welt. Die Schweiz, Schweden, die USA und Großbritannien können ihre Spitzenplätze eins bis vier verteidigen. Südkorea verbessert sich deutlich von Rang 10 auf Rang 5 und ist damit unter anderem auch an Deutschland vorbeigezogen. Auch die Niederlande, Finnland, Singapur und Dänemark schneiden etwas besser ab als Deutschland.

Rang 2021 Land Rang Vorjahr
1 Schweiz 1
2 Schweden 2
3 USA 3
4 Großbritannien 4
5 Südkorea 10
6 Niederlande 5
7 Finnland 7
8 Singapur 8
9 Dänemark 6
10 Deutschland 9
11 Frankreich 12
12 China 14
13 Japan 16
14 Hongkong 11
15 Israel 13
16 Kanada 17
17 Island 21
18 Österreich 19
19 Irland 15
20 Norwegen 20

Ein genauerer Blick auf das Abschneiden Deutschlands zeigt Licht und Schatten.

Zu den Stärken Deutschlands gehören beispielsweise:

  • Ein vergleichsweise hoher Output an Innovationen im Verhältnis zum Input.
  • Anzahl an Patenten im Verhältnis zum BIP (weltweit Rang 1)
  • ein gut ausgebautes Logistik-System (weltweit Rang 1)
  • Anzahl veröffentlichter wissenschaftlicher Artikel mit einem gewissen Mindestmaß an Zitierungen (weltweit Rang 3)
  • Ein gut ausgebauter Bildungsbereich auf Hochschulniveau (weltweit Rang 5)

Zugleich fördert das Ranking aber auch erhebliche Schwächen Deutschlands zutage. Einige davon sind:

  • Bei der Nutzung digitaler Technologien im Bereich der öffentlichen Verwaltung landet Deutschland nur auf Rang 57, nach Rang 23 im vergangenen Jahr.
  • Bei der Einfachheit, ein Unternehmen zu gründen, landet Deutschland auf Rang 96 von 132. Damit gehört Deutschland zu den Ländern weltweit, wo es mit am schwierigsten ist, ein neues Unternehmen auf die Beine zu stellen.
  • Beim Wachstum der Arbeitsproduktivität landet Deutschland auf Rang 94. In den allermeisten Ländern weltweit wächst die Arbeitsproduktivität schneller als in Deutschland.
  • Bei den Kosten, nicht benötigten Arbeitnehmern zu kündigen, landet Deutschland auf Rang 91 weltweit. Es ist für Unternehmen im internationalen Vergleich also mit sehr hohen Kosten verbunden, nicht mehr benötigte Arbeitsplätze abzubauen.
  • Bei den Bruttoanlageinvestitionen im Verhältnis zum BIP landet Deutschland nur auf Rang 76 weltweit. Es wird also im Verhältnis zum BIP sehr wenig in Deutschland investiert.
  • Bei den Investitionen insgesamt landet Deutschland auf Rang 60.
  • Beim Schutz von Minderheitsinvestoren landet Deutschland ebenfalls auf Rang 60.

Insbesondere die Liste der Schwächen zeigt, worauf die kommende Bundesregierung ihren Schwerpunkt legen sollte, wenn sie die Innovationskraft Deutschlands weiter steigern will. Eine überbordende Last an Bürokratie erschwert etwa die Gründung neuer Unternehmen und mindert die Arbeitsproduktivität, während eine vergleichsweise hohe Belastung mit Steuern und Abgaben die Investitionen innerhalb Deutschlands hemmt. Zugleich ist die öffentliche Verwaltung nur unzureichend digitalisiert und basiert noch zu sehr auf analogen Vorgängen.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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