Inflationsangst löst Renditeanstieg aus
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Ein lange Zeit relativ unberücksichtigtes Thema ist zurück und hat in der vergangenen Woche einen spürbaren Renditeanstieg ausgelöst: Es wird wieder über Inflation gesprochen. Ausschlaggebend dafür waren überraschend hohe Teuerungsraten im September. In den USA lag die Kernrate 2,0 Prozent über Vorjahr, im Euroraum mussten die Verbraucher durchschnittlich 2,5 Prozent mehr bezahlen. Die Kernrate betrug hier 1,3 Prozent. Die Konjunkturdaten fielen überwiegend positiv aus, wobei Sondereffekte wie z.B. die Wirbelstürme oder die Wahl in Deutschland bei der Interpretation der Veröffentlichungen zu berücksichtigen sind.
USA: Feste Konjunktur und steigende Preise
Am amerikanischen Rentenmarkt haben die Renditen in der zurückliegende Woche merklich angezogen. Zehnjährige US-Treasuries rentierten gestern mit 4,39 Prozent um 14 Basispunkte höher als Freitag vor einer Woche. Damit ist die obere Grenze des mittlerweile mehr als ein Jahr anhaltenden Seitwärtstrends erreicht. Ausschlaggebend für den neuerlichen Anstieg war eine Mischung aus überwiegend festen Konjunktur- und ungemütlichen Inflationsdaten. So legten sowohl der ISM-Stimmungsindikator für das verarbeitende Gewerbe als auch der Einkaufsmanagerindex von Chicago im September erstaunlicherweise kräftig zu. Selbst wenn bei den Zahlen eine gewisse Verzerrung bedacht werden muss, so bestätigen sie doch im Kern die von der FED getroffene Einschätzung, wonach Katrina und Rita nur eine kurzfristige Belastung darstellen. Bei den Verbrauchern sind die Auswirkungen sehr schnell zu sehen gewesen. Deren Stimmung ist laut dem Sammelindex im September zurückgegangen. Mitverantwortlich dafür dürfte auch der Preisauftrieb sein, der durch die jüngsten Wirbelstürme noch zusätzlich an Fahrt gewann. Die Kerninflation, also jene Jahresrate, die Nahrungsmittel und Energiekosten außen vor lässt, hat sich im September auf 2,0 Prozent erhöht. Sie befindet sich damit gerade noch im von der FED tolerierten Bereich. Vor diesem Hintergrund bekräftigen wir unsere vorsichtige Einschätzung für den amerikanischen Rentenmarkt. Staatsanleihen der Eurozone bieten aus unserer Sicht ein attraktiveres Chance-Risiko-Verhältnis.
Eurozone: Deutlich über dem Zielwert für Preisstabilität
Die Zehnjahresrenditen haben sich in der Eurozone zuletzt wieder deutlich vom Rekordtief nahe der 3-Prozent-Marke entfernt. Verantwortlich dafür war in erster Linie die Entwicklung der Verbraucherpreise. Der erste Schrecken kam aus Deutschland, wo die Teuerung (HVPI) im September auf 2,7 Prozent zunahm. Kurz darauf wurde ein beschleunigtes Wachstum bei Geldmenge M3 und Kreditvergabe veröffentlicht. Schließlich kam zum Wochenende die Inflationsrate für den Euroraum, die angetrieben von den Energiepreisen auf plus 2,5 Prozent anstieg. Die EZB definiert einen Wert von unter, aber nahe 2 Prozent als Preisstabilität. Diese Grenze wurde zuletzt im Februar 2005 eingehalten und ist mit der jüngsten Erhebung in weite Ferne gerückt. Gut vorstellbar ist daher, dass die kommenden Äußerungen der EZB restriktiver sein werden als bisher. Gelegenheit dazu hat sie auf der Ratssitzung am kommenden Donnerstag. Eine Zinserhöhung kann aber aus zweierlei Gründen so gut wie ausgeschlossen werden. Erstens würde diese den Markt angesichts der bisherigen Rhetorik relativ unvorbereitet treffen. Zweitens steht die Konjunkturerholung noch auf zu wackeligen Beinen.
Wichtig im Inflationskontext sind Zweitrundeneffekte, insbesondere Lohnabschlüsse. Fallen diese moderat aus, bleibt der Inflationsdruck niedrig. Zunehmende Inflationsraten wecken aber Begehrlichkeiten bei den Gewerkschaften nach entsprechenden Lohnsteigerungen. Bemerkenswert ist daher der jüngste Abschluss in der österreichischen Metallindustrie, dem traditionellen Tarifvorbild. Ausgehandelt wurde ein Lohnzuwachs von 3,1 Prozent. In Frankreich hat derweil am heutigen Dienstag ein landesweiter Protesttag der Gewerkschaften u.a. gegen sinkende Kaufkraft stattgefunden. In Deutschland stehen wichtige Tarifverhandlungen Anfang 2006 an. Zum 28. Februar 2006 ist der Tarifvertrag für die rund 3,2 Mio. Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie kündbar.
Ausblick:
Zwei Termine wecken in der verkürzten laufenden Woche besonderes Interesse. Im Euroraum ist es die Ratssitzung der EZB, wo angesichts der jüngsten Inflationszahlen schärfere Töne sehr gut vorstellbar sind. Ein Zinsschritt ist gleichwohl aber nicht zu erwarten. In Amerika wird der Arbeitsmarktbericht für September besonders beachtet werden. Nach der FED-Sitzung vor vierzehn Tagen, wichtigen Stimmungsbarometern in der vergangenen Woche können sich die Marktteilnehmer nun anhand der Entwicklung bei Arbeitsplätzen und Stundenlöhnen ein noch klareres Bild von der US-Konjunktur zeichnen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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