Industrie- und Schwellenländer vor unterschiedlichen Herausforderungen
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Frankfurt (BoerseGo.de) - An den Finanzmärkten hat die Diskrepanz zwischen der lockeren Geldpolitik in den entwickelten Volkswirtschaften und der restriktiveren Geldpolitik in den Schwellenländern in den vergangenen Monaten zu einem Auseinanderlaufen der Performance der jeweiligen Aktienmärkte geführt. Da die gegensätzlichen politischen Richtungen genauso wie die regionalen Wachstumsunterschiede auch im weiteren Jahresverlauf Bestand haben dürften, ist nach Einschätzung von John Greenwood, Chefvolkswirt von Invesco, auch weiterhin mit einer auseinander laufenden Performance zu rechnen.
Während das Überhitzungsrisiko in den ungebremst wachsenden Schwellenmärkten zunehme, bleibe die Dynamik in den großen Industrieländern begrenzt, da diese weiter mit Bilanzreparaturen und steigenden öffentlichen Schulden kämpfen. Vor diesem Hintergrund stelle sich den Märkten in den nächsten Monaten vor allem eine Frage, nämlich "die nach der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erholung und dem Ausmaß der Inflationsgefahr", so der Ökonom in seinem vierteljährlichen Wirtschaftsausblick für das zweite Quartal 2011.
Die US-Wirtschaft sieht Greenwood auf einem fortgesetzt moderaten Wachstumspfad. Während sich die Wohnungswirtschaft nur schleppend entwickele und der Gewerbebau weiter rückläufig sei, zeigten die meisten Frühindikatoren nach oben, und auch am US-Arbeitsmarkt gebe es erste Anzeichen für eine Aufhellung. Angesichts der Tatsache, dass die lockere Zinspolitik der Fed die Märkte und die Wirtschaft noch nicht vollständig erreicht hat, erwartet Greenwood erste Zinsanhebungen erst 2012, wenn die Arbeitslosenrate noch weiter gesunken ist. Im Gesamtjahr rechnet er mit einem realen BIP-Wachstum von 3 Prozent und einer Gesamtinflationsrate von 1,8 Prozent. "Angenommen, dass die Unternehmen weiter solide Gewinnzuwächse verzeichnen können, wäre dies eine aus Anlegerperspektive günstige Konstellation", sagt er. "Allerdings könnten das Auslaufen des QE2-Programms und die Aussicht auf eine allmähliche Verschärfung der Fiskalpolitik die Märkte für Risikoanlagen in der zweiten Jahreshälfte 2011 belasten."
Was den Ausblick für die Eurozone angeht, meint Greenwood, dass die Staatsschuldenkrise die Finanzmärkte so lange weiter belasten wird, bis die Fragen der fiskalpolitischen Kontrolle und Aufsicht sowie die zugrundeliegenden Fragen zu den monetären Bedingungen und dem Bankensystem angemessen adressiert worden sind. Jetzt da die Krise auch Portugal erfasst hat, dürften noch weitere Volkswirtschaften auf den Prüfstand gestellt werden, "da die Marktteilnehmer die bisher von den Fiskal- und Geldpolitikern und den Banken vorgelegten Zwischenlösungen äußerst skeptisch sehen". Greenwood rechnet mit einem realen BIP-Wachstum von insgesamt 1,8 Prozent im Jahr 2011, wobei diese aggregierte Wachstumsrate große Unterschiede zwischen den dynamisch wachsenden Volkswirtschaften im Nordosten des gemeinsamen Währungsraums und den schwächelnden oder noch immer in der Rezession steckenden Staaten am Süd- und Westrand der Eurozone der Peripherie verschleiere. Die durchschnittliche Inflationsrate für 2011 wird auf 2,2 Prozent geschätzt.
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