Kommentar
09:51 Uhr, 11.07.2022

In dieser Hinsicht ist der Bärenmarkt historisch schlimm

Bisher verlor der US-Markt in der Spitze 24% vom Allzeithoch. Das ist eigentlich nicht dramatisch. In einer Hinsicht aber ist der Kursverlust historisch schlimm.

Korrekturen und Bärenmärkte fühlen sich immer schlimm an, wenn man mittendrin steckt. Es sind dabei nicht nur die Kursverluste, die an den Nerven zehren, sondern auch die Dauer. Zu Beginn hat man noch Hoffnung, dass es sich um einen kurzen und kleinen Rücksetzer handelt. Man bleibt investiert. Dann werden die Verluste größer. Nüchtern betrachtet weiß man jedoch, dass das Aussitzen von Korrekturen keine schlechte Strategie ist. Langfristig gewinnt man mit Aktien. Was ist da schon eine kurze Korrektur? Leichter gesagt als getan. Je größer die Verluste und je länger die Korrektur, desto mehr zehrt es an den Nerven. Viele Anleger geben irgendwann auf und verkaufen doch, trotz aller gegenteiliger Vorsätze. Je länger ein Bärenmarkt dauert, desto mehr verliert man das Zutrauen, dass sich die Kurse bald erholen werden. Die Angst, dass das Vermögen immer kleiner wird, schlägt irgendwann die Vernunft. Das wird vielen Anlegern in diesem Bärenmarkt nicht anders ergehen als in früheren, zumal der Rücksetzer noch Potenzial hat. Mit einem Kursverlust von nicht einmal einem Viertel ist der Drawdown nicht der Rede wert. Viele Bärenmärkte waren schlimmer (Grafik 1).


Will man beurteilen, wie schlimm ein Bärenmarkt ist, gibt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Das eine sind die Kurse, die dahinterstecken. Das andere ist das Vermögen, welches vernichtet wird und welche Bedeutung dieser Vermögensverlust für die Wirtschaft hat.

Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung hat der Markt bereits kräftig korrigiert. Im historischen Vergleich liegt die Marktkapitalisierung im Verhältnis zum US-Bruttoinlandsprodukt aber immer noch auf hohem Niveau (Grafik 2). Dennoch lässt sich erkennen, wie schnell und dramatisch der Einbruch war.


Vom Allzeithoch zum bisherigen Verlaufstief hat der US-Markt etwas mehr als 12 Billionen Dollar Marktkapitalisierung eingebüßt. Die Wirtschaftsleistung liegt bei gut 24 Billionen Dollar. Die bisherigen Kursverluste haben also Vermögen in der Höhe von 50 % der Wirtschaftsleistung vernichtet (Grafik 3).

Bisher gab es nur zwei Bärenmärkte, die schlimmer waren. Das war nach dem Platzen der Internetblase vor über 20 Jahren und während der Finanzkrise. Der Rücksetzer zu Beginn der Pandemie war ebenfalls größer, allerdings wurde das Vermögen so schnell zurückgewonnen, dass es den meisten vermutlich nicht aufgefallen ist.

So oder so, der Vermögensverlust im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist enorm. Vermögen oder Rücklagen sind für die Wirtschaft wichtig. Grundsätzlich kann Vermögen genutzt werden, um zu konsumieren. Wer Vermögen verliert, tendiert mehr zu sparen als mehr auszugeben. Der gigantische Vermögensverlust hat auch wirtschaftliche Auswirkungen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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