Inflationssorgen drücken auf die Stimmung
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Sorge über die Inflationsentwicklung und weitere US-Zinserhöhungen drückte in den vergangenen Tagen auf die Stimmung an den internationalen Börsen.
USA: Zinsängste lasten auf US-Aktien
Mit Minuszeichen schlossen die amerikanischen Börsen die vergangene Handelswoche ab. Die Sorge vor einer Verschärfung der Geldpolitik durch die FED hielt die Marktteilnehmer von Engagements zurück. Angeheizt wurden die Zinsspekulationen durch Äußerungen der regionalen FED-Präsidenten in Dallas und Philadelphia, Robert Fisher und Anthony Santomero, die sich angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung für weitere Zinsschritte aussprachen. Mehrere Faktoren treiben aktuell die Preisspirale an. So versuchen die Unternehmen die höheren Energiepreise an die Verbraucher weiterzugeben. Gleichzeitig wurden nach den Hurrikan-Verwüstungen die staatlichen Ausgaben auf lokaler, bundesstaatlicher und nationaler Ebene deutlich ausgeweitet. Von Konjunkturseite fiel der ISM-Dienstleistungsindex unerwartet schwach aus und auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe boten mit ihrem spürbaren Anstieg Grund für Enttäuschung. Die Beschäftigtenzahl für September konnte die Stimmung zum Wochenschluss aber wieder etwas verbessern. Der Rückgang von 35.000 Stellen und die Anhebung der Vormonatszahlen fielen deutlich besser aus, als nach dem Hurrikan Katrina allgemein an den Börsen erwartet wurde. Der Ölpreis sank im Wochenverlauf auf unter 62 USD je Barrel (WTI).
Die Kurseinbußen zogen sich quer durch alle Branchen. Besonders hart traf es aufgrund von Insolvenzgerüchten jedoch erneut den angeschlagenen Automobilzulieferer Delphi, der am Wochenende dann tatsächlich Antrag auf Gläubigerschutz stellte. Dessen Aktienkurs ist inzwischen auf 1,05 USD gefallen, nachdem er im August noch bei über 6 USD notierten. Die Aktien der Autokonzerne GM und Ford gaben ebenfalls spürbar nach. Zuvor hatte die Ratingagentur Standard & Poors mitgeteilt, eine Herabstufung beider Unternehmen zu prüfen. Positiv auf das Marktgeschehen wirkte sich die Prognoseerhöhung des Mischkonzerns General Electric aus sowie ermunternde Äußerungen des Einzelhändlers Wal-Mart. Allerdings konnte dies nur kurzzeitig den Markt beflügeln. Keine erfreuliche Woche hatten die Anteilseigner von Lexmark. Der Druckerhersteller nahm wegen des harten Wettbewerbs kurz vor Beginn der Berichtsaison seine Ergebnisprognose für das laufende Quartal drastisch zurück, woraufhin die Titel um über 28 Prozent einbrachen. Auch die Aktien von Checkpoint Systems rutschten ab, was an einer revidierten Umsatzprognose und der geplanten Übernahme der israelischen Gesellschaft Sourcefire lag.
Japan: Korrektur nach Höhenflug
Die schwachen Vorgaben von der Wall Street blieben auch für den japanischen Aktienmarkt nicht ohne Folgen. Die Anleger wurden nach den satten Gewinnen der letzten Wochen wieder vorsichtiger und hielten sich mit Anschlusskäufen zurück. Zudem traten wieder stärker kritische Stimmen auf, wonach die Dynamik am Aktienmarkt nicht von der tatsächlichen Konjunkturentwicklung gerechtfertigt würde. Entsprechend deutlich war in den letzten Tagen das Minus im Nikkei 225 Index. Am heutigen Montag blieb die Tokioter Börse wegen des nationalen Tag des Sports geschlossen.
Europa: Auch hiesige Aktienmärkte tendieren schwächer
An den europäischen Börsen gaben die Aktienkurse in den letzten Tagen ebenfalls nach. Die Befürchtung, dass die Inflationsentwicklung in den USA aber auch in Europa für anziehende Zinsen sorgt und damit den Aktienmärkten die bisherige Unterstützung entzieht, hat merklich zugenommen. Mit besonderem Interesse schauten daher die Anleger vergangene Woche auf die EZB-Sitzung nach Athen. Zwar wurde wie erwartet der Leitzinssatz bei 2,00 Prozent belassen. Allerdings vernahmen die Finanzmärkte sehr wohl die warnenden Worte von Jean-Claude Trichet auf der anschließenden Pressekonferenz. Die Entwicklung der Energiepreise hat auch in Europa den Preisauftrieb kräftig angeheizt, sodass sich die Währungshüter trotz einer weiterhin schwachen Konjunktur zu einer Erhöhung des Leitzinses genötigt sehen könnten. Ansonsten orientierten sich die Marktteilnehmer an dem Geschehen an der Wall Street und nahmen nach dem Jahreshöchststand im DAX vom vergangenen Montag teilweise Gewinne mit. Zu den schwächsten Werten zählten MAN, Commerzbank und HypoVereinsbank, während Fresenius Medical Care, adidas-Salomon und Lufthansa gegen den Trend zulegen konnten. Finanzdienstleister AWD überraschte unterdessen die Anleger mit einer Gewinnwarnung. Ein Kursminus von 23 Prozent war die Folge. Auch in der Vorwoche standen wieder zwei Börseneinführungen auf dem Programm. Beim Solarzellenhersteller Q-Cells lag die Erstnotiz von 49 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 38 Euro und unterstrich damit das aktuelle Interesse an alternativen Energiewerten. Dass aber die Anleger bei Neuemissionen genau differenzieren, zeigte der zweite Neuling HCI. Das Hamburger Emissionshaus, welches vor allem durch die Platzierung von Schiffsbeteiligungen bekannt geworden ist, konnte mit seinem Debüt nicht überzeugen, da der Aktienkurs bereits in der ersten Handelsstunde deutlich unter den Ausgabepreis fiel.
Ausblick: Auftakt der neuen Quartalsberichtssaison
Mit dem Aluminiumkonzern Alcoa beginnt am heutigen Montag der Tradition entsprechend die neue Quartalsberichtsaison, die in den nächsten Wochen das Börsengeschehen maßgeblich mitbestimmen dürfte. Daneben erscheinen von US-Konjunkturseite die Handelsbilanzdaten vom August sowie zum Wochenausklang Angaben zu Verbrauchervertrauen, Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze. In Europa werden die revidierten EU-BIP-Zahlen für das zweite Quartal und die Schätzung für das laufende dritte Quartal veröffentlicht. Zudem tagen in Brüssel die Finanz- und Handelsminister der EU und für die Autoindustrie werden vom europäischen Branchenverband die hiesigen Pkw-Neuzulassungen im September bekannt gegeben.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.