Inflation bleibt in der Nähe des 10-Jahrestiefs
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Externe Quelle: Nord/LB
Gerade hat Eurostat, das Statistikamt der Europäischen Union, eine Schnellschätzung zur Inflationsentwicklung in der Eurozone im Monat Februar veröffentlicht. Entgegen den Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten und Volkswirte legte die Inflationsrate von 1,1% im Vormonat auf nun 1,2% Y/Y zu. Dies entspricht einem Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex um 0,4% M/M im Vergleich zum Januar. Damit ist im Februar nach dem kontinuierlichen Inflationsrückgang seit dem Höchststand Mitte vergangenen Jahres erstmals wieder eine marginal höhere Inflationsrate zu verzeichnen. Allerdings liegt die Monatsveränderung weitgehend im saisonüblichen Rahmen und darf somit nicht als Trendwende fehlinterpretiert werden. Der Preisauftrieb liegt weiterhin nah am 10-Jahrestief, und bis zum Sommer ist eine Fortsetzung des disinflationären Trends zu erwarten.
Bereits am Freitag hatte die Schätzung für die Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise einen leichten Anstieg der Inflationsrate von 0,9% auf 1,0% Y/Y ergeben. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex legte in Deutschland um 0,7% M/M im Vergleich zum Januar zu, was weitgehend auf die im Monat Februar üblichen Preissteigerungen bei Pauschalreisen zurückzuführen ist. Die Inflation liegt damit sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland, das immerhin ein Gewicht von ca. 26% bei dem für die Eurozone ermittelten Verbraucherpreisindex besitzt, weit unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von unter aber nahe 2,0% Y/Y. Aufgrund der günstigen Entwicklung der Preise für Rohöl, Rohstoffe und Nahrungsmittel bleibt die Inflationsrate durch deutlich entlastend wirkende Basiseffekte beeinflusst.
Die Preisentwicklung im Monat Februar wird die EZB-Verantwortlichen zusätzlich bestärken, an dem vielfach angedeuteten besonnenen Kurs festzuhalten. Allenfalls deutliche Anzeichen für ein Abgleiten in eine Deflation hätten das Potenzial besessen, die EZB zu einer aggressiveren Zinssenkung zu bewegen. Aus unserer Sicht muss somit aufgrund der jüngsten Inflationsentwicklung um so mehr von einer Zinssenkung um 50 Basispunkte am kommenden Donnerstag ausgegangen werden. Dies entspricht der Neigung der EZB, gleichmäßige und vorab angedeutete Zinsschritte zu vollziehen. Daher darf auch mit Spannung auf die Äußerungen Trichets auf der anschließenden Pressekonferenz gewartet werden. Die Finanzmärkte erwarten ein deutliches Signal bezüglich einer möglichen Fortführung des eingeschlagenen Zinssenkungskurses im zweiten Quartal. Die Entwicklung wichtiger Stimmungsindikatoren in der Eurozone würde der EZB durchaus Argumente liefern, die Zinssenkungspolitik nicht bei einem Tendersatz von 1,5% zu beenden und stärker gegen die größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der Europäischen Union vorzugehen.
Fazit: Entgegen den Erwartungen legte die Inflationsrate im Februar leicht auf 1,2% Y/Y zu. Dies entspricht einer Monatsveränderung von 0,4% M/M und liegt somit weitgehend im saisonüblichen Rahmen. Die Inflationsrate bleibt aber sehr nahe am 10-Jahrestief und weit unter der Zielmarke der EZB von unter aber nahe 2,0% Y/Y. Die jüngste Entwicklung der Verbraucherpreise liefert der EZB Argumente, ihren moderaten Zinssenkungskurs fortzusetzen. Für den kommenden Donnerstag ist mit einer Zinssenkung der EZB um 50 Basispunkte und auf der anschließenden Pressekonferenz mit deutlichen Hinweisen Trichets bezüglich der weiteren Zinspolitik zu rechnen. Eine weitere Zinssenkung im zweiten Quartal liegt durchaus im Bereich des Möglichen, eine Nullzinspolitik halten wir jedoch weiterhin für höchst unwahrscheinlich.
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