Indien: Wirtschaftswachstum schwächt sich stärker als erwartet ab
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1. Das Wirtschaftswachstum in Indien hat sich im vierten Quartal 2008 stärker abgeschwächt als erwartet. Nach einer Rate von 7,6 % yoy im dritten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 nur noch mit 5,3 % yoy. Die Erwartungen lagen bei 6,3% (DekaBank) bzw. 6,1% (Bloomberg-Konsensus). Nach unserer Schätzung dürfte das saisonbereinigte Wachstum im vierten Quartal damit nur noch bei 0,1% qoq gelegen haben, nach kräftigen 1,8% qoq im dritten Quartal.
2. Neben den globalen Einflüssen hat zu diesem Einbruch des Wachstums für uns überraschend vor allem der Landwirtschaftssektor beigetragen, dessen reale Produktion um 2,2% yoy gesunken ist. Der Ausstoß des Verarbeitenden Gewerbes schrumpfte leicht um 0,2% yoy.
3. Auf der Verwendungsseite sind die Komponenten schwach ausgefallen, die man auch schwach erwarten durfte. So stieg der Private Konsum nur noch um 5,4% yoy, nach 6,9% yoy im dritten Quartal. Das Wachstum der Anlageinvestitionen ist gar von 15,1% yoy auf 5,3% yoy eingebrochen. Dagegen beschleunigte sich das Wachstum des Staatskonsums infolge des Stimulierungspakets von 7,9% yoy auf 24,6% yoy. Bemerkenswert ist, dass die Exporte in realer Rechnung um 11,4% stiegen, was gegenüber dem Wachstum von 10,6% des dritten Quartals sogar eine leichte Beschleunigung darstellt. In vielen anderen Wirtschaften Asiens ist der Export im vierten Quartal geradezu kollabiert. Dennoch zeigt der deutliche Anstieg der Lagerinvestitionen von 31,2% yoy, dass auch die Indische Wirtschaft vom Nachfrageeinbruch überrascht wurde.
4. Der Spielraum, der Konjunkturschwäche gegenzusteuern, ist aus unserer Sicht auf die Geldpolitik beschränkt. Wir gehen davon aus, dass der Leitzins in naher Zukunft um weitere 50 Basispunkte gesenkt wird. Auf fiskalischer Seite kann auf die bereits angekündigten Maßnahmen kaum noch etwas drauf gesetzt werden, weil das öffentliche Defizit für das kommende Fiskaljahr schon auf 10% des Bruttoinlandsprodukts zusteuern könnte und der Staat bereits hoch verschuldet ist. Indien läuft zudem Gefahr, seinen Investment-Grade-Status zu verlieren, nachdem S&P den Ratingausblick vor drei Tagen auf negativ gesetzt hat.
5. Wir gehen davon aus, dass die Gründe für den Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion auch in erschwertem Zugang zu Krediten zu suchen sind. Da sich von dieser Seite das Umfeld nicht schnell aufhellen sollte, haben wir auch den Ausblick für die kommenden Quartale zurückgenommen. Wir revidieren unsere BIP-Wachstumserwartung für das Kalenderjahr 2009 von 5,2% auf 4,0%. Für das Fiskaljahr 2009/10 erwarten wir ein Wachstum von 4,6%.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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