Inflationssorgen belasten US-Rentenmarkt
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In den USA dominiert die Inflationsentwicklung das Geschehen am Rentenmarkt und lässt die Renditen steigen. Europäische Rententitel zeigen sich davon jedoch weitgehend unbeeindruckt und verharren unter vier Prozent. Am Devisenmarkt gab es zuletzt nur wenig Bewegung. Der Euro notierte fast unverändert bei 1,26 US-Dollar.
USA: Inflationssorgen belasten Rentenmarkt
Das Thema Inflation spukt weiter in den Köpfen der Marktteilnehmer. Nachdem zur Wochenmitte bekannt gegeben wurde, dass die US-Erzeugerpreise für Mai im Monatsvergleich erneut um 0,2 Prozent angestiegen waren, belastete zum Wochenschluss der unerwartet starke Anstieg der Konsumentenpreise. Verglichen mit dem Vormonat lag der Verbraucherpreisindex um 0,4 Prozent höher. Im Jahresvergleich ergibt sich hierdurch eine Teuerungsrate von 4,2 Prozent. Auch die um die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Kernrate zog deutlich an. Sie lag im Mai bei beachtlichen 2,5 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die amerikanische Notenbank vor diesem Hintergrund nochmals die Leitzinsen anheben wird, hat nach Meinung vieler professioneller Auguren damit deutlich zugenommen. Eine weitere Zinserhöhung Ende Juni auf dann 5,25 Prozent gilt inzwischen fast als ausgemachte Sache. Einzelne scheinen bereits darauf zu spekulieren, dass auch damit noch nicht das Ende der zinspolitischen Fahnenstange erreicht sein wird. Bestärkt werden sie in ihrer Meinung durch die zuletzt veröffentlichten Konjunkturzahlen. Neben günstigen Daten vom Arbeitsmarkt bestätigte auch die Bekanntgabe des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan die nach wie vor insgesamt robuste Konjunkturlage in den Vereinigten Staaten. Das Umfeld für einen Konjunktureinbruch sieht jedenfalls anders aus.
Am amerikanischen Rentenmarkt hat der Mix aus unerwartet starkem Teuerungsdruck und alles in allem zufrieden stellenden Wirtschaftszahlen die Renditen erneut in die Höhe getrieben, nachdem sich in den letzten Wochen die Lage zu beruhigen schien. Im Wochenvergleich erhöhte sich die Rendite zehnjähriger US-Treasuries um nicht weniger als 16 Basispunkte und überwand somit wieder deutlich die Fünfprozentmarke. Die Zinskurve hat im zwei- bis zehnjährigen Bereich einen leicht fallenden Verlauf angenommen, was nicht zuletzt auf die wieder zunehmende Zinserhöhungsfantasie zurückzuführen ist, welche vor allem am kurzen Ende zu spüren ist. Die Lage am US-Rentenmarkt bleibt unsicher. Es ist daher auch in den kommenden Wochen mit einer Fortsetzung der erhöhten Volatilität zu rechnen. Inflationsentwicklung und die möglichen zinspolitischen Reaktionen bleiben dabei die entscheidenden Markttreiber.
US-Dollar fast unverändert
Der US-Dollar scheint sich wieder zu stabilisieren. In der zurückliegenden Woche lag der Wechselkurs zum Euro beständig bei rund 1,26 US-Dollar. Daran änderte auch die Bekanntgabe schwächerer TIC-Daten d.h. rückläufiger Portfoliokapitalströme in die USA nichts. Entlastung gab es hingegen von den jüngsten Leistungsbilanzzahlen. Verglichen mit dem vierten Quartal 2005 sank das amerikanische Leistungsbilanzdefizit in den ersten drei Monaten 2006 um 15 Mrd. US-Dollar auf nunmehr 209 Mrd. US-Dollar. Allerdings ist es noch zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Wegen der gestiegenen Auslandsverschuldung und den erhöhten Zinsen dürfte zukünftig die Bilanz der Kapitaleinkünfte sich tendenziell weiter verschlechtern. Ob dies durch eine verbesserte Handelsbilanz kompensiert werden kann, bleibt abzuwarten.
Euro-Renten von US-Entwicklung abgekoppelt
Unbeeindruckt von dem Renditeanstieg in den USA verharrten die europäischen Rentenmärkte zuletzt auf fast unverändertem Niveau. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Wochenschluss lediglich einen Basispunkt höher als zu Wochenbeginn. Die Renditedifferenz im Zehnjahresbereich hat sich zwischen beiden Wirtschaftsräumen damit wieder auf 1,2 Prozentpunkte ausgeweitet. Die Mehrzahl der Marktteilnehmer geht inzwischen davon aus, dass die Europäische Zentralbank trotz in jüngster Zeit etwas schwächerer Konjunkturdaten bis zum Jahresende nochmals zwei Zinsschritte nach oben unternehmen wird, was sich auch mit unseren Erwartungen deckt. Der Hauptrefinanzierungssatz läge dann bei 3,25 Prozent. Für die Zentralbanker steht ihrem Auftrag entsprechend die Inflationsbekämpfung im Vordergrund. Um einer Verfestigung der Inflationserwartungen entgegenzutreten, ist eine Fortsetzung des Zinserhöhungskurses unvermeidbar, wenn man den Worten führender Währungshüter Glauben schenken darf. Im Mai lag gemessen am vorläufigen Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) die Inflationsrate in den Ländern der Währungsunion bei 2,5 Prozent und damit deutlich über dem EZB-Zielwert von knapp unter 2,0 Prozent.
Ausblick:
In der laufenden Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Der Fokus dürfte deshalb schon auf den kommenden Donnerstag gerichtet sein, an dem die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung bekannt gibt. Die Marktteilnehmer können deshalb zumindest einen Teil ihrer Aufmerksamkeit den noch ausstehenden Gruppenspielen der Fußball-WM schenken.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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