Kommentar
09:32 Uhr, 30.05.2022

Inflationsraten kratzen an der 8%-Marke

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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Markterholung und Inflationsanstieg – möglicherweise sehen wir diese Woche beides, auch wenn es sich eigentlich nicht miteinander verträgt. Die Aktienmärkte scheinen nach einem sehr freundlichen Abschluss der vergangenen Woche heute ihre Kursgewinne fortsetzen zu können. Gleichzeitig erwarten wir die neuesten Inflationszahlen aus Deutschland – und hierbei wird die Marke von 8 % eine bedeutende Rolle spielen. Im Wochenverlauf werden wir weitere Preisdaten bekommen, jede Menge Arbeitsmarktdaten aus den USA, erneut sind viele öffentliche Auftritte von EZB-Vertretern anberaumt und auf europäischer Ebene wird über ein neues Sanktionspaket gegen Russland verhandelt. Die Agenda lässt vermuten, dass die Aktienmarkterholung auf Gegenwind treffen wird, zumal auch die Renditen wieder nach oben driften.

Vor genau einer Woche bilanzierten wir an dieser Stelle sieben verlustreiche Wochen an den amerikanischen Aktienbörsen. Die Historie hatte für eine solche Durststrecke wenig Präzedenzfälle, und in zwei von drei vorherigen 7-Wochen-Episoden folgte auch noch eine achte Verlustwoche. Stattdessen gab es aber mit +6,6 % im S&P 500 das kräftigste Wochenplus seit November 2020, alleine am Freitag betrug das Plus 2,5 %. Auch hierzulande ging es bergauf. Der STOXX® Europe 600 schloss am Freitag 1,4 % fester und sicherte einen Wochengewinn von knapp 3 %. Heute früh setzt sich die Markterholung fort. Die amerikanischen Futures stehen mit rund 1 % im Plus, und die europäischen Indizes legen kurz nach Handelsstart rund 1,5 % zu.

Gegenwind für die Aktienmärkte könnte vor allem von der Inflationsentwicklung in der Eurozone kommen. Folge dessen könnten erneute Marktspekulationen über stärkere Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank sein. Heute früh hat mit Spanien das erste Mitgliedsland der Eurozone seine Verbraucherpreisdaten für den Monat Mai veröffentlicht. Diese stiegen von 8,3 % im April auf 8,7 % und damit stärker als erwartet. Im weiteren Tagesverlauf bekommen wir auch die Zahlen aus Deutschland. Wie üblich kommen diese in den Vormittagsstunden häppchenweise aus einzelnen Bundesländern herein. Nordrhein-Westfalen machte hier den Auftakt und berichtete einen Preisauftrieb von 0,9 % im Vergleich zum Vormonat und ein Plus von 8,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Und ebendiese 8 %-Marke schwebt wie ein Menetekel über dem heutigen Datenpaket. Wird diese Marke überschritten oder nicht? Der Konsens sieht für die Inflationsrate nach deutscher Berechnungsmethode einen Anstieg im Mai von 7,6 %, nach 7,4 % im April. Nach Berechnungsmethode Eurostat (Harmonisierter Verbraucherpreisindex, HVPI) wird allerdings ein Zuwachs von 7,8 % auf 8,1 % gesehen. Ähnlich knapp sieht es bei den HVPI-Zahlen für die gesamte Eurozone aus, die morgen veröffentlicht werden. Hier erwartet der Konsens einen Anstieg von 7,5 % auf 7,8 %.

Inflationsdaten unterhalb von 8 % dürften im Markt halbwegs neutral aufgenommen werden. Sollten die Zahlen jedoch einen Preisauftrieb von mehr als 8 % signalisieren, dürfte unmittelbar die Diskussion um das Ausmaß der Leitzinsanhebungen durch die EZB wieder Schwung aufnehmen. Allgemein erwartet werden Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte auf den Ratssitzungen im Juli und September. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane bezeichnete eine solche Schrittfolge heute früh als „Richtwert-Tempo. Bei Preissteigerungsraten von mehr als 8 % auf Verbraucherebene (und Teuerungsraten von rund 30 % auf vorgelagerten Ebenen der Wertschöpfungskette) dürften allerdings die Stimmen derjenigen Beobachter, die für eine zügigere Gangart plädieren, nicht leiser werden. Der Bund Future knickte nach Veröffentlichung der NRW-Zahlen heute früh denn auch deutlich ein, die 10J Bundrendite klettert mittlerweile um 6 Bp und überwindet damit wieder die Marke von 1,00 %.

Neben den Preisdaten in der Eurozone stehen diese Woche eine Reihe von Arbeitsmarktdaten aus den USA im Fokus (JOLTS-Bericht am Mittwoch, ADP-Report am Donnerstag, NFP-Daten am Freitag). Einerseits wünschen sich die Anleger starke Arbeitsmarktdaten, um daraus einen positiven Ausblick für die Konsumnachfrage ableiten zu können. Andererseits fürchten sie gleichzeitig starke Arbeitsmarktdaten, könnten diese doch anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Löhne und damit eine straffere Gangart der Fed bedeuten. Entsprechend unklar ist, wie die Märkte auf gute oder weniger gute Arbeitsmarktdaten reagieren werden. Damit ist aber auch offensichtlich, dass der Stimmungserholung an den Märkten insgesamt in den kommenden Tagen ziemlich viel Wind entgegenblasen wird…

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