IMK: Teuerungsraten unterschiedlicher Haushalte nah beieinander
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung lag die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, im Februar relativ nah beieinander. Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten haushaltsspezifischen Rate habe im Februar 1 Prozentpunkt betragen, teilte das Institut mit. Für einkommensschwache Haushalte war die Inflationsrate im Februar demnach unterdurchschnittlich: Der Warenkorb von Alleinlebenden mit niedrigen Einkommen verteuerte sich um 1,6 Prozent, der von Familien mit niedrigen Einkommen um 1,8 Prozent, so der neue IMK Inflationsmonitor.
Bei den übrigen untersuchten Haushaltstypen habe sich die nachlassende Preisdynamik für Güter und Dienstleistungen des Grundbedarfs weniger stark ausgewirkt. So betrug die Preissteigerung bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen sowie bei Paarfamilien mit hohen Einkommen laut IMK im Februar 2,6 Prozent. Der Warenkorb von Paaren ohne Kinder mit mittleren Einkommen verteuerte sich um 2,5 Prozent, der von Paarfamilien mit mittleren Einkommen um 2,3 Prozent. Bei Alleinlebenden mit höheren Einkommen schlug die Inflation mit 2,2 Prozent zu Buche. Bei Alleinlebenden und bei Alleinerziehenden mit je mittleren Einkommen legten die Preise im Jahresvergleich um 2,1 Prozent zu.
Für die kommenden Monate erwarteten IMK-Inflationsexpertin Silke Tober und der wissenschaftliche Direktor Sebastian Dullien, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf die deutlich gesunkenen Inflationsraten in Deutschland wie im gesamten Euroraum mit Zinssenkungen reagiert. Offensichtlich habe der Rückgang der Teuerung die Notenbank überrascht - seit der letzten Zinserhöhung im September 2023 habe die EZB ihre Inflationsprognose für 2024 gleich zweimal um insgesamt 0,9 Prozentpunkte nach unten revidiert. Dementsprechend bremsten die hohen Leitzinsen die Konjunktur noch stärker als vor kurzem erwartet.
Hinzu komme, dass die Regierungen verschiedener Euro-Staaten in den letzten Monaten fiskalpolitisch die Zügel angezogen hätten - insbesondere Deutschland nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im November. Das belaste die Wirtschaftsentwicklung zusätzlich. Wenn die EZB nicht schnell gegensteuere, riskiere sie, "dass sich die stagnativen Tendenzen verfestigen" und die Inflationsrate noch spürbar unter das Ziel von 2 Prozent falle. "Vor diesem Hintergrund sind zügige Zinssenkungen nicht nur erforderlich, sondern auch zu erwarten", betonten Tober und Dullien.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
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