Kommentar
10:58 Uhr, 16.07.2007

Indien – Noch kein ungetrübter Ausblick

Unsicherheit geht weiter von der Frage aus, inwieweit die höheren Zinsen und die feste Währung die Unternehmen und Banken belasten. Die Industrieproduktion und die Investitionstätigkeit lassen bislang zwar kaum eine Abschwächung erkennen, aber die Ergebniserwartungen einzelner Unternehmen wurden bereits leicht nach unten revidiert. Der Währungstrend ist demnach gegenwärtig stärker als die positive Entwicklung der US-Nachfrage. Die stabile in- und ausländische Nachfrage dürfte jedoch der Grund dafür sein, dass das Geschäftsklima weiterhin sehr freundlich ist. Offensichtlich beeinträchtigen strukturelle Engpässe den Gesamtausblick der Unternehmen vorerst nur wenig. Ein wensentlicher Grund hierfür sind die zunehmenden Auslandsaktivitäten der Unternehmen. Der Aktienmarkt sollte daher trotz der währungs- und zinsseitigen Belastungen sowie des höheren Bewertungsniveaus Unterstützung für eine moderate Aufwärtsentwicklung finden.

Die Dynamik der Industrieproduktion ist trotz der kontinuierliche Straffung der Geldpolitik seit Oktober 2004 anhaltend hoch. Die indische Notenbank wird daher voraussichtlich nochmals die Zinsen und die Reserveanforderungen erhöhen, um den Preisauftrieb weiter zu bremsen. Gleichwohl dürfte dies nur sehr langsam gelingen, da insbesondere die binnenwirtschaftliche Dynamik sehr hoch ist. Sowohl der private Konsum als auch die Investitionen verzeichen weiter kräftige Steigerungsraten, und genau diese Dynamik möchte die Regierung möglichst nicht gefährden. Da die Notenbank demnach weiterhin vorsichtig agiert, sollten Rückschläge am Aktienmarkt nur sehr kurz zu verzeichnen sein.

Wir erwarten, dass sich der Ausblick für den Aktienmarkt im Verlauf der zweiten Jahreshälfte aufhellt, wenn einerseits Zinssenkungen an den Märkten zum Thema werden und andererseits Investoren nach alternativen Investmentzielen mit einer im Jahresverlauf deutlich geringeren Kursdynamik suchen. Strukturelle Impulse für die Wirtschaft und den Aktienmarkt sind kaum zu erwarten. Unterstützend wirkt derzeit vor allem die Konjunkturdynamik und die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Vor diesem Hintergrund ist die Nachfrage aus den USA von zentraler Bedeutung. Mit einem Anteil von knapp 18% an den Gesamtexporten Indiens sind die US-Märkte trotz erheblicher Änderungen der Exportstruktur nach wie vor das wichtigste Ziel für indische Exporteure. Die voraussichtlich weiterhin fest tendierende Rupie belastet die Exporte bislang zwar nur wenig, aber die Importdynamik wird verstärkt. Folglich bleibt das Leistungsbilanzdefizit neben der Inflationsentwicklung ein weiterer Risikofaktor, den die Notenbank in den kommenden Monaten genau beachten wird.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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