Kommentar
16:12 Uhr, 01.06.2004

Impulse durch zeitweise rückläufige Ölpreise

In der in abgelaufenen Börsenwoche erhielten die Weltaktienmärkte, die mittlerweile in starkem Maße auf die Entwicklung der Ölpreise fokussiert sind, merkliche und positive Impulse durch eine rückläufige Preisentwicklung an den Weltölmärkten.Nachdem zu Wochenbeginn noch ein langjähriger Höchststand sowohl des WTI-Preises als auch des Brent Blend-Preises verzeichnet worden war, fielen die Ölpreise im Wochenverlauf merklich zurück. Bei einem um knapp 2% angestiegenen Weltindex schnitten insbesondere die US-Aktienmärkte (S&P-Index +2,9%, Nasdaq Composite-Index +4,8%) überdurchschnittlich ab. Japan zeigte nach dem kräftigen Anstieg der Vorwoche jetzt mit einem Anstieg des TOPIX-Index um 1,3% eine moderatere Performance. In Europa war der Kursanstieg auf Grund einer stagnierenden Londoner Börse sowie rückläufiger Aktienkurse in der Schweiz mit Indexavancen von etwa 1% ebenfalls unterdurchschnittlich. Dabei waren überwiegend Aktien zyklisch ausgerichteter Branchen (u.a. Automobil-, Rohstoff-, Bau sowie Industrie- und Medienaktien) stark gefragt. Dagegen zeigten Pharma- und Telekommunikationsaktien sogar eine insgesamt negative Kurstendenz. Ölaktien zeigten ebenfalls nach längerer Outperformance eine relativ schwache Kursentwicklung.

In den USA konnte sich Wall Street in der letzten Woche nach dem erfolgreichen Test wichtiger Unterstützungslinien bzw. kritischer Marken deutlich erholen. Neben der Entspannung beim Ölpreis sorgten aber auch unter den Erwartungen berichtete Konjunkturindikatoren für eine Dämpfung der Zinsängste. Die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter fielen mit -2,9% im April gegenüber dem Vormonat deutlicher schwächer aus als erwartet. Ebenfalls leicht unter den Erwartungen lag die erste Revision beim BIP für das 1. Quartal. Lediglich die Lagerhaltung konnte deutlicher zulegen, während die Unternehmensinvestitionen schwächer ausfielen. Zudem haben die gestiegenen Benzinpreise negative Spuren sowohl bei den Konsumentenvertrauensindizes (Michigan) als auch bei den persönlichen Ausgaben hinterlassen. Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass die US-Konjunktur ein wenig an Fahrt verliert. Insofern sollte sich bei den Marktteilnehmern auch langsam der Eindruck durchsetzen, dass die Fed zunächst keine Notwendigkeit für aggressiv steigende Zinsen sieht. Wie ölsensitiv der Markt zuletzt reagiert hat, konnte an der letztwöchigen Outperformance der zuvor noch unter dem hohen Ölpreis leidenden Werte Alcoa, Boeing, Caterpillar, Home Depot und General Motors beobachtet werden.

In Europa zeigten die Konjunkturindikatoren ein eher gemischtes Bild. In Euroland sind Auftragseingänge der Industrie im März um 1,5% angestiegen, was einer Jahreswachstumsrate von 12,1% (Vormonat +2,8%) entspricht. Allerdings haben sich im Mai sowohl das Verbraucher- als auch das Unternehmervertrauen - wohl auch angesichts dynamisch ansteigender Öl- und Benzinpreise - verschlechtert. Während in Frankreich noch im April die Verbraucherausgaben kräftig an Wachstumsdynamik gewonnen hatten, fiel hier im Mai das Verbrauchervertrauen ebenfalls merklich zurück. Auch das Geschäftsklima hat sich sowohl in Frankreich als auch in Italien wieder verschlechtert. Der belgische Frühindikator zeigte im Mai ebenfalls eine rückläufige Tendenz. Jedoch haben sich die Auftragseingänge (real) im deutschen Maschinenbau im März im Vergleich zum ersten Quartal insgesamt deutlich beschleunigt. Allerdings war die Dynamik der Auslandsaufträge (+41% ggü. Vj.) im Vergleich zu den Binnenaufträgen (+28%) deutlich höher.

Der Indexanstieg in Japan blieb trotz überwiegend positiver Konjunkturdaten - u.a. im April um 3,3% erhöhte Industrieproduktion, Jahresrate damit von +8,3 auf +8,5% erhöht, weiter ansteigender Einkaufsmanagerindex im Mai mit ansteigender Beschäftigungskomponente -nach dem kräftigen Indexplus der Vorwoche eher moderat. Die Jahresabschlüsse der sechs japanischen Großbanken lassen deutliche Fortschritte in Richtung völlige Genesung des Bankensektors erkennen. Erstmals seit elf Jahren konnten die Banken im Vergleich zu den Kreditkosten höhere operative Erträge verbuchen.

Ausblick

Opec-Meeting und Ölpreise kurzfristig trendbestimmend

In dieser Woche stehen in den USA wieder Konjunkturindikatoren im Vordergrund, die eher unter den Erwartungen liegen und somit die Zinsspekulation weiter abmildern dürften. Nach den Vorindikationen scheint der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das Verarbeitende Gewerbe nur leicht über 60 - aber immer noch deutlich expansiv - auszufallen. Ebenfalls schwächer werden von uns die Autoabsatzzahlen für den Monat Mai mit erwarteten 16,7 Mill. Stück erwartet. Zum Wochenschluss ist im Rahmen des Arbeitsmarktberichtes für den Monat Mai zwar mit einer Fortsetzung des Stellenzuwachses zu rechnen, dieser könnte jedoch mit etwa 200.000 leicht unter dem Konsensus von etwa 220.000 liegen. Insgesamt ist zunächst von einer Fortsetzung der Stabilisierungsbewegung auszugehen. Mit nachhaltig positiven Marktimpulsen und dem erneuten Angriff auf die Jahreshochs ist unserer Meinung nach jedoch erst dann zu rechnen, wenn neben der abgemilderten Zinsspekulation die Sicherheit weiter steigender Gewinne gegeben ist. Dies sollte mit dem Beginn der Gewinnwarnungsphase für das 2. Quartal der Fall sein, von der wir nach den zuletzt eher verhaltenen Ausblicken keine negativen Überraschungen erwarten.

In Europa sind in der laufenden Börsenwoche insbesondere Einkaufsmanagerindizes in verschiedenen Ländern, europäische Einzelhandelsumsatzzahlen vom April sowie Auftragseingänge der deutschen Industrie (ebenfalls April) zu erwarten. Trendbestimmend bleiben aber vorerst die weitere Entwicklung der Ölpreise und in diesem Zusammenhang mögliche Beschlüsse der OPEC-Länder im Rahmen der am 3. Juni stattfindenden Konferenz. "Da die meisten OPEC-Produzenten bereits nahe an der Kapazitätsgrenze produzieren, hätte eine Erhöhung der Produktionsquoten aber lediglich eine ‚Legitimierung‘ der bereits über die Quoten hinaus stattfindenden Produktion zur Folge", sagt ADIG-Fondsmanager Carsten Roemheld. "Lediglich Saudi-Arabien verfügt noch über Produktionsreserven. Insofern ist eine weitere Entspannung am Ölmarkt davon abhängig, ob Saudi-Arabien seine Absicht, die Produktion um etwa 2 Mill. barrel je Tag zu erhöhen, nochmals bekräftigt", so Rohstoff-Experte Roemheld weiter.

Japan dürfte sich in Abwesenheit von wesentlichen Konjunkturdaten - lediglich der konjunkturelle Frühindikator für April sowie die Zahlen der Ausgaben der Privathaushalte stehen an - am internationalen Trend der Aktienmärkte orientieren.

Quelle: AGIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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