Kommentar
15:07 Uhr, 26.07.2005

Indien - Der Riese kommt in Fahrt

Indien erwartet im Jahr 2005 ein Wirtschaftswachstum von 6,2 %. Auch für die Zukunft sind die Aussichten rosig: Experten von HSBC erwarten für 2006 ein Wirtschaftswachstum von 7,2 %. Studien gehen davon aus, dass Indien Deutschland beim Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 und Japan 2032 überholen wird. Somit würde Indien zur drittstärksten Wirtschaftsmacht nach China und Amerika aufsteigen.

Politik

Ministerpräsident Manmohan Singh hat nach seiner Wahl Mitte 2004 kontinuierlich Reformen auf den Weg gebracht, die mittlerweile Früchte tragen. Umfassende Kapitalverkehrskontrollen und Beschränkungen für Beteiligungen ausländischer Unternehmen wurden gelockert. Gleichzeitig wurden Zollsenkungen und die Einführung einer Mehrwertsteuer auf den Weg gebracht. Auch außenpolitisch kann Singh Erfolge verbuchen: Die seit 50 Jahren andauernden Spannungen zwischen Indien und Pakistan um die Kaschmir Region ebben langsam ab.

Am Tag des Regierungswechsels

Nach Bekanntwerden des Regierungswechsels Mitte 2004 sank der indische Aktienleitindex Sensex an einem Tag um 15 %. Bei einer Investition zu dieser Zeit hätten Anleger heute schon 60 % Kursgewinne verbuchen können. Wer 2002 eingestiegen ist, kann sich über 130 % Zuwachs freuen.

Bildung

An über 300 Universitäten können sich Inder einen hohen Ausbildungsstand aneignen. Bedingt durch Indiens Vergangenheit als britische Kronkolonie sprechen breite Bevölkerungsschichten sehr gut Englisch und sind mit der westlichen Denkweise vertraut. Das macht Indien vor allem im Software-, Outsourcing- und Call-Center-Sektorinteressant. Die Regierung plant, die Bildungsausgaben stufenweise bis auf 6 % des BIP zu steigern.

Binnenmarkt

Die stabil wachsende Binnennachfrage gewährleistet ein robustes Wirtschaftswachstum undschütztdie Volkswirtschaft vor globalen Konjunkturflauten. Die Abhängigkeit der indischen Börse von den weltweiten oder europäischen Vergleichsindizes ist sehr gering.

- Nachdem vor 5 Jahren Privatkredite eingeführt wurden, steigt die Zahl der indischen Konsumentenkredite rapide an.

- Laut einer UBS-Studie werden bis 2030 die chinesischen und indischen Konsumenten gemeinsam über eine Kaufkraft verfügen, die jene des heutigen US-Marktes um das Fünffache übersteigt.

- Mit einem Viertel der Beschäftigten trägt der Dienstleistungssektor bereits 51 % zum BIP bei. Offenbar hat Indien die Industrialisierungsphase übersprungen und ist sofort in die Dienstleistungsphase eingetreten.

Börse Mumbai

Die 1875 gegründete Bombay Stock Exchange ist nicht nur die älteste Börse Asiens, sondern sie besitzt mit über 6.000 gehandelten Titeln auch die größte Anzahl gelisteter Werte. Die Marktkapitalisierung beträgt 310 Mrd. Euro. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 bei den Blue-Chips ist die Börse Mumbai im internationalen Vergleich trotz der starken Kursanstiege günstig bewertet.

Zukunft

- Indien plant in jedem Monat 2005 mehr Schienenstrecken zu verlegen, als Gesamteuropa im kompletten Kalenderjahr 2003.

- Ausländische Firmen, die sich am indischen Markt durchsetzen und behaupten können, erreichen zum Teil jährliche Umsatz-und Gewinnzuwächse von über 20 %.

- Indiens Anteil am Welthandel ist immer noch gering, aber von 0,7% im Jahr 2003/04 auf 0,85 % im Jahr 2004/ 05 gestiegen.

- Indien verfügt über eines der größten Verkehrsnetze der Welt. Das Straßennetz ist insgesamt doppelt so lang wie das Chinas. Die schlechte Qualität verhindert jedoch die effiziente Versorgung mit Gütern, so dass das Transportvolumen deutlich hinter dem Chinas zurückbleibt. Bis 2010 sollen aber 50 Mrd. Dollar in das marode Straßen-und Stromnetz investiert werden.

Chronik der Verbesserung

Das BIP pro Kopf wird sich in Indien bis zum Jahr 2020 auf knapp 5.000 USD verdoppeln:

1. Verbraucher werden reicher und der Absatzmarkt vergrößert sich.

2. Verbrauchsmuster ändern sich: Ausgaben für Gesundheit, Transport und Kommunikation werden ansteigen.

3. Die Ersparnisse der privaten Haushalte werden steigen, da die junge Bevölkerung ins Arbeitsleben eintritt.

4. Die Nachfrage nach unterschiedlichen Finanzinstrumenten wird steigen

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.286 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen von 9,39 Mrd. Euro, vertreibt 95 Fonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 155 Mitarbeiter (Stand: 30.12.2004).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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