Kommentar
16:50 Uhr, 11.08.2022

Immobilien: Was ist mit dem Inflationsschutz?

Immobilien sollen vor Inflation schützen. Immerhin sind sie der Sachwert schlechthin. Der Schutz lässt allerdings auf sich warten.

Vor einigen Monaten schrieb ich darüber, dass der Immobilienmarkt vor einem schwierigen Jahrzehnt steht. Einigen Kommentaren nach war das eine kontroverse These. Sie ging davon aus, dass Immobilien in Zeiten hoher Inflation real an Wert verlieren. Das widerspricht dem, was man oft in den Medien hört. Immobilien sollen vor Inflation schützen. Bisher scheint das in einigen Märkten auch zu funktionieren. In den USA steigt der Immobilienpreisindex immer noch parabolisch an (Grafik 1). Auf Jahressicht haben die Preise um 20 % zugelegt. Die Inflationsrate liegt bei 8,5 %. Der US-Markt wird sich relativ bald abkühlen. Höhere Hypothekenzinsen garantieren das. Genau darin besteht auch das Problem von Hochinflationsphasen. Die Zinsen steigen schnell an. Obwohl die Zinsen in den vergangenen Wochen wieder etwas gesunken sind, haben sich die Zinsen für Immobilienkredite im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Wenn sich die monatlichen Zinszahlungen mehr als verdoppeln, das Einkommen allerdings relativ konstant bleibt, muss man nicht lange rechnen, um zu erkennen, dass die Nachfrage sinken wird. Weniger Nachfrage bedingt früher oder später auch sinkende Preise. Das gilt auch für die USA, auch wenn sich der Trend dort erst in den kommenden Monaten zeigen wird.


In anderen Märkten hat der Trendwechsel bereits stattgefunden. In Australien sind die Preise im zweiten Quartal zum ersten Mal wieder gefallen. In Neuseeland ist es bereits das zweite Quartal in Folge. In Deutschland zeigt das jüngste Quartal noch steigende Preise (Grafik 2).

Betrachtet man das Wachstum der Preise gegenüber dem Vorquartal, also z.B. das zweite Quartal 2022 gegenüber dem ersten Quartal 2022, zeigt sich in Neuseeland der größte Rückgang seit der Finanzkrise. Auch in Australien ist die Krise zu erkennen (Grafik 3). In Deutschland stiegen die Preise noch leicht an.

Betrachtet man monatliche Werte, zeigt sich in mehreren europäischen Ländern bereits ein Abwärtstrend. Immobilienpreise beginnen auf Monatssicht in Großbritannien, Schweden und Norwegen zu sinken. Im letzten Monat, für den Daten verfügbar sind, stagnierten die Preise in Deutschland und den Niederlanden.

Auf den ersten Blick kann man sich damit trösten, dass die Preise zumindest rückblickend schneller gestiegen sind als die Inflation. Preise für Wohnimmobilien sind in Deutschland in den vergangenen 12 Monaten um 10 % gestiegen. Die Inflationsrate liegt bei 7,5 %. Das sieht nach einem Gewinn aus.

Die allgemeine Inflationsrate spiegelt nicht die Kosten des Wohnbaus wider. Der Baupreisindex stieg zuletzt um mehr als 15 %. Die Kosten, um eine Immobilie zu bauen, steigen schneller als der Immobilienpreisindex, der die Marktpreise widerspiegelt. So macht zumindest das Bauen weniger Sinn, als ein bestehendes Haus zu kaufen.

Die Kernaussage ist jedoch eine andere. Der Trend steht vor einer Umkehr. In einigen Märkten sinken die Preise bereits, in anderen stagnieren sie. Nur wenige Ausnahmen, wie die USA, zeigen noch einen positiven Trend. Immobilien als Inflationsschutz machen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn mehr. Wer eine Immobilie selbst bewohnen will, stellt eine andere Rechnung an.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • GtrAngus
    GtrAngus

    Interessanter Beitrag! Da selber gerade auf Immobiliensuche, hört man "auf der Straße" aber auch andere Meinungen. Hier zwei Punkte:
    1.) Die aktuell hohe Volatitlität der Rohstoffpreise lässt viele Bauvorhaben stocken. Baufirmen können und wollen Festpreise aktuell nicht garantieren und arbeiten lieber vorhandene Aufträge ab, bevor zukünftige Projekte akquiriert werden. Auch wenn die Rohstoffpreise aktuell wieder sinken wird es noch eine Weile dauern, bis dies auch bei den Firmen ankommt. In Summe trifft die fallende Nachfrage durch steigende Zinsen auf ein strumpfendes Angebot an Neubauwohnungen.
    2.) Es gibt nicht DEN Immobilienmarkt. Vielmehr treffen Angebot und Nachfrage aufeinander. In Zeiten niedriger Zinsen kann "die breite Masse" den Kredit für z.B. das Reihenhaus stemmen, während sich wohlhabendere Leute die alleinstehende Villa am Stadtrand gönnen. Steigen die Zinsen bricht ein Teil der "breiten Masse" als Kaufinteressenten weg und wird durch einen nachrutschenden Anteil aus bessergestellten Leuten ersetzt. Folglich wäre es interessant zu beobachten wie sich die Preise bei Luxusimmobilien verhalten und ob dies nicht als Frühindikator verwendet werden kann.
    Beste Grüße!

    12:35 Uhr, 13.08. 2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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